Hamburg. US-Konzern sammelt für seinen Kartendienst neue Aufnahmen von Straßen und Gebäuden – verblüffende Details und automatisches Pixeln.

Seit diesem Donnerstag sind in Hamburg und Schleswig-Holstein wieder Fahrzeuge mit seltsamem Dachaufbau unterwegs. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein auf Träger montierter R2-D2-Roboter aus „Star Wars“, ist tatsächlich ein aufwendiges Kamerasystem mit Objektiven, Radar und Laser (LiDAR). Damit will der Smartphone- und Computerhersteller Apple in den nächsten Wochen seinen Kartendienst auf neuesten Stand bringen und dabei auch Konturen sowie Sonderregelungen im Verkehr erfassen. Zudem werden etwas später einen Monat lang speziell ausgerüstete Fußgänger durch die Stadt streifen, um dort Daten zu sammeln, wo man mit dem Auto nicht hinkommt.

Google Maps ist älter als der Kartendienst von Apple

Nachdem Google bereits im Vorjahr in Hamburg und dem Norden seine Dienste Maps sowie Street View durch das Anfertigen neuer Bilder aktualisiert hat, zieht nun der Konkurrent aus Cupertino nach. Dort, im kalifornischen Silicon Valley, wurde vor zwölf Jahren der erste Apple-eigene Kartendienst präsentiert. Google Maps gibt es hingegen schon seit 2005. Beide Dienste haben im Laufe der Jahre ihre Funktionen erheblich erweitert, sodass heute nicht nur klassische und mobile Kartennavigation möglich ist, sondern auch das Betrachten ganzer Städte in Luftbildern und aus der Bodenperspektive.

Apples Look Around zeigt mehr als Google Street View

Hier hat Apple nach Ansicht von Experten bislang sogar die Nase vorn, vor allem in Deutschland. Denn als Google vor weit mehr als zehn Jahren damit begann, die Straßen zwischen Flensburg und Füssen mit Kamerafahrzeugen zu fotografieren, regte sich landauf, landab heftiger Protest. Die Folge: Zahlreiche Hausbesitzer wiesen das Unternehmen an, seine Bilder so zu verpixeln, dass Gebäude und ihre Umgebung nicht mehr erkennbar waren. In der Folge stoppte Google die weitere Fotokartierung in Deutschland, Bildqualität sowie Aktualität sind daher nicht überall gut. Es existieren zudem nach wie vor weiße Flecken im Land.

Anders war es bei Apple, da sich die Aufregung im Laufe der Jahre fast vollständig gelegt hat und viele den Nutzen der neuen Onlinedienste erkannten. Als vor fünf Jahren erstmals 80 Apple-Kamerafahrzeuge und zusätzliche Personen mit Kamerarucksäcken unterwegs waren, um nicht nur Großstädte, sondern alle möglichen Gegenden in Deutschland sichtbar zu machen, gab es kaum noch Bitten, diese Bilder nachträglich unkenntlich zu machen. Das wirkt sich positiv auf die Darstellungen aus: „Die Resultate überzeugen“, schreibt zum Beispiel das Computer-Blatt „Chip“ und sieht dabei Apples Funktion Look Around gegenüber Googles Street View klar im Vorteil.

Apple macht bis Mitte August neue Aufnahmen im Norden

Bis Mitte August will Apple nun im Norden neue Aufnahmen machen. Zu erkennen sind die Wagen an den Aufbauten auf dem Dach und an ihrer Beschriftung. Man führe „derzeit weltweit mit Fahrzeugen Vermessungsfahrten“ durch, heißt es. „An einigen dieser Standorte werden wir möglicherweise regelmäßig Daten prüfen und erfassen, um eine qualitativ hochwertige und aktuelle Karte laufend zu halten“, teilt Apple mit.

In Hamburg können die Spezialfahrzeuge im gesamten Stadtgebiet auftauchen. Auch für Schleswig-Holstein werden die Regionen nicht wirklich eingegrenzt: Neben allen elf Landkreisen stehen laut Apple-Liste ebenso die kreisfreien Städte Kiel, Flensburg, Lübeck und Neumünster im Fokus, sodass unter dem Strich das ganze Bundesland gemeint ist.

Welchen Datenschutz Apple den Passanten verspricht

Nur in Hamburg, aber nicht in Schleswig-Holstein werden zwischen 1. und 31. Juli darüber hinaus Zu-Fuß-Aufnahmen erstellt und GPS-Daten abseits der Straßen erfasst. Hierbei gehen Mitarbeiter mit speziellen Rundum-Kamerarucksäcken, aber auch mit iPhones und iPads durch die Stadt. „Mithilfe dieser Datenerfassungen können wir Apple Maps in Bereichen verbessern und aktualisieren, in denen Fahrzeuge nicht eingesetzt werden können, wobei wir denselben Datenschutz wie für die Apple-Maps-Fahrzeuge anwenden“, heißt es.

Damit ist vor allem gemeint, dass der Kartenersteller nicht einfach alle gemachten Bilder ungeprüft veröffentlicht, sondern vielmehr alles unkenntlich macht, was aus seiner Sicht die Privatsphäre verletzt. So werden zum Beispiel alle Gesichter und KFZ-Kennzeichen gepixelt. Um die Menge unvermeidlich erhobener Daten zu begrenzen, erfolge die Erfassung „meist außerhalb der Spitzenzeiten“. Wer weitere Nachbearbeitungen, etwa von Häuserfassaden, einfordert, soll diesen Wunsch per E-Mail unter MapsImageCollection@apple.com an Apple richten. Eine Telefonnummer wird nicht genannt.

Auch das Millerntorstadion und Parks werden erfasst

Wo genau in Hamburg die Apple-Fußgänger auftauchen werden, lässt sich an einer im Internet veröffentlichten Karte erkennen. Hier sind die Zonen blau umrandet. Schwerpunkte sind demnach neben einigen Parks in Hamburg-Altona und Hamburg-Mitte Bereiche rund um den Großneumarkt, an den Colonnaden, beim Chilehaus und in der HafenCity. Aber auch besondere Orte wie das Millerntorstadion und das Harry-Potter-Theater werden so fotografiert. Fußwege im Stadtpark, auf dem Friedhof Ohlsdorf sowie zahlreiche weitere große Grünflächen lassen die Datensammler diesmal allerdings noch aus.

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Ein Nachteil der Apple-Karten gegenüber denen von Google ist, dass sie nur auf hauseigenen Geräten funktionieren. Während Google seine App auch für Smartphones und Tablets des Konkurrenten anbietet, klappt das umgekehrt nicht. Weltweit hat Apple bei den Smartphones derzeit einen Marktanteil von 17 Prozent, rund 50 Millionen Geräte wurden allein im ersten Quartal 2024 verkauft. Damit liegt die US-Marke knapp hinter Samsung auf Platz zwei.

Kartendienste: Wo und wie legt man Einspruch ein?

Die Hamburger Verbraucherzentrale informiert auf ihrer Homepage (verbraucherzentrale.de) darüber, wie man der Veröffentlichung der Fotos von Apple, Google und anderen Kartendiensten widersprechen kann. Auch auf der Internetseite des Hamburger Datenschutzbeauftragten (datenschutz-hamburg.de) finden sich Informationen. Direkt zu Apple geht es unter maps.apple.com/imagecollection/