Hamburg. Bei der Verkehrssicherheit kommt Hamburg nicht voran. Vor allem ein Verkehrsmittel war zuletzt deutlich häufiger in Unfälle verwickelt.
Nein, misst er sich an seinen eigenen Zielen, dann kann der rot-grüne Senat in Hamburg mit diesen Zahlen nicht zufrieden sein. Im Koalitionsvertrag von 2020 haben sich SPD und Grüne zur „Vision Zero“ bekannt, dem Ziel, die Sicherheit im Straßenverkehr immer weiter zu erhöhen, bis es keine Verkehrstoten mehr gibt.
Große Fortschritte lassen sich dabei allerdings nicht erkennen, vielmehr bleiben die Unfallzahlen seit Jahren auf etwa demselben Niveau, 2023 gab es mit 28 Verkehrstoten sogar deutlich mehr als im letzten CDU-Regierungsjahr 2010, in dem 22 Menschen im Hamburger Verkehr ums Leben kamen. Auch die jetzt vorliegenden Unfallzahlen zum ersten Quartal 2024 geben keinen Anlass zu Optimismus.
Unfälle in Hamburg: 2024 wurde auch ein Kind getötet
So ist die Gesamtzahl der Unfälle im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um gut drei Prozent angestiegen. Registrierte die Polizei von Januar bis März 2023 noch 14.792 Unfälle in Hamburg, so waren es im selben Zeitraum dieses Jahres bereits 15.261. Die Zahl der dabei getöteten Menschen stieg von fünf im ersten Quartal 2023 auf sechs in den ersten drei Monaten dieses Jahres.
Dabei kamen drei Senioren, ein Erwachsener, ein junger Erwachsener (18 bis 24 Jahre) und ein Kind ums Leben. Diese Zahlen hat der Senat jetzt in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Fraktionsvorsitzenden Dennis Thering mitgeteilt, die dem Abendblatt vorliegt.
Verkehr Hamburg: Mehr Schwerverletzte und mehr Unfälle mit Bussen
Gestiegen ist demnach auch die Zahl der Schwerverletzten, und zwar von 128 im ersten Quartal 2023 auf 139 im selben Zeitraum dieses Jahres. Auffällig ist auch die Zunahme von Unfällen, in die Busse verwickelt waren. Ihre Zahl wuchs um 15 Prozent von 621 auf 713. Ebenfalls zugenommen haben in den Vergleichszeiträumen die Unfälle mit „Elektrokleinstfahrzeugen“, also den E-Scootern, ihre Zahl stieg um sieben Prozent von 113 auf 121. In beiden Quartalen verletzten sich jeweils sechs Nutzer der umstrittenen E-Roller bei Unfällen schwer.
Deutlich zurück gingen dagegen die Unfälle mit Radfahrern (minus 19 Prozent), vermutlich eine Folge des ungemütlichen Januars, der zu einem Rückgang des Radverkehrs geführt hat. Die Zahl der getöteten Fahrradfahrer sank von zwei im ersten Quartal 2023 auf einen in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Dafür verletzten sich deutlich mehr Radfahrer bei Unfällen schwer: Diese Zahl stieg von 24 in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres auf 43 im ersten Quartal 2024.
Der vermulich wetterbedingte Rückgang des Radverkehrs im ersten Quartal spiegelt sich auch in einer anderen Zahl: Die Zahl der Anzeigen gegen „Radfahrende“ ging laut der Senatsantwort auf 653 deutlich zurück. Im Vorjahreszeitraum hatte es noh 1118 solcher Anzeigen gegeben. Man könnte natürlich auch annehmen, dass sich Radfahrer in diesem Jahr schlicht stärker an die Verkehrsregeln halten als im vergangenen – aber zu den Gründen für den starken Rückgang macht der Senat keine Angaben.
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Negativ ins Auge springt dagegen eine andere Entwicklung. So sind allein im ersten Quartal dieses Jahres drei Fußgänger in Hamburg ums Leben gekommen. Im Vergleichszeitraum 2023 lag diese Zahl noch bei null. Die Zahl der getöteten Autofahrer blieb mit jeweils zwei Todesopfern in beiden Zeiträumen konstant, die Zahl der schwer verletzten Autofahrer sank von 45 auf 35. Erfreulich ist ein anderer Trend: Die Zahl der Unfallbeteiligten, die unter Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln standen ist im ersten Quartal 2024 deutlich zurückgegangen, und zwar bei allen Verkehrsteilnehmern.
Verkehr Hamburg: CDU-Fraktionschef sieht „Verrohung“ und fordert mehr Kontrollen
Angesichts der insgesamt negativen Entwicklung bei der Verkehrssicherheit fordert der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering ein härteres Durchgreifen der Stadt. „Hamburgs Straßen sind auch im ersten Quartal 2024 mit 15.261 Unfällen im Vergleich zum ersten Quartal 2023 mit 14.792 Unfällen unsicherer geworden“, so Thering.
„Jeder Unfall ist tragisch und daher muss der rot-grüne Senat deutlich mehr für die Verkehrssicherheit auf Hamburgs Straßen und Wegen tun. Kampagnen für mehr Rücksicht sind gut gemeint, doch letztlich helfen nur regelmäßige Verkehrskontrollen insbesondere an Unfallschwerpunkten und auf Schulwegen weiter, um der Verrohung im Hamburger Straßenverkehr entgegenzuwirken.“
Verkehrsunfälle: Bedrückende Entwicklung zuletzt bei Unfällen mit Kindern und Radfahrern
Bereits bei der Präsentation der Unfallzahlen für das Gesamtjahr 2023 hatte sich eine bedrückende Entwicklung gezeigt. Die Zahl der verunglückten Kinder war von 424 im Vor-Corona-Jahr 2019 auf 447 im Jahr 2023 gestiegen. Zwei Kinder wurden im vergangenen Jahr im Hamburger Verkehr getötet, 2019 war es eines. Die Zahl der getöteten Fahrradfahrer sprang im selben Zeitraum von vier auf neun.