Hamburg. 2023 registrierte die Polizei zudem 604 sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche. Ein Detail der Daten schockiert besonders.
Es ist keine gute Entwicklung: In den vergangenen Jahren ist die Zahl von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen in Hamburg gestiegen. Registrierte die Polizei im Jahr 2020 noch 501 Fälle, so waren es 2021 bereits 544 und 2022 schon 608. Im vergangenen Jahr blieben die Zahlen in etwa konstant: 604 dieser Straftaten erfasst die neueste Statistik für 2023. Das geht aus der Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage des CDU-Fraktionsvorsitzenden Dennis Thering hervor, die dem Abendblatt vorliegt.
Demnach wurden im vergangenen Jahr in Hamburg 330 Kinder Opfer von Sexualstraftaten, 211 Mädchen und 119 Jungen. 274-mal richteten sich die Straftaten gegen Jugendliche, 28 gegen Jungen und 246 gegen Mädchen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik unterscheidet zwischen Delikten in diesem Bereich. Am häufigsten registriert wurde im vergangenen Jahr der sexuelle Missbrauch von Kindern mit 283 Fällen, 109 Jungen und 174 Mädchen fielen ihm zum Opfer. 54-mal wurden Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch, 14 davon Jungen und 40 Mädchen.
Polizei Hamburg: Besonders viele Fälle der sexuellen Belästigung von Kindern und Jugendlichen
Besonders viele Fälle gab es auch in der Kategorie „sexuelle Belästigung“, bei der es um intime Berührungen gegen den Willen der Betroffenen geht. Hier weist die Statistik 35 Fälle bei Kindern und 110 bei Jugendlichen aus. In beiden Fällen wurden Mädchen deutlich häufiger Opfer als Jungen. In der Kategorie Vergewaltigung/sexuelle Nötigung/Übergriffe registrierte die Polizei im vergangenen Jahr fünf Fälle bei Kindern, alle Mädchen, und 57 Fälle bei Jugendlichen, 53 davon Mädchen. Jugendliche wurden zudem in 57 Fällen Opfer von Exhibitionismus.
Verbreitung, Besitz, Erwerb oder Herstellung von Kinderpornografie wurde im vergangenen Jahr in 1049 Fällen in Hamburg von der Polizei erfasst, ein Rekordwert. Im vergangenen Jahr waren es noch 1014, damals schon ein Höchststand. Zuletzt verzeichnete die Polizei einen kontinuierlichen Anstieg bei diesen Delikten, den größten Sprung gab es zwischen 2020 und 2021 – von 312 auf 952 Fälle. Im Jahr 2018 hatte es noch lediglich 107 solcher Fälle in Hamburg gegeben.
Allerdings hatte die Polizei bereits im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass der rasante Anstieg nicht in erster Linie mit mehr Taten, sondern mit einer besseren Aufklärung zu tun habe. So durchforste die gemeinnützige US-Organisation National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) das Netz nach Kinderpornografie und gebe der Polizei weltweit Hinweise.
Sexueller Missbrauch: Oft sind Kinder und Jugendliche auch selbst Täter
Ingsesamt 169 Täter im Bereich sexueller Missbrauch von Kindern registrierte die Polizei im vergangenen Jahr in Hamburg. Schockierend: Unter den Tätern sind auch 41 Kinder, 36 Jungen und fünf Mädchen. 19 Täter waren Jugendliche, acht Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren und 101 Erwachsene. In allen Bereichen ist der ganz überwiegende Teil der Täter männlich.
Im laufenden Jahr bewegen sich die Zahlen weiter auf einem ähnlichen Niveau. Im ersten Halbjahr registrierte die Polizei in der Kategorie sexueller Missbrauch von Kindern 84 Täter, 81 männliche und drei weibliche. Zwölf von ihnen waren selbst Kinder, 18 Jugendliche.
Kindesmissbrauch: CDU fordert bessere Ausstattung der Ermittlungsbehörden
„Jeden Tag werden in Hamburg statistisch betrachtet rund 1,7 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering mit Blick auf die Daten. „Es ist ein entsetzliches Leid, das diese Kinder und Jugendlichen ertragen, für das sie die bestmögliche Unterstützung erhalten müssen. Neben einer schnellen und umfassenden psychologischen Hilfe ist es unerlässlich, dass der Senat aus SPD und Grünen die Ermittlungsbehörden ebenso wie die Strafjustiz personell so ausstattet, dass die Verfahren zügig beendet werden können und die Täter konsequent und schnell ihre gerechte Strafe erhalten.“
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Zudem setze sich die CDU dafür ein, „dass der Bund endlich Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung erlässt, die die temporäre Speicherung von IP-Adressen zulassen“, so Thering. „Der Datenschutz darf bei diesen entsetzlichen Straftaten nicht zum Täterschutz werden.“ Hintergrund der Forderung: Die Speicherung von solchen Daten über Internetnutzer könnte der Polizei die Arbeit erleichtern, vor allem bei der Verfolgung von Straftaten wie dem Verbreiten von Kinderpornografie.