Hamburg. Hoher Prozentsatz der Einheimischen ist stolz auf die Stadt. Aber es gibt auch Kritik. Zu viele Besucher? Das sagen Bürger und Experten.

Der Tourismus verändert Hamburg auf positive Weise – auch die Menschen in der Stadt profitieren davon. So hat die steigende Zahl von Besuchern laut einer Umfrage dazu geführt, dass es mehr kulturelle Angebote sowie Freizeitmöglichkeiten gibt und Busse und Bahnen pünktlicher geworden sind (wenn sie denn nicht gerade bestreikt werden oder das Personal durch Krankheitswellen dezimiert ist). Entsprechend überwiegen für eine deutliche Mehrheit von der Bürgerinnen und Bürgern die positiven Auswirkungen des Tourismus auf die Hansestadt, heißt es in der am Mittwoch vorgestellten Untersuchung des Markt- und Sozialforschungsinstituts Norstat im Auftrag des Tourismusverbands Hamburg.

Insgesamt seien 61 Prozent der Befragten dieser Meinung, so die Umfrage, für die im November 2023 genau 1002 Hamburgerinnen und Hamburger befragt wurden. Nur acht Prozent dieser Befragten sähen mehr Nachteile. Knapp ein Drittel der Menschen (31 Prozent) bewertet die Vor- und Nachteile des Tourismus der Umfrage zufolge ausgeglichen.

Tourismus-Umfrage in Hamburg: 87 Prozent sind stolz auf ihre Stadt

„Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Willkommenskultur als auch die Auswirkungen des Tourismus überwiegend positiv wahrgenommen werden – und das nicht nur von der Branche, sondern auch von den Hamburgerinnen und Hamburgern“, fasst Prof. Harald Zeiss, Gründer von Inatour und Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz, zusammen.

Außerdem nimmt die positive Wahrnehmung der Stadt bei den hier lebenden Menschen zu: 87 Prozent der Befragten sind stolz darauf, Besuchern und Besucherinnen ihre Stadt zu zeigen. Besonders attraktiv sei deren Nähe zum Wasser: Speicherstadt, Hafen und Alster sind weiterhin hohe Tourismusmagnete.

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„Die Gründe, mit denen für die Stadt geworben wird, haben sich seit 125 Jahren, mit Ausnahme der NS-Zeit, kaum verändert“, sagte Wirtschafts-Staatsrat Andreas Rieckhof. Das maritime Flair der Stadt ziehe nach wie vor Menschen an. Worte, wie „Weltoffenheit“, „Vielfältigkeit“ und „(Wunder)schön“ werden im Tourismuskontext besonders stark mit der Stadt verbunden.

Mehrheit der Hamburger begegnet Touristen offen und freundlich

Zwar wurde die Willkommenskultur von 17 Prozent der im Tourismus angestellten Personen nur als „neutral“ beschrieben, die überwiegende Mehrheit jedoch erlebt eine starke Offenheit und Freundlichkeit gegenüber Reisenden. Diese Weltoffenheit ist in Hamburg auch historisch begründet – durch den Hafen und Handel kamen in Hamburg schon immer Menschen verschiedenster Kulturen zusammen. Der Hafen gilt heute noch als identitätsstiftender Faktor der Stadt und ist ein Wahrzeichen internationalen Austausches.

Vor allem innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist die positive Wahrnehmung des Tourismus deutlich gestiegen. Der Vorsitzende des Tourismusverbandes, Wolfgang Raike, sieht dies auch historisch begründet. „Früher herrschte die Einstellung: Wir machen keine Werbung, wer kommt, sieht schon, dass es hier schön ist“. Mit Klaus von Dohnanyi habe sich das verändert. Der frühere Bürgermeister (1981–1988) rief 1983 vor dem Übersee-Club das „Unternehmen Hamburg“ aus. Die Orientierung hin zu einer Wettbewerbspolitik hat sich Raikes Einschätzung nach wohl auch in den Tourismus übertragen und die Wahrnehmung über die Stadt verändert

Kritik an fehlenden Parkplätzen und zu wenig Mülleimern

Doch es gibt auch Kritik: 22 Prozent der Befragten sehen negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen – für 16 Prozent haben diese in den vergangenen zehn Jahren sogar noch stärker zugenommen. Bemängelt wurden zudem teils fehlende Parkplätze für Reisebusse und zu wenig öffentliche Toiletten und Mülleimer. Hier sieht Raike Handlungsbedarf.

Den gebe es auch dabei, in Hamburg lebende Menschen mehr in touristische Aktivitäten einzubeziehen. Als bemerkenswertes Beispiel nannte Raike den Tag der offenen Tür des Atlantic-Hotels: „Die Schlange ging noch dreimal um den Block.“ Solche Momente zeigten, wie hoch die Nachfrage auch seitens der Hamburger für Tourismus in der eigenen Stadt sei.

Sorgen, Hamburg leide am „Overtourism“ (deutsch: Übertourismus), also Tourismus, der zu Konflikten zwischen Touristen und Touristinnen und Einheimischen führt, hat Raike nicht. Natürlich seien die Innenstädte teilweise voll. Dies sei allerdings kein Grund zu Beunruhigung. „Von Zuständen wie in Barcelona sind wir hier noch weit entfernt“. Befragt wurden für die Studie neben den Hamburger Bürgern auch rund 300 Mitarbeiter der Touristikbranche. Zudem wurden zahlreiche Podcasts sowie Reiseführer analysiert.