Hamburg. Neue Technik: Straßenlampen sollen nur noch leuchten, wenn es wirklich nötig ist. Für einige Hamburger könnte Umstellung Probleme bringen.

Rund 126.000 öffentliche Lampen sorgen an Hamburgs Straßen, Wegen, Plätzen und in Parks für ausreichend Licht. Nun wird das gesamte Beleuchtungssystem umgestellt. Was im besten Falle von den Bürgern gar nicht bemerkt wird, ist doch ein schwieriges technisches Unterfangen – und kann für manche Hamburger auch überraschenden Ärger mit sich bringen. Darauf hat jetzt der technische Geschäftsführer der zuständigen Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA), Volker Rech, im Gespräch mit dem Abendblatt hingewiesen.

Hintergrund: Bisher wurden die öffentlichen Beleuchtungsanlagen in Hamburg laut der zuständigen Verkehrsbehörde über die sogenannte Tonfrequenzrundsteuerung (TFR) geschaltet. Stromnetz Hamburg (SNH) sendete dafür jeweils Signale zum Ein- und Ausschalten der Lampen. Da sie in die Jahre gekommen sei, werde diese Technik aber ab dem kommenden Jahreswechsel nicht mehr von der SNH genutzt. „Damit Hamburg zum Jahreswechsel nicht im Dunkeln steht, muss eine technische Alternative installiert werden“, teilte nun die Verkehrsbehörde mit. „Hamburg Verkehrsanlagen installiert daher seit Dezember 2021 eine neue Ansteuerungstechnik auf Basis der Europäischen Funkrundsteuerung namens EFR.“

Verkehr Hamburg: 49.000 Empfänger an Beleuchtungsanlagen mussten ersetzt werden

Die Umstellung, die bis zum Ende des Sommers abgeschlossen werden soll, ist ausgesprochen aufwendig. Insgesamt mussten laut Behörde im Hamburger Stadtgebiet 49.000 einzelne Empfänger ersetzt werden. Künftig werden die öffentlichen Leuchten „zentral von den Maststandorten bei Mainflingen bei Frankfurt am Main und Burg bei Magdeburg angesteuert“. Dabei hängen „die Ein- und Ausschaltsignale von Lichtmesssensoren ab, die bei bestimmten vorgegebenen Helligkeitsstufen den Schaltbefehl vorgeben“, so die Behörde. So solle „ein möglichst umweltgerechter und sparsamer Einsatz der Lampen“ gewährleistet werden. Mithin: Die Lampen sollen nur noch leuchten, wenn es auch wirklich notwendig ist.

Für manche Hamburger könnte die Umstellung Probleme bereiten. So hat HHVA-Geschäftsführer Rech im Gespräch mit dem Abendblatt darauf hingewiesen, dass bisher auch viele Kleingartenvereine und manche anderen privaten Nutzer ihre Lampen durch das von der SNH gesendete Signal haben schalten lassen. Das werde künftig so nicht mehr funktionieren. Die neue Technik werde den Kleingärtnern oder anderen privaten Nutzern nicht mehr zur Verfügung stehen, hieß es von der HHVA – zumal die bisherige Nutzung der Ein- und Ausschaltsignale über eigene Empfänger sich auch eher in einem Graubereich bewegt habe. Mithin: Kleingartenvereine, die ihre Beleuchtung bisher über die Stadt haben schalten lassen, müssen sich jetzt eine andere Lösung suchen.

Verkehr Hamburg: „Die Außenbeleuchtung prägt auch das Stadtbild“

Für Martin Bill (Grüne), Staatsrat der Verkehrsbehörde, ist die schrittweise Umstellung der Beleuchtungssysteme auf umweltfreundlichere und modernere Technik so oder so ein Muss. „Die öffentliche Beleuchtung spielt für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden eine wichtige Rolle. Gleichzeitig prägt die Außenbeleuchtung auch das Stadtbild“, sagte Bill dem Abendblatt. „Dabei ist es unser Anspruch, die öffentlichen Beleuchtungsanlagen in Hamburg in den kommenden Jahren komplett auf LED-Technik umzurüsten, um die Beleuchtung der Wege noch besser und nachhaltiger zu gestalten.“

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Seit dem Jahr 2000 habe Hamburg in der öffentlichen Beleuchtung seinen Stromverbrauch um mehr als 30 Prozent reduziert, so Bill. „Und das bei steigender Helligkeit durch die Straßenleuchten. Die neue EFR-Technik ermöglicht es unter anderem, ausgewählte Areale noch bedarfsgerechter anzusteuern.“ Dies werde man etwa im Volkspark bei den Wegen zu den Arenen merken. Die neue Technik sei „nachhaltiger und effizienter“, sagte der Staatsrat. „Ich danke der HHVA, dass sie diese umfangreiche und komplexe Umstellung von rund 126.000 Beleuchtungsanlagen umsetzt.“