Hamburg. Nach extrem lautem Konzert auf dem Heiligengeistfeld meldeten sich Dutzende Anwohner bei der Polizei. Senat greift jetzt technisch ein.

Für die meisten ist es der pure Spaß und der Inbegriff von fröhlicher Party: Das Hamburger Fanfest zur Fußball-EM auf dem Heiligengeistfeld hat in den vergangenen Wochen die Massen begeistert. Nur für die eigentlich ja lärmerprobten Anwohner auf St. Pauli und in der Schanze war der Krach irgendwann offenbar doch zu viel. Dutzende Beschwerden hagelte es binnen kürzester Zeit am vorvergangenen Sonntag bei der Polizei.

Dabei ging es gar nicht um das „Public Viewing“, also die Fangesänge während der Liveübertragungen. Nein, für den massiven Ärger sorgte der angeblich „höllenlaute“ Auftritt eines holländischen DJs schon um neun Uhr morgens.

Nun hat der Hamburger Senat mitgeteilt, wie viele Beschwerden wegen des DJ-Auftritts am 16. Juni eingingen und welche Konsequenzen die Stadt daraus gezogen hat. Die genaue Zahl der wütenden Anrufe bei Bezirk und Polizei könne er zwar nicht vorlegen, da diese nicht durchweg statistisch erfasst würden, heißt es in der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann. Allein im Bezirksamt Hamburg-Mitte seien jedoch nach Wissen des Senats am 16. Juni 19 Beschwerden zum Thema Lärm eingegangen, sechs dazu allerdings zum Hubschrauberlärm.

Fanfest zur EM in Hamburg: Dutzende Beschwerden über Lärm an einem Tag

Beim zuständigen Polizeikommissariat 16 habe man überdies 47 Beschwerden über den Fanfest-Lärm registriert. Bei der Dienststelle Beschwerdemanagement wurden vier gezählt. Zusätzliche Angaben über weitere Protestanrufe oder Mails könne man nicht machen, da man über solche Kommunikation keine Daten erhebe. Mithin: In Wahrheit dürften sich wohl noch weit mehr Menschen beschwert haben.

Obwohl der Senat in seiner Antwort betont, wie positiv das Hamburger Fanfest auch international aufgenommen werde, hat er gleichwohl Konsequenzen aus den massiven Protesten während des DJ-Auftritts gezogen. „Für das Eröffnungskonzert der Band Madsen (14. Juni) und den Auftritt des DJs Armin van Buuren (16. Juni) gab es technische Ergänzungen der Soundanlage. Diese Ergänzungen wurden in der Nacht von Sonntag (16. Juni) auf Montag (17. Juni) wieder abgebaut“, heißt es in der Senatsantwort auf die Linken-Anfrage. „Die Tonanlage für die weiteren Fußballübertragungen ist damit wesentlich kleiner.“

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Die „Bühnenregie auf der Fan Zone“ werde durch einen von der Uefa beauftragten Drittdienstleister gesteuert, so der Senat weiter. „Der Veranstalter hat mündlich und schriftlich die Uefa und die zuständigen Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner vor Ort aufgefordert, die Vorgaben des Genehmigungsverfahrens strikt einzuhalten.“

Heißt wohl: Die Stadt hat selbst festgestellt, dass die DJ-Party massiv gegen die Vorgaben zum Lärmschutz verstoßen hat. Um die Einhaltung sicherzustellen, sei nun ein „Lärmpegelmessgerät direkt am Pult bei der Bühnenregie“ installiert worden.

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Für Linken-Politikerin Heike Sudmann reicht das nicht aus. „Massive Ausnahmen von den Lärmschutzwerten bescheren den Anwohner*innen vier Wochen lang ein Erlebnis, besser gesagt eine Belastung der besonderen Art“, schrieb sie dem Abendblatt. „Bisheriger Höhepunkt war der Sonntagmorgen mit gigantischer Musikbeschallung, der zu mehr als 70 Lärmbeschwerden führte. Spaß am Fußball ohne Rücksicht auf die Anwohner*innen ist ein böses Foul des Senats.“

Wie egal dem Senat die Anwohner seien, zeige sich laut Sudmann auch darin, „dass zeitgleich zur EM auch noch die Harley Days, der Halbmarathon und der Triathlon durch St. Pauli und die Neustadt genehmigt wurden“.