Hamburg. Matthias Ecke wurde in Dresden attackiert und schwer verletzt. Hiesige Grüne berichten von Beschimpfungen und Bedrohungen am Wahlstand.

Die Tat hat in Hamburg Entsetzen ausgelöst: Der sächsische SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde am Freitagabend in Dresden zusammengeschlagen. Vier junge Männer griffen ihn an, als er Wahlplakate aufhängte. Die Hamburger SPD und CDU zeigten sich schockiert und bekunden ihre Solidarität, die Grünen berichten außerdem von Angriffen auf Fraktionsbüros sowie Beschimpfungen und Bedrohungen von Wahlhelfern.

Die Hamburger SPD-Landesvorsitzenden Melanie Leonhard und Nils Weiland bezeichneten den Angriff als Attacke auf alle Demokratinnen und Demokraten. „Wer Gewalt und Einschüchterung als Mittel der politischen Auseinandersetzung einsetzen will, wird nicht erfolgreich sein“, sagten Leonhard und Weiland. „Wir werden weiter entschieden und friedlich auch auf den Straßen für unsere demokratischen Werte eintreten. Unsere Gedanken und unsere Solidarität sind bei Matthias Ecke und allen Betroffenen.“

Hamburgs CDU-Chef Dennis Thering verurteilt Angriff auf Matthias Ecke in Dresden

Auch die Hamburger CDU hat sich zu dem Angriff geäußert und diesen aus Schärfste verurteilt. „Ich wünsche Herrn Ecke eine schnelle und vollständige Genesung“, sagte Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion. „Körperliche Gewalt darf niemals geduldet werden und gilt es entschieden zu bestrafen. Wir befinden uns auch in Hamburg mitten im Bezirks- und Europawahlkampf, und ich wünsche eine engagierte Auseinandersetzung in der Sache, die aber stets durch Respekt und gegenseitige Achtung geprägt ist.“ Ein Sprecher der Hamburger CDU-Fraktion bestätigte, dass es bisher in diesem Wahlkampf keinen derartigen Vorfall gab.

Maryam Blumenthal, die Landesvorsitzende der Grünen Hamburg, appellierte an den überparteilichen Zusammenhalt. „Klar ist: Als Demokratinnen und Demokraten stehen wir parteiübergreifend zusammen. Wir verteidigen die Demokratie und lassen uns nicht einschüchtern“, sagte Blumenthal. Wer Plakate aufhängt, müsse sich in diesem Land sicher fühlen. „Deshalb gilt jetzt für die demokratischen Parteien und die Zivilgesellschaft: zusammenhalten, füreinander einstehen, laut werden!“

Grüne Wahlhelfer in Hamburg beschimpft und bedroht

Dass es auch in Hamburg zu gewalttätigen Übergriffen kommt, könne nicht ausgeschlossen werden. „Bisher ist dies nach meinem Kenntnisstand nicht vorgekommen“, sagte Blumenthal. Es habe jedoch bereits Angriffe auf Kreisgeschäftsstellen und Fraktionsbüros gegeben.

Auch sei der Ton am Wahlstand rauer geworden. Neben dem positiven Zuspruch würden Wahlhelfer der Grünen beschimpft und offen bedroht. „Deshalb nehmen unsere Wahlkämpfenden an Trainings zur Deeskalation teil, und wir ergreifen präventiv Maßnahmen, um Kandidierende und Wahlhelferinnen und Wahlhelfer zu schützen“, so die Grünen-Chefin.

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Ecke (41) liegt seit dem Angriff in einem Dresdner Krankenhaus und musste operiert werden. Kurz zuvor hatte laut Polizei mutmaßlich dieselbe Gruppe in der Nähe bereits einen 28 Jahre alten Wahlkampfhelfer der Grünen angegriffen und verletzt.

Ein 17-Jähriger hat sich in der Nacht zum Sonntag wegen des Angriffs auf Ecke der Polizei gestellt. Weitere Ermittlungen würden zeigen, ob die Aussage des Jugendlichen stimme, heißt es vom Landeskriminalamt (LKA). Die drei weiteren Tatverdächtigen sind weiterhin unbekannt. Die Ermittlungen dauern an.