Hamburg. Umweltverbände warnen vor Sauerstoffmangel in Teilen des Flusses. Fische und Organismen seien bedroht. Welche Maßnahmen helfen könnten.
Der Zustand von Teilen der Elbe ist aus ökologischer Sicht zurzeit besonders kritisch. Dieser Ansicht ist jedenfalls das Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“, in dem sich die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF zusammengeschlossen haben. Zum Internationalen Tag der Flüsse am vierten Sonntag im September solle eigentlich „der ökologische Wert unserer Flüsse gefeiert werden. An der Tideelbe gibt es jedoch nichts zu feiern, im Gegenteil“, warnt das Aktionsbündnis.
Die Umweltverbände bemängeln, dass sich trotz klarer Verbesserungspflichten der EU der Zustand des Ökosystems Tideelbe seit Jahren verschlechtere. Besonders deutlich zeigten sich derzeit die Auswirkungen von Ausbaumaßnahmen und weiteren schädlichen Einflüssen an der Tideelbe, also dem Abschnitt der Elbe in Hamburg und Umgebung zwischen Geesthacht und Cuxhaven.
Elbe: Umweltverbände beobachten „Todeszone“ von Hamburg flussabwärts
„Im Bereich des Hamburger Hafens und elbabwärts beobachten wir dieses Jahr eine extrem lang anhaltende Todeszone für Gewässerorganismen“, so die Verbände. „Dabei fehlen insbesondere den Fischen Flachwasserzonen als Rückzugsbereiche mit höheren Sauerstoffwerten.“
Flachwasserzonen könnten als Ausweichbereiche für Fische wirken, in denen sie den niedrigen Sauerstoffwerten im Hauptstrom entgehen könnten. Diese sollten verstärkt angelegt beziehungsweise gefördert werden.
„Um hier etwas Wirksames zu erreichen, bedürfte es dafür eines mit ausreichenden finanziellen Mitteln hinterlegten und von der Politik getragenen Maßnahmenprogramms. Es ist ein politisches und behördliches Armutszeugnis, viel zu wissen und wenig zu machen“, kritisieren die Verbände.
Elbe: Hat Starkregen die Situation verschärft?
Im Ergebnis würden Tausende Fische in der Tideelbe sterben, die meisten unsichtbar unter der trüben Wasseroberfläche. Eine Ausnahme stelle der Fund eines verstorbenen, laichbereiten europäischen Störs dar, der nach etwa 15 Jahren Ende Juli 2024 fortpflanzungsbereit die Elbe habe hinaufziehen wollen. Dieser Stör stehe „wohl symbolisch für alle Wanderfischarten und Neunaugen, für die die Sauerstoffmangelsituation in der Tideelbe das tödliche Ende ihrer Wanderung ist“, erklärten die Umweltverbände.
Dass die Situation in diesem Jahr so viel dramatischer sei als bisher, könne auch mit mehreren Starkregenereignissen in Hamburg zusammenhängen, bei denen ungewöhnlich große Mengen Abwasser in die Tideelbe übergelaufen seien. So habe sich das jährliche Sauerstoffproblem im tiefen Wasser noch verstärkt, vermuten die Verbände. Solche Ereignisse sowie langanhaltend hohe Temperaturen würden in Zukunft noch zunehmen, warnt das Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“. Deshalb sei es dringend nötig, eine nachhaltige Lösung für den erstickenden Lebensraum in der Tideelbe zu finden.
Probleme werden in Zukunft noch verstärkt, warnen Verbände
Als Hauptursache für das jährliche Sauerstofftal bezeichnet das Aktionsbündnis aus BUND, Nabu und WWF allerdings den Ausbau des Flusses, der stetig vorgenommen werde, um immer größeren Containerschiffen mit immer mehr Tiefgang die Zufahrt zum Hamburger Hafen zu ermöglichen.
- Klimawandel an der Elbe: Warum der Bund Millionen in den Naturschutz investiert
- Hafen Hamburg: Ist die Elbe nicht tief genug? Reeder noch nicht in Sorge
- Klimakiller-Gas im Hamburger Hafen: Container mit Holz extrem belastend
Die negativen Folgen, die der Ausbau der Elbe nach Überzeugung der Umweltverbände habe, stehe „im krassen Gegensatz zu den zurückgehenden Containerumschlagszahlen. Während die vorhandene Tiefe in der Fahrrinne der Elbe kaum genutzt wird, zahlt die Natur dafür einen hohen Preis.“ Deshalb müsse die „unnötige Tiefe der letzten Elbvertiefung“ zurückgenommen werden. Dies sei die „wirksamste Maßnahme, um unserer Elbe wieder eine Chance auf ein gesundes Ökosystem zu geben“.