Hamburg. Eigentlich sind die Gebühren auf 250 Euro gedeckelt – und viele Privatschulen verlangen weniger. Warum eine 24.000 Euro im Jahr kosten darf.
Wer sein Kind auf eine Hamburger Privatschule schicken will, muss mitunter tief in die Tasche greifen – oder auch nicht. Das Hamburgische Schulgesetz schiebt Privatschulen beim Schulgeld einen Riegel vor. Mehr als 250 Euro dürfen nicht verlangt werden. Es dürfe keine soziale Selektion, orientiert an den ökonomischen Verhältnissen der Eltern, stattfinden, heißt es von der Schulbehörde. Viele Schulen verlangen weniger als den Maximalbetrag, häufig sind die Gebühren auch nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt. Wer weniger verdient, zahlt auch weniger
Knapp 124 Euro werden beim Deutsch-Französischen Gymnasium in Lokstedt (Lycée) monatlich maximal fällig. Laut der Schulbehörde lagen dort die durchschnittlichen monatlichen Schulgeldeinnahmen, stand 2022, bei rund 107 Euro. Beim zweiten Kind werde eine Ermäßigung von 10 Prozent gewährt, für das dritte und alle weiteren Kinder seien es 25 Prozent, heißt es in der Finanzordnung der Schule. Laut der Schulbehörde werden die Gebühren nach den Einkommensverhältnissen gestaffelt.
Hamburger Privatschulen: Schulgeld von höchstens 250 Euro – aber eine teure Ausnahme
Die Brecht-Schule in St. Georg gehört dagegen zu den teureren Privatschulen in Hamburg. Bisher wurde dort ein maximales Schulgeld von 200 Euro erhoben. Im Durchschnitt zahlten Eltern laut Schulbehörde im Jahr 2022 rund 177 Euro monatlich. Ab dem 1. August ändert sich das jedoch, das Schulgeld soll auf monatlich 250 Euro steigen, heißt es auf der Internetseite der Brecht-Schule. Die Änderung gelte nur für neue Verträge. Eine Schulgeldreduzierung und die Beantragung von Zuschüssen seien möglich.
Spitzenreiter bei den Gebühren ist in Hamburg die International School. 23.290 Euro kostete ein Besuch in den Klassen elf und zwölf im vergangenen Schuljahr, heißt es auf der Internetseite der Schule in Osdorf. Die Gebühren fallen in den Jahrgängen unterschiedlich hoch aus. In der jüngsten Stufe „Early Years 1“, die sich an dreijährige Kinder richtet, lagen die Kosten bei 11.830 Euro. Für das dritte Kind gibt es an der International School eine Ermäßigung von zehn Prozent, ab dem vierten Kind sind es 15 Prozent. Im kommenden Schuljahr werden die Gebühren angehoben und liegen dann zwischen 12.300 Euro und 24.220 Euro. Pro Monat wären das ungefähr 2000 Euro, also deutlich mehr als das Schulgesetz erlaubt.
International School of Hamburg darf 24.000 Euro jährlich erheben
Als einzige Hamburger Schule darf die International School den Rahmen von 250 Euro sprengen. Sie besitzt den Status einer Ergänzungsschule, „deren Zielgruppe z. B. Kinder von Diplomaten oder von Expats sind, also nur vorrübergehend in Hamburg sind und keinen deutschen Schulabschluss anstreben“, heißt es von der Schulbehörde. Die Schüler pauken dort nicht für das Abitur, sondern erwerben den Schulabschluss International Baccalaureate (IB). Mit dem IB können die Schüler unkomplizierter im Ausland studieren. Die Schule unterliege nicht dem Hamburgischen Schulrecht, so die Schulbehörde.
Hamburgs Rudolf Steiner Schulen fallen dagegen unter das Schulgesetz. Die Rudolf Steiner Schule in Wandsbek verlangt beispielsweise, stand August 2023, maximal 200 Euro Schulgeld, das sich beim zweiten Kind auf 100 Euro reduziert. Für Kind drei werden 50 Euro fällig, aber dem vierten Kind fallen keine weiteren Gebühren an. Eltern, die nicht in der Lage sind, das Schulgeld aufzubringen, können eine Reduktion erhalten. „Es ist ein Prinzip der Waldorfschule, kein Kind aus finanziellen Gründen abzulehnen“, heißt es auf der Internetseite der Schule. Auch in Altona, Harburg, Nienstedten, Bergstedt und Bergedorf gibt es Rudolf Steiner Schulen, die Gebühren können variieren.
Hamburger Förderschulen besonders günstig
Besonders günstig ist die Christophorus-Schule in Bergstedt, die Kinder mit individuellem Förderbedarf, „überwiegend in den Bereichen Lernen, sozial-emotionale Entwicklung sowie geistige Entwicklung“ aufnehme, heißt es auf der Internetseite der Schule. Die monatlichen Kosten betragen 29 Euro. Auch die Michael-Schule Harburg nimmt Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf. Die monatlichen Kosten lagen laut Schulbehörde im Jahr 2022 bei 20 Euro.
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Zu den günstigeren Privatschulen in Hamburg zählen auch die katholischen Schulen. Am 1. August 2023 erhöhte das Erzbistum Hamburg das Schulgeld für neue Verträge von maximal 100 Euro auf maximal 135 Euro. Durch mögliche Ermäßigungen und Geschwisterboni können die Gebühren auf Antrag aber auch deutlich geringer ausfallen. Bei einem Einkommen von bis zu 25.000 Euro brutto kann das Schulgeld auf zehn Euro reduziert werden.
Maximal 135 Euro an katholischen Schulen - starke Ermäßigungen möglich
Bei einem zweiten Kind fallen die Gebühren ebenfalls geringer aus. Der Maximalbetrag verringert sich von 135 Euro auf 95 Euro. Ab dem dritten Kind können die Gebühren auf Antrag ganz entfallen. Wer bis zu 25.000 Euro brutto verdient, zahlt bereits für das zweite Kind keine weiteren Gebühren. Durchschnittlich betrage das Schulgeld 75 Euro, sagt ein Sprecher des Erzbistums Hamburg. Zu den Schulen des Erzbistums gehören unter anderem die Sankt-Ansgar-Schule in Borgfelde und die Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum.