Hamburg. Studierende klagen über eingeschränkte Öffnungszeiten. Krisentreffen mit Katharina Fegebank.
Mit einem „Dieselgate“ haben nicht nur einige Autokonzerne zu kämpfen. Auch Hamburgs HafenCity Universität (HCU) macht ein Treibstoffproblem zu schaffen – wobei es nicht um manipulierte Abgaswerte geht, sondern um eingeschränkte Öffnungszeiten für Studierende.
Das wäre keine allzu große Sache, ginge es nur um ein paar Tage oder einige Wochen. Doch das Problem, das dem neuen Präsidenten der HCU zuletzt einen Sitzprotest bis kurz vor Mitternacht bescherte und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) ein Krisentreffen mit Vertretern des AStA, besteht schon seit 20 Monaten. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
HCU wegen Diesel-Panne nur noch bis 20 Uhr geöffnet
Aber der Reihe nach. Die Panne, deren Ursache bis heute nicht abschließend geklärt ist, hatte sich Ende Mai 2018 ereignet. Damals waren auf dem Dach der Hochschule für Baukunst und Metropolenentwicklung mindestens mehrere Hundert Liter Diesel aus einem Notstromaggregat ausgelaufen und in den Beton gesickert. Bis heute sind deswegen Teile des fünften Stocks gesperrt, monatelang war auch der vierte Stock betroffen.
Gravierender als dieser Raumverlust ist aus Sicht des AStA allerdings, dass die HCU infolge des Vorfalls montags bis freitags nur noch von sieben bis 20 Uhr geöffnet sein darf – statt bis 23 Uhr – und am Wochenende gar nicht mehr. Zwar funktioniert die Netzersatzanlage offenbar noch teilweise, aber um die Sicherheitsvorschriften einzuhalten, müssten für den Betrieb auch spätabends technisches Personal und Brandwachen eingesetzt werden. Daran fehlt es.
Studierende können abends nicht an Modellen basteln
AStA-Vorstand Jasmin Kunze sagt, an der HCU seien viele Studierende – unter ihnen angehende Architekten und Stadtplaner – darauf angewiesen, abends in geeigneten Räumen an Modellen zu basteln. „Das lässt sich schwerlich in kleinen WG-Zimmer machen, schon gar nicht in einer Gruppe“, sagt Kunze. Zwischen acht und 18 Uhr sei die Hauptzeit für Vorlesungen und Seminare. Durch die eingeschränkten Öffnungszeiten bestehe die Gefahr, dass Studierende die Abgabefristen nicht einhalten könnten. Der Zustand sei inzwischen „nicht mehr tragbar“.
War noch bis 2019 das Verhältnis zwischen Teilen der Studenten, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren einerseits und dem HCU-Präsidium andererseits angespannt wegen diverser Auseinandersetzungen, findet der AStA milde Worte für den neuen HCU-Präsidenten Jörg Müller-Lietzkow. Der Betriebswirt und Digitalexperte habe hier wohl „alles getan, was er tun konnte“.
Bereits Anfang 2019 hat der AStA eine Stellungnahme geschickt
Die Studierenden meinen es ernst mit Forderungen nach längeren Öffnungszeiten: Am 29. Januar arbeiteten knapp 200 von ihnen – so eine Schätzung des AStA – ab 20 Uhr im Foyer der Hochschule einfach weiter. Das sei ein „intelligenter Protest“ gewesen, sagt Müller-Lietzkow, der sich zu den jungen Leuten setzte und eine Ausnahmegenehmigung für diesen Abend erteilte. Der Ärger der Studierenden sei absolut verständlich. „Ich kann mich aber natürlich nicht jeden Abend da hinsetzen.“
Hat die Wissenschaftsbehörde – Besitzerin des Gebäudes – unterschätzt, wie stark die Diesel-Panne den Betrieb der HCU aus Sicht der Studierenden beeinträchtigt? Schon Anfang 2019, erklärt der AStA, habe er eine Stellungnahme an die Behörde geschickt, um auf die Probleme hinzuweisen.
Diese erklärt, sie habe Anfang 2019 ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren angestrengt, um etwaige Schadensersatzansprüche geltend machen zu können. Die Sanierung könne sehr teuer werden, da mache es einen erheblichen Unterschied, ob die Behörde dafür aufkommen müsse oder Dritte, also etwa Firmen, die für die Installation der Anlage verantwortlich waren, heißt es.
Die Uni hat weitere Räumlichkeiten angemietet
Zumindest ein Stück weit Abhilfe schaffen sollte die Maßnahme, den Studierenden im Campus-Tower gegenüber der HCU etwa 100 Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Das sei nur bedingt ein Fortschritt, erklärt der AStA. In den Räumen sei Modellbau nicht möglich.
Im Dezember 2019 habe das Gericht einen Gutachter bestellt, erklärt die Behörde. Seitdem wartet das HCU-Präsidium auf diesen Gutachter. Am 3. Februar kam es zu einem Krisentreffen zwischen Katharina Fegebank und AStA-Vertretern, auch Müller-Lietzkow war dabei. Vereinbart wurde, dass die Studierenden nun mindestens bis Ende März und – laut Behörde – rund um die Uhr auch in Räumen an der Tunnelstraße auf der Veddel arbeiten können, wo Modellbau möglich ist.
HCU sucht nach zusätzlichem Personal
Außerdem prüft die HCU nun, ob die Hochschule zumindest an drei Sonnabenden im Februar bis 17 Uhr geöffnet sein darf. Und sie sucht nach zusätzlichem Personal, um auch montags bis freitags wieder längere Öffnungszeiten möglich zu machen.
„Unabhängig davon erfolgt die Planung einer Ersatzanlage“, erklärt die Behörde – und spricht von „Einschränkungen, die für die Studierenden und die Hochschulmitglieder belastend sind“. Ziel sei es, „schnellstmöglich wieder längere Öffnungszeiten der Hochschule im Interesse aller Beteiligten zu erreichen“.