Hamburg. Finanzminister Lindner gab rechtem Nachrichtenportal „Nius“ Interview. Das sorgt für Streit. Ganz vorne dabei ein Hamburger CDU-Abgeordneter.

Das Online-Nachrichtenportal „Nius“ von Ex-“Bild“-Chef Julian Reichelt gilt nicht unbedingt als etabliertes Medium der aufgeklärten Mitte, viele halten es für mindestens rechtspopulistisch, vielleicht gar finster und aggressiv oder vergleichen es mit dem US-Sender Fox News. Gleichwohl haben Politiker wie SPD-Mann Ralf Stegner und zuletzt FDP-Bundesfinanzminister Christian Linder oder der Kabarettist Dieter Nuhr dem Medium Interviews gegeben.

Lindners Auftritt dort sorgt seit einigen Tagen in sozialen Medien wie X (vormals Twitter) für heftige Debatten. Der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries lieferte sich dabei einen harten Schlagabtausch mit dem Ex-CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz.

Hamburger CDU-Mann keilt auf Twitter gegen eigenen Partei-Promi – „Hetze“?

Lindner hatte seine umstrittenen Auftritt bei „Nius“ bei X so erklärt: „Die Pluralität der Medienlandschaft ist ein hohes Gut. Neulich habe ich mit der @tazgezwitscher gesprochen, heute mit @drumheadberlin. Themen: Haushalt, Steuern, Energie, Migration.“ @tazgezwitscher ist der X-Account der als links geltenden „tageszeitung“, @drumheadberlin ist der frühere „Bild“-Hauptstadtjournalist Ralf Schuler, der heute beim rechtslastigen „Nius“ arbeitet.

Lindners Erklärung stieß bei X-Nutzern auf Zuspruch, aber auch auf sehr viel scharfe Kritik und führte zu heftigen Debatten. Auch der parteilinke Ex-CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz schaltete sich ein.

Eskalation bei Twitter: Hamburger CDU-Mann keilt gegen eigenen Parteipromi

„Mit Journalismus hat njus nichts zu tun“, postete er und schrieb den Namen des Portals dabei fälschlicherweise mit j. Und an Lindner: „Man glaubt es nicht. Sind Sie demnächst auch bei politically incorrect?“ Politically Incorrect (PI) ist ein als rechtsextrem charakterisierter Blog.

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Diese Einschätzung kam beim Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph de Vries, der zum rechten Flügel seiner Partei gezählt wird, gar nicht gut an. Er konterte: „Lieber Ruprecht Polenz, NIUS hat deutlich mehr mit Journalismus zu tun, als Sie mit den Grundwerten der CDU, die Ihnen irgendwie fremd sind“, schrieb der CDU-Mann aus Hamburg-Mitte. „Das fängt mit der Freiheit an, zu der auch Presse- und Meinungsfreiheit zählen und hört mit der Solidarität mit der eigenen Partei auf.“ „Nius“-Chef Reichelt unterstützte de Vries bei X mit einem erfreuten: „Genau so schaut‘s aus!“

Zoff in der CDU über Journalismus: „Desinformations- und Hetzportal“

Polenz dagegen reagierte ganz anders auf diese Kritik aus der Hamburger CDU und postete: „Man kann sich seine Parteifreunde nicht aussuchen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es tatsächlich Bundestagsabgeordnete in der CDU gibt, die das Desinformations- und Hetzportal njus für Journalismus halten.“

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Bei der hitzigen Diskussion wurde u. a. kritisiert, dass Lindner in seinem Post die „tageszeitung“ und das rechte Nachrichtenportal gleichgesetzt habe. „#nius und #taz sind ungefähr so vergleichbar wie Christian Lindner und Theodor Heuss“, schrieb ein Nutzer. „Nius“ selbst nutzte das Lindner-Interview und die Debatte derweil weidlich für eigene Zwecke und twitterte: „Lindner-Interview bei NIUS: Das linke Berlin rastet vollkommen aus!“

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Kritik an Lindner: „Der Mann ist eine Schande für die Bundesregierung“

Der „Spiegel“-Kolumnist Christian Stöcker dagegen schloss sich der Polenz-Kritik an und urteilte noch schärfer als dieser. „Dass Christian Lindner jetzt dem milliardärsfinanzierten Desinformationsportal ‚Nius‘ ein Interview gegeben hat, passt ins Bild“, schrieb er. „Der Mann ist eine Schande für die Bundesregierung.“