Hamburg. Jeder dritte Unfallfahrer flüchtet. Auch viele Radfahrer entfernen sich unerlaubt bei Verkehrsunfällen mit Verletzten.
Verkehrsunfälle haben in Hamburg im vergangenen Jahr einen volkswirtschaftlichen Schaden von mehr als einer halben Milliarde Euro verursacht. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator hervor. Grundlage für die Erhebung ist das Berechnungsmodell der Bundesanstalt für Straßenwesen, das auf Kostensätzen beruht.
Es sind genau 577,806 Millionen Euro volkswirtschaftliche Kosten, der laut Statistik durch Verkehrsunfälle 2023 im Hamburger Stadtgebiet verursacht wurden. Vergleichsweise wenig, rund 36 Millionen Euro, werden den Unfällen zugerechnet, die auf den Autobahnen auf Hamburger Stadtgebiet passierten. Knapp 66,7 Millionen volkswirtschaftlicher Schaden entfiel auf die Unfälle, die sich auf Bundesstraßen in Hamburg ereigneten.
Unfälle in Hamburg: Rückgang bei Schwerverletzten drückt „volkswirtschaftliche Kosten“
Mit den so errechneten Schadenshöhen liegt man auf einem eher niedrigen Niveau. Vor zehn Jahren lag die Schadensumme noch bei rund 597 Millionen Euro. Der Grund für den Rückgang liegt in den gesunkenen Verkehrsunfallzahlen.
Eine besondere Rolle spielen dabei die Unfälle mit Schwerverletzten. Hier gab es deutliche Rückgänge. So betrug der volkswirtschaftliche Schaden durch Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten vergangenes Jahr 79,839 Millionen Euro. Das sind rund 47,4 Millionen Euro weniger als noch 2013.
Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren ist häufigste Unfallursache
Die Unfallursachen sind vielfältig. Bei 52,85 Prozent der Unfälle waren es nicht näher definierte Fehler durch Fahrer, die nicht in eine der 89 anderen standardisierten Unfallursachen passten. Bei 11,98 Prozent der 63.542 im vergangenen Jahr erfassten Verkehrsunfälle spielte ein Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren eine Rolle. Bei 11,95 Prozent führte ein Fehler beim Fahrstreifenwechsel oder beim „Reißverschlussverfahren“ mit zu einem Unfall.
Alkohol ist bei den Unfallursachen dagegen so etwas wie ein „Exot“. Bei 1,38 Prozent der Unfälle spielte Trunkenheit eine Rolle. Unter dem Strich waren das aber immer noch 880 Verkehrsunfälle.
Fehlender Sicherheitsabstand ist die Ursache vieler Unfälle
Bei den „Raserunfällen“ ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich. Zwar wurde in 2450 Fällen „unangepasste Geschwindigkeit“ als eine von bis zu drei Unfallursachen ausgemacht, die bei einem Verkehrsunfall zum Tragen kommen können.
Allerdings hatten nur in 40 Fällen die Fahrer gleichzeitig die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschritten. Damit dürften gerade bei dieser Unfallursache Witterungsverhältnisse wie Eis und Schnee, aber auch Nebel oder auf der Straße liegendes Laub eine Rolle spielen.
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Bei 8,33 Prozent aller Verkehrsunfälle hatte ein Fahrer den Sicherheitsabstand nicht eingehalten. In absoluter Zahl: 5291-mal kam es deswegen zu einem Unfall. In 130 Fällen waren technische Mängel, beispielsweise an Reifen, Bremse oder Lenkung, Unfallursache.
Bei 17.665 Verkehrsunfällen beging ein Beteiligter Unfallflucht
Hoch bleibt weiterhin die Zahl der Unfallfluchten. Bei 17.665 Verkehrsunfällen entfernte sich der Verursacher im vergangenen Jahr bei einem Verkehrsunfall in Hamburg unerlaubt vom Unfallort. Oder anders gezählt: An jedem Tag kam es in Hamburg zu 48 Unfallfluchten. Damit ist fast jeder dritte Unfallfahrer im vergangenen Jahr geflüchtet. Exakt lag die Quote bei 27,8 Prozent.
Das ist der zweithöchste Wert seit 2011. Nur im vergangenen Jahr war er um 0,1 Prozentpunkte höher. 2019 lag er gleichauf. Geflüchtet wird nicht nur bei Blechschäden. In 934 Fällen war ein Beteiligter verletzt worden, in 63 Fällen davon schwer. Auch nach zwei tödlichen Verkehrsunfällen flüchtete der Unfallverursacher im vergangenen Jahr vom Unfallort.
Dabei sind es nicht nur Auto- oder Lastwagenfahrer, die flüchten. Nach 285 Unfällen mit Personenschaden flüchteten Radfahrer. In 236 Fällen davon galten sie als Hauptverursacher. Den hohen Anteil der Radfahrer, die bei solchen Unfällen flüchten, führt Christian Hieff vom ADAC Hansa auf das niedrige Entdeckungsrisiko zurück. Im Gegensatz zu Autos haben Fahrräder kein Nummernschild und sind nach einer Flucht deshalb deutlich schwerer zu ermitteln.