Hamburg. Bund der Steuerzahler hat Länder einem Tempo-Check unterzogen. Wie viele Tage es in der Hansestadt dauert und was andere besser machen.

In Hamburg sind laut Finanzbehörde im vergangenen Jahr 471.227 Einkommenssteuererklärungen für das Steuerjahr 2022 eingereicht worden. Wie lange die hiesigen Steuerzahler im Durchschnitt auf die Bearbeitung ihrer Unterlagen warten mussten, hat nun der Bund der Steuerzahler (BdST) ermittelt. Dabei zeigt sich: Hamburg ist langsamer geworden, seit 2020 um immerhin 19 Prozent. Zwar reicht es auch diesmal noch für einen Spitzenplatz im Länderranking. Doch dieser ist laut Steuerzahlerbund bald in Gefahr.

Finanzamt Hamburg: Wer muss überhaupt eine Steuererklärung abgeben?

Zur Abgabe einer Einkommenssteuererklärung sind neben den Selbstständigen grundsätzlich auch jene Arbeitnehmer verpflichtet, die auf ihrer Lohnsteuerkarte einen Lohnsteuerfreibetrag eingetragen haben, die steuerliche Nebeneinkünfte erzielen sowie alle, die auch Lohnersatzleistungen wie Arbeitslosen-, Kurzarbeiter-, Insolvenz-, Kranken-, Eltern- oder Mutterschaftsgeld beziehen. Nur wer hier weniger als 410 Euro im Jahr ansetzen würde, fällt aus der Abgabepflicht heraus. Für Rentner gilt, dass auch sie eine Steuererklärung einreichen müssen, wenn ihre jährlichen Einkünfte über dem Grundfreibetrag (10.908 Euro im Jahr 2023 bzw. 10.347 Euro im Jahr davor) liegen.

Doch auch ohne eine Pflicht kann die Abgabe einer Steuererklärung sinnvoll sein, denn über den Lohnsteuerjahresausgleich werden oft ein paar gezahlte Euros zurückgeholt, beispielsweise bei hohen Fahrtkosten, berufsbedingten Ausgaben oder auch speziellen privaten Situationen, etwa rund um eigene Krankheiten, Unterhaltsverpflichtungen oder die Pflege von Angehörigen.

Bearbeitungszeit in Hamburg in nur einem Jahr um 1,7 Tage gestiegen

Laut Bund der Steuerzahler benötigten Hamburgs Finanzämter – es gibt insgesamt 14 davon – im Durchschnitt 41,8 Tage, um eine Steuererklärung für das Jahr 2022 zu bearbeiten. Das sind 1,7 Tage mehr als beim Steuerjahr 2021 (40,1). Mit diesem Wert schafft es der Stadtstaat im Ländervergleich nach wie vor auf Platz zwei, nur in Berlin geht es schneller. Allerdings sei diese gute Position trügerisch und auf Dauer so nicht zu halten, warnt der BdSt: Denn Hamburg brauche heute schon fast sechs Tage mehr als im Jahr 2020 (35,1), zudem hätten sich neun Bundesländer, anders als die Hansestadt, in der Bearbeitungszeit zuletzt verbessert.

Hamburg liegt im Tempo hinter Berlin, aber noch auf Platz zwei

Für seinen Tempo-Check hat der BdSt alle Steuererklärungen für das Jahr 2022 untersucht, die bis zum 31. Dezember 2023 eingereicht worden waren. Beim „Allgemeinen Durchschnitt“ belegt der Stadtstaat Berlin (39 Tage) nach wie vor den Spitzenplatz. Schlusslichter sind Niedersachsen und Baden-Württemberg (jeweils 54 Tage). Leichte Unterschiede gibt es in Hamburg je nach Art der Steuererklärung: Während es laut BdSt bei Arbeitnehmern durchschnittlich 41,4 Tage dauert (Platz vier), warten Selbstständige, Unternehmer und Freiberufler 43 Tage auf ihren Bescheid. Hier sei die Hansestadt bundesweit sogar die Nummer eins. Im Ranking der „Autofall-Quote“ (Anzahl vollautomatisch bearbeiteter Steuerbescheide) finde sich Hamburg hingegen nur im unteren Tabellendrittel wieder (18,41 Prozent).

Steuerzahlerbund in Hamburg übt Kritik an Finanzsenator Dressel

Vier von fünf Steuererklärungen für das Jahr 2022 wurden im Vorjahr elektronisch übermittelt – was im Sinne von Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) ist, der ausdrücklich „die Abgabe der Steuererklärung via der kostenlosen Elster-Software oder vergleichbarer kommerzieller Produkte“ empfiehlt, da so eine bessere Datenqualität vorliege. Petra Ackmann, Vorsitzende vom Bund der Steuerzahler Hamburg, übt dennoch Kritik am Senator: Dressel sei es „nicht gelungen, seine Behörde im Bereich Automatisierung voranzubringen. Da erwarten wir als Interessenvertreter der Steuerzahlenden mehr Anstrengungen, um die Verwaltung bei steigenden Fallzahlen zu entlasten.“

Mehr zum Thema

Um der Zunahme der Fälle grundsätzlich Herr zu werden, wäre laut Ackmann beispielweise „ein konkreter politischer Vorschlag notwendig, wie mit der steigenden Zahl von steuerpflichtigen Rentnerinnen und Rentnern umzugehen sein wird“. Klar sei zudem: „Die Abgabe von Steuererklärungen bei reinem Rentenbezug überfordert viele ältere Mitmenschen und belastet die Verwaltung. Hier fragen wir uns schon, warum die vollautomatisierte Bearbeitung in Hamburg so langsam voranschreitet“, so Ackmann. „Wenn Mitarbeitende in der Finanzverwaltung durch Automatisierung entlastet werden, spart das am Ende dem Steuerzahler Geld.“

Steuerbescheid in Hamburg: So geht es schneller beim Finanzamt

Übrigens: Alle Werte, die der Bund der Steuerzahler ermittelt hat, sind Durchschnittswerte. Es kann im Einzelfall also auch länger dauern oder schneller gehen. Wie schnell, hänge meist von der Komplexität des Sachverhalts, dem Umfang sowie der Vollständigkeit der Angaben ab und gegebenenfalls von erforderlichen Nachfragen bei den Steuerpflichtigen. Einen allgemeinen Tipp hat der BdSt auch parat: „Wer seinen Steuerbescheid möglichst schnell erhalten möchte, sollte seine Erklärung im Frühjahr oder im Frühsommer abgeben.“