Hamburg. Katharina Fegebank schlägt neue Regelung vor. Wie Eltern und Schüler reagieren – und was Hamburgs Schulsenatorin zu dem Vorstoß sagt.
Die „Skiferien“ in Hamburg haben gerade erst begonnen, da steht deren Legitimation wieder einmal auf dem Prüfstand. Denn Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) hat sich für eine Verkürzung der „Skiferien“ ausgesprochen und im Gegenzug eine Verlängerung der Ferien im Mai vorgeschlagen.
„Schulferien sollten für alle Kinder – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern – eine schöne Zeit sein. Draußen kicken, schwimmen gehen oder Ausflüge machen“, sagte Fegebank der „Hamburger Morgenpost“. „All das macht im Mai mehr Spaß als im März.“ Daher sei sie dafür, die Märzferien auf eine Woche zu verkürzen und im Mai die Ferien auf zwei Wochen zu verlängern. „Das nimmt niemandem etwas weg, gibt aber denjenigen etwas, die sich weder Skifahren noch Fernreise leisten können.“
Schule Hamburg: Hamburger Skiferien verkürzen? Zustimmung von der Linken-Fraktion
Zustimmung findet Fegebanks Vorschlag bei den oppositionellen Linken. Deren schulpolitische Sprecherin Sabine Boeddinghaus nennt die Märzferien eine „elitäre Hamburgensie“, die angesichts der Klimakrise „völlig aus der Zeit gefallen“ sei. „Die Hamburger Frühjahrsferien sollten eher später im Jahr liegen, um allen Familien bei besserem Wetter eine Auszeit zu gönnen und diejenigen, die sich einen Urlaub gar nicht leisten können, brauchen kostenlose Angebote“, sagte sie.
Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) verweist darauf, dass Schulferien ein umstrittenes Thema mit sehr unterschiedlichen Perspektiven seien. „Wir als Schulbehörde beachten dabei im Kern pädagogische Aspekte wie eine sinnvolle Rhythmisierung der Unterrichtszeiträume über das Schuljahr, die Vermeidung einzelner isoliert liegender Unterrichtstage, die Prüfungszeiten für Schulabschlüsse sowie schulorganisatorische Erfordernisse wie zum Beispiel die Organisation der Eingangsklassen“, sagte sie. Die aktuelle Schulferienplanung für Hamburg sei mit den Vertretungen der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräften abgestimmt. „Sollte es von dort Initiativen zur Anpassung der Ferienordnung geben, prüfen wir das gerne.“
Schulbehörde: Aktuelle Hamburger Ferienregelung gilt bis 2030
Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde, ergänzte auf Abendblatt-Anfrage: „Die Zeit zwischen den Weihnachtsferien und den Frühlings- und Osterferien der anderen Länder ist extrem lang, sodass gerade die jüngeren Kinder in den letzten zwei bis drei Wochen vor den Frühlings- und Osterferien der anderen Länder kaum noch lernen und die Lehrkräfte über ermüdete und störende Kinder stöhnen. Bei unserer Regelung werden Kinder dagegen nicht überfordert.“
Die aktuelle Hamburger Ferienregelung gilt laut Schulbehörde bis 2030. Um eine planerische Zuverlässigkeit etwa gegenüber Unternehmen, Arbeitgebern und auch der Touristikbranche sicherzustellen, erfolge jeweils eine Festlegung mit langem Vorlauf. Da die Ferien wichtige Planungsdaten des öffentlichen Lebens darstellten, werde angestrebt, die Ferientermine zwei Jahre im Voraus für einen Zeitraum von fünf Jahren festzulegen.
Elternkammer fragte auf Facebook, ob die Skiferien noch zeitgemäß sind
Auch die Elternkammer hat sich mit dem Thema Ferienumstrukturierung befasst, „sieht aber kaum eine Chance, weil die Kultusministerkonferenz für viele Jahre im Voraus die Ferien in den Bundesländern geplant hat“, so die Vorsitzende Simone Kohl. Bereits im vergangenen Jahr habe man über Facebook die Frage gestellt, ob die Skiferien noch zeitgemäß seien. Die Antworten: sehr unterschiedlich. Während einige Eltern die Märzferien befürworteten, weil es außerhalb der Saison sei und kein anderes Bundesland zur gleichen Zeit Ferien habe, sprachen sich andere für eine Verkürzung der zweiwöchigen Skiferien und eine Verlängerung der freien Tage im Mai aus. Wiederum andere Eltern warnen jedoch vor einer Stückelung der Ferien. „Es ist wichtig, dass es zwei Wochen am Stück gibt. Die Kinder brauchen die Zeit für die Erholung“, so eine Mutter.
Der Vorstand der Hamburger Schülerkammer schreibt auf Abendblatt-Anfrage, er halte eine Verkürzung der Märzferien zur Verlängerung der Maiferien nicht für sinnvoll. „Die Märzferien liegen für die meisten Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen direkt in den Klausurenphasen und bilden damit eine willkommene Pause.“ Abiturienten könnten sich in dieser Zeit erholen – oder bei Bedarf für ihre Prüfungen lernen. Und: In den Wintermonaten hätten „meist mehr Schülerinnen und Schüler mit psychischer Belastung zu kämpfen“ – auch vor diesem Hintergrund sei eine Pause im März hilfreich.
Ehemalige Schulsenatorin scheiterte mit Vorstoß in den 1990er-Jahren
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Hamburg (GEW) möchte in der aktuellen Debatte keine klare Position beziehen. „Wir wissen, dass das Thema sehr kontrovers diskutiert wird und es auf jeder Seite gute Argumente gibt. Daher halten wir uns aus der aktuellen Diskussion heraus, finden es aber durchaus sinnvoll, die Ferienfrage zu beobachten und immer wieder zu hinterfragen, weil sich die Zeiten geändert haben“, sagt Sven Quiring, Vorsitzender des GEW Landesverband Hamburg.
Wie schwierig es ist, die bestehende Ferienregelung zu ändern, das zeigte sich bereits Mitte der 1990er-Jahre. Die damalige Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) wollte die Märzferien an Hamburgs Schulen damals abschaffen und durch Osterferien im April ersetzen. Ihre Begründung: „Skifahren ist doch sowieso nur etwas für die privilegierten Familien. Im April ist es schon etwas wärmer, da haben alle etwas davon.“ Doch Raab hatte die Begeisterung für den Wintersport unterschätzt. Bei einer Umfrage in den Schulen sprachen sich 56 Prozent der Schüler und Eltern für die Beibehaltung der Skiferien aus. Acht Prozent war es egal. Die Senatorin knickte ein. Die Hamburger genossen also weiter ihre Ferien im März.
Schule Hamburg: Hamburger Skiferien starteten 2024 ungewöhnlich spät
In diesem Jahr haben die Ferien so spät wie seit Langem nicht begonnen. Während jahrelang die ersten beiden Märzwochen als Auszeit quasi gesetzt waren, ist man in diesem Jahr zwei Wochen später dran. Dafür sind erstmals seit Langem die Ostertage in die Ferien eingebunden. Das Problem: Skiläuferinnen und Skiläufer werden nicht gerade von den späten Frühjahrsferien begeistert sein, kann es doch bedeuten, dass die angestammten Skigebiete kaum mehr Schnee haben. Schneesicher sind viele Skiorte in den Alpen angesichts des Klimawandels schon länger nicht mehr.
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Zwar gibt es auch in der zweiten Märzhälfte höher gelegene Orte, in denen man relativ fest mit guten Schneebedingungen rechnen kann – diese sind aber teilweise teuer. „In den Mittelgebirgen darf man in der zweiten Märzhälfte nicht mit Schnee rechnen“, sagt Frank Muffa, Sportwart und Vizepräsident des Skiclubs Hanseaten, laut Selbstbeschreibung „das Hamburger Ski-Original seit 1940“. Die Ferienzeit sei auch nicht abgeglichen mit den Skigebieten in Süddeutschland und gehe „an den Interessen der deutschen Skifahrer vorbei“, meint er. (mit dpa)
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