Hamburg. Kaum jemand in Hamburg will Bewachungsaufgaben übernehmen. Vermehrt müssen Polizisten ran. Gewerkschafter fordert „finanzielle Anreize“.
Hamburgs Polizei findet keine Bewerber, die als Angestellte Bewachungsaufgaben übernehmen wollen. Die Folge: Ausgebildete Beamte müssen einspringen. Jetzt hat sich die Situation noch einmal verschärft. Seitdem bei der Polizei 120 Männer und Frauen für den Verwaltungsbereich gesucht werden, würden sich viele der Objektschützer auf solche Stellen bewerben. Laut Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, sei die Situation „dramatisch“. „Wir finden nicht nur nicht genug geeignete Bewerber“, so Jungfer, „außerdem kannibalisieren wir uns auch selbst.“
Objektschutz der Polizei Hamburg: Lehrgänge mit mehr Dozenten als Schülern
Wie schwer es ist, Leute für die Bewachung zu finden, zeigt sich an den Bewerberzahlen. Auf die 28 zu besetzenden Stellen eines Lehrgangs haben sich, so Jungfer, „keine 30 Bewerber“ beworben. Zumal längst nicht jeder für die Aufgabe geeignet ist, bei der man bewaffnet beispielsweise vor jüdischen Einrichtungen oder vor Konsulaten eingesetzt wird. „Als Faustregel gilt, dass etwa die Hälfte der Bewerber wegfällt“, so Jungfer. „Wir haben deswegen teilweise eine wirklich groteske Situation an der Akademie der Polizei. So gibt es Lehrgänge für Angestellte im Polizeidienst, bei denen es mehr Dozenten als Schüler gibt.“
In anderen Fällen mussten Lehrgänge für Angestellte im Polizeidienst, von denen es pro Jahr vier mit jeweils 28 Teilnehmern geben soll, sogar komplett abgesagt werden. „Aktuell sind etwa 100 der 300 Stellen für den Objektschutz unbesetzt“, so Jungfer.
Ein ganzer Zug Bereitschaftspolizei wird für Bewachungsaufgaben eingesetzt
Mit diesem Engpass lebt man bereits seit etwa zwei Jahren. „Aktuell müssen wir täglich einen Zug der Bereitschaftspolizei für Objektschutzaufgaben heranziehen. Diese Beamten fehlen dann auf der Straße für die eigentliche Polizeiarbeit“, so Jungfer. Auch die Wasserschutzpolizei, die Polizeiwachen und die Verkehrsdirektion, zuständig für die Überwachung des Verkehrs, müssten immer wieder Personal stellen.
Mit dem im Juli aufgelegten „120er-Programm“, über das die Polizei 120 Mitarbeiter im Verwaltungsbereich einstellen will, beispielsweise als Kriminalassistenten, um die Halden von unbearbeiteten Fällen abzuarbeiten, oder bei den „Dienstgruppen lokale Präsenz“, hat man laut Jungfer ein neues Problem geschaffen. Zahlreiche Angestellte, die als Objektschützer eingesetzt sind, bewerben sich bei internen Ausschreibungen auf diese Posten.
Die Bezahlung für Angestellte im Objektschutz ist der „Knackpunkt“
Dabei geht es auch um Geld. Als Angestellter im Polizeidienst wird man nach der „Entgeltgruppe 5“ bezahlt, bekommt rund 2950 Euro brutto. Dazu kommen zwar noch Zulagen für den Schichtdienst oder Nachtarbeit. Die intern ausgeschriebenen Posten sind aber meistens attraktiver – vor allem mit Blick auf das Ruhegehalt. „Dazu kommt, dass Objektschutz eine nicht besonders abwechslungsreiche Aufgabe ist“, sagt Jungfer. So würden viele Angestellte einen Posten bei der „Dienstgruppe lokale Präsenz“ als deutlich attraktiver empfinden. „Dort kommt die Arbeit der Polizeiarbeit am nächsten“, sagt Jungfer.
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Für den Gewerkschafter Jungfer liegt die Lösung auf der Hand. „Wir müssen Bewachungsaufgaben im Objektschutz finanziell attraktiver machen, sonst wird dieses Problem auch angesichts der demografischen Entwicklung über Jahre weiter bestehen und sich sogar noch verschärfen. Nur durch eine bessere Besoldung könne man nach seiner Ansicht auf dem „leer gefegten Arbeitsmarkt“ geeignete Bewerber finden. Ihm schwebt eine „Waffenträgerzulage“ oder eine Zulage für den Polizeidienst auch für diese Angestellten vor.