Hamburg. In manchen Gebieten in Hamburg hat sich die Zahl der Delikte fast verdoppelt. Laut Experten deutet das auf eine neue Entwicklung hin.

Ein deutlicher Anstieg der Autoaufbrüche in St. Georg und den angrenzenden Stadtteilen Hammerbrook und Altstadt im vergangenen Jahr ist für Experten ein Zeichen für eine immer größere Drogenszene hinter dem Hauptbahnhof. „Hier dürfte es sich in großem Maße um Beschaffungskriminalität handeln“, sagt Jan Reinecke, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Tatsächlich werden nirgends in Hamburg so viele Autos aufgebrochen, wie in den beiden Stadtteilen.

Polizei Hamburg: Zahl der Autoaufbrüche ist gestiegen – nicht nur am Hauptbahnhof

Mit 920 Autoaufbrüchen ist St. Georg einsame Spitze bei diesem Delikt in Hamburg. Was Sorge macht: In 2023 ist die Zahl der Taten im Vergleich zum Vorjahr um knapp 73 Prozent gestiegen. Das sind 388 Taten mehr, als noch 2022.

Auch im Langzeitvergleich ist die Zahl alarmierend. In den vorangegangenen 14 Jahren, das geht aus den bis dahin vorliegenden Statistiken der Polizei hervor, kam die Zahl der angezeigten Fälle von Autoaufbruch auch nur annähernd auf den Wert vom letzten Jahr.

Hamburg: In der Innenstadt haben sich die Taten nahezu verdoppelt

Vergleichbar ist die Entwicklung im angrenzenden Stadtteil Hammerbrook. Dort gab es im vergangenen Jahr 615 Autoaufbrüche. Das ist ein Anstieg von knapp 90 Prozent zum Vorjahr. In absoluten Zahlen: Es waren 291 Taten mehr als noch 2022. In der Altstadt hat sich die Zahl der Autoaufbrüche innerhalb eines Jahres auf 506 nahezu verdoppelt.

„Autoaufbrüche, die bei der Polizei unter dem Begriff Diebstahl an/aus Kfz erfasst werden, dürften zum größten Teil Beschaffungskriminalität oder das Werk von professionellen Tätern sein“, so Reinecke.

Dabei ist die Vorgehensweise deutlich unterschiedlich. Professionelle Täter, oft organisierte Banden aus Osteuropa, stehlen Teile aus hochwertigen Fahrzeugen. Dazu gehören Lenkräder, Scheinwerfer oder Konsolen.

Drogenabhängige, die Autos aufbrechen, um ihre Sucht zu finanzieren, sind in der Regel auf Wertgegenstände aus, die im Innenraum eines Autos liegen und sich verkaufen lassen. Das können Handys, Laptops und Sonnenbrillen sein.

Profis schlagen eher in Wohngegenden zu

„Professionelle Täter begehen die Teilediebstähle eher nachts in Wohngegenden, wenn dort das Fahrzeug an der Straße oder auf dem Grundstück geparkt ist“, so Reinecke. Dabei entstehen oft hohe Schadensummen, weil die Täter nicht nur das Auto aufbrechen, sondern auch beim Herauslösen der Teile rabiat vorgehen. Im Bereich St. Georg dürfte diese Art der Autoaufbrüche, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielen.

Insgesamt ist die Zahl der Taten im vergangenen Jahr in Hamburg im Vergleich zu 2022 um 13,3 auf 12.973 Fälle gestiegen. Die Entwicklung ist dabei zu großen Teilen auf den Bezirk Mitte zurückzuführen. Von den 1513 Autoaufbrüchen, die im vergangenen Jahr mehr angezeigt wurden als 2022, entfallen 1128 auf den Bezirk.

Insgesamt wurden in Mitte letztes Jahr 4640 Autoaufbrüche angezeigt. Im Bezirk Wandsbek, dem größten Bezirk Hamburgs, waren es 2117 Taten, im Bezirk Nord 1612 Taten, im Bezirk Altona 1425 Taten, In den Bezirken Harburg und Eimsbüttel 1138 und 1136 Fälle und im Bezirk Bergedorf 651 Taten. Dabei gingen in den Bezirken Altona und Harburg die Taten im Vergleich zu 2022 um 10,3 und um 13,3 Prozent zurück.

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So kommt auch kein anderer Stadtteil bei den Fallzahlen auf die Werte der Stadtteile am Hauptbahnhof. Im Bezirk Altona ist der Stadtteil Altona-Altstadt mit 227 Fälle am stärksten durch Autoaufbruch belastet. Im Bezirk Eimsbüttel ist es der Stadtteil Stellingen (222 Fälle), im Bezirk Nord der Stadtteil Winterhude (281 Taten), im Bezirk Wandsbek der Stadtteile Rahlstedt (461 Fälle), im Bezirk Bergedorf der Stadtteil Lohbrügge (239 Fälle) und im Bezirk Harburg der Stadtteil Heimfeld (326 Taten).