Hamburg. Viele Krankheiten sind bei uns mittlerweile selten, doch die Erreger nicht verschwunden, warnen die KinderDocs im Podcast.
Am Anfang stand ein ganz besonderer Forscher. „Es ist faszinierend: Die Geschichte des Impfens geht auf eine einzelne Begebenheit zurück“, erzählt Kinderärztin Claudia Haupt im Podcast „Die KinderDocs“. Jahrtausendelang waren die Pocken eine schlimme Bedrohung, Millionen Menschen starben an der Krankheit. Ende des 18. Jahrhundert dann hat der Mediziner Edward Jenner beobachtet, dass auch Kühe Pocken haben, aber nicht daran sterben. Er kam darauf, dass die Erreger ähnlich sein müssten, und hatte die Idee, infiziertes Material von einer erkrankten Kuh einem Jungen in dessen aufgeritzte Haut zu geben, um seinem Körper gewissermaßen beizubringen, sich gegen das Virus zu wappnen. Der Junge erkrankte, überlebte aber – und war künftig immun.
„Das hat das allererste Mal gezeigt, dass man durch das Vorgaukeln einer Infektion den Körper in den Zustand versetzen kann, dass er sich gegen das Wildvirus zur Wehr setzen kann – die Geburtsstunde der Impfungen“, sagt Claudia Haupt, Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Hamburg. „Und Impfungen sind der beste Schutz vor schweren Infektionskrankheiten.“
Kinderarzt in Hamburg: Krankheiten sind selten, doch die Erreger nicht weg
Impfkampagnen sind bei uns allerdings seit Langem so erfolgreich, dass viele Menschen bestimmte Krankheiten gar nicht mehr auf dem Schirm haben. „Doch die Erreger sind ganz und gar nicht verschwunden“, sagt die Hamburger Kinderärztin Charlotte Schulz, „nur die Krankheiten wurden durch die Impfungen zurückgedrängt.“
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Ein wichtiges Beispiel dafür ist Tetanus, der potenziell tödliche Wundstarrkrampf – die Erreger sind weiterhin in Erde, Staub und Schmutz vorhanden, und kleinste Verletzungen reichen, um sich anzustecken, wenn man nicht geschützt ist. „Auch Diphtherie wurde zurückgedrängt und hat ihren Schrecken verloren, weil wir regelhaft alle Kinder dagegen schützen, aber der Erreger ist nicht weg“, so Claudia Haupt. Durch Migrationsbewegungen könne die Diphtherie wieder nach Europa zurückkommen, ebenso wie Polio – wenn wir keinen guten Impfschutz haben.
Kinderarzt in Hamburg: Wenn Impfquote zu niedrig ist, funktioniert Herdenimmunität nicht mehr
Auch an Masern sterben weltweit noch Menschen, deshalb sei es wichtig, bei uns den Impfschutz aufrechtzuerhalten. „Wenn in einzelnen Gebieten der Impfschutz eine gewisse Quote unterschreitet, dann funktioniert die Herdenimmunität nicht mehr und wir sehen wieder lokale Ausbrüche, so Kinderärztin Schulz.
Wie die Impfung im Einzelnen funktioniert, was passive und was aktive Impfungen sind und warum neben dem Schutz des Einzelnen auch der Gemeinschaftsschutz so wichtig ist, erklären die beiden Kinderärztinnen im Podcast „Die KinderDocs“. Haben Sie Fragen, liebe Leserinnen und Leser, schreiben Sie uns an Kinderdocs@abendblatt.de.