Hamburg. Nach dramatischem Rückgang im vergangenen Jahr sinkt Zahl der genehmigten Wohnungen noch einmal. Experte stellt klare Forderung.

Die Lage beim Wohnungsbau in Hamburg hat sich im ersten Halbjahr 2024 weiter verschlechtert. Zwischen Januar und Ende Juni 2024 wurden laut Stadtentwicklungsbehörde lediglich 2028 neue Wohneinheiten genehmigt. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es noch 2730 Wohnungen. Das entspricht einem Rückgang von fast 26 Prozent.

Angesichts dieser Zahlen ist zu befürchten, dass auch im Gesamtjahr 2024 weniger Wohnungen genehmigt werden als die 5257, die es laut Statistikamt Nord im Jahr 2023 waren. Ganz sicher ist das allerdings nicht, denn in der Regel steigt die Zahl der Genehmigungen zum Jahresende. Zuerst hatte der NDR über die jüngste Entwicklung berichtet.

Wohnen Hamburg: Bauzahlen sinken auf niedrigsten Stand seit 2012

Auch bei den Fertigstellungen von Wohnungen waren die Zahlen zuletzt drastisch eingebrochen. Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg laut Statistikamt Nord nur noch knapp 6000 Wohnungen gebaut – und damit so wenige wie seit 2012 nicht mehr. Der Rückgang gegenüber 2022 betrug satte 35 Prozent. Ziel des Senats im mit der Wohnungswirtschaft geschmiedeten „Bündnis für das Wohnen“ ist es, mindestens 10.000 neue Wohnungen im Jahr zu genehmigen.

Die stark gestiegenen Bau- und Energiepreise und hohe Zinsen hatten der Bauwirtschaft zuletzt stark zu schaffen gemacht. Auch die hohen Auflagen in Sachen Klimaschutz sind als Bremser der Bautätigkeit immer wieder kritisiert worden. Um das Bauen wieder zu vereinfachen, soll künftig ein sogenannter „Gebäudetyp E“ eingeführt werden, bei dem das E für „einfach“ und „experimentell“ steht. Bei diesem sollen Vorgaben und Standards etwa bei Statik, Schall und Dämmung abgesenkt werden, um Kosten zu reduzieren.

Miete Hamburg: Anstieg könnte deutlich an Fahrt aufnehmen

Ein weiteres Hindernis für den Wohnungsbau in einer Metropole wie Hamburg ist der zunehmend knapper werdende Platz. Um neue Areale für den Wohnungsbau zu entwickeln, hatte der Senat kürzlich ein Konzept vorgelegt, wie in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Wohnungen entlang der zwölf größten Ausfallstraßen, den sogenannten Magistralen, entstehen sollen. Zuletzt waren auch die Mieten wieder stärker gestiegen. Wird Wohnraum noch knapper, könnte sich dieser Trend verschärfen.

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Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) leitet aus den jüngsten Daten eine klare Forderung ab. „Die neuen Zahlen sind auch eine rote Ampel für alle Versuche, Klimaschutzauflagen zu verschärfen“, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner dem NDR. Andernfalls könnten kaum noch bezahlbare Wohnungen gebaut werden.

Wohnen Hamburg: Verband lobt Erhöhung der Fördermittel

Allerdings hat Breitner trotz der schwierigen Lage auch Lob für den Senat parat. „Die sozialen Vermieter erkennen an, dass die Stadt mit einer deutlichen Erhöhung der Fördermittel versucht, der Entwicklung entgegenzuwirken“, sagte er. „Hamburg muss jetzt konsequent die Bauordnung entschlacken und die Bürokratie reduzieren.“

Die aktuelle Entwicklung sei „mehr als beunruhigend“, sagte Paul-Hendrik Mann vom Mieterverein zu Hamburg dem Abendblatt. „Der Senat hat auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert und eine Förderkulisse geschaffen, die einen Neubau auch heute noch möglich macht. Wir sehen hier auch die Wohnungswirtschaft in der Pflicht, ihrer sozialen Verantwortung nachzukommen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“