Hamburg. Vor ihrem letzten Auftritt in der ARD-Nachrichtensendung spricht die Moderatorin über geheime Wünsche und neue Politiker-Typen.
„Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga würde das Nachrichten-Studio gerne von Hamburg nach Berlin beamen. Auf die Frage, was sie sofort an der vom NDR produzierten ARD-Sendung ändern würde, wenn sie einen Wunsch frei hätte, sagte die 54-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur: „Ich würde uns gerne nach Berlin beamen, damit wir mehr Politikerinnen und Politiker im Studio hätten.“
Die Moderatorin, die an diesem Donnerstag (5. Oktober) nach 16 Jahren ihre letzten „Tagesthemen“ im Ersten moderiert, ergänzte: „Aus unserem Studio in Hamburg heraus sind wir mit den Interviewpartnern meist über eine Leitung und folglich über eine größere Distanz verbunden. Wenn Sie Menschen in die Augen sehen können, entstehen auch andere Gespräche.“
Die 54-Jährige wird im nächsten Jahr im Ersten die Nachfolgerin von Sonntags-Polittalkerin Anne Will. Miosga sagte, am meisten freue sie sich auf dies: „Die Leute sitzen leibhaftig vor mir und ich habe auch mehr Zeit nachzufragen.“
Lesen Sie hier das komplette Interview mit Caren Miosga:
Im nächsten Jahr starten Sie als Nachfolgerin des Anne-Will-Talks am Sonntagabend nach dem „Tatort“ im Ersten. Beäugen Sie jetzt intensiver Ihre Konkurrenz Markus Lanz, Maybrit Illner, Louis Klamroth und Sandra Maischberger?
Caren Miosga: Ich habe politischen Talk schon immer intensiv verfolgt. Und Sie ahnen, worauf ich mich am meisten freue. Die Leute sitzen leibhaftig vor mir und ich habe auch mehr Zeit nachzufragen.
Millionen Deutsche kennen Sie als „Tagesthemen“-Moderatorin, am Donnerstag ist Ihr letzter Auftritt. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was Sie sofort an der Sendung ändern könnten?
Ich würde uns gerne nach Berlin beamen, damit wir mehr Politikerinnen und Politiker im Studio hätten. Aus unserem Studio in Hamburg heraus sind wir mit den Interviewpartnern meist über eine Leitung und folglich über eine größere Distanz verbunden. Wenn Sie Menschen in die Augen sehen können, entstehen auch andere Gespräche.
Politiker-Interviews zeichnen Sie in den „Tagesthemen“ zudem häufig vorab auf.
Einige Politikerinnen und Politiker zeichnen vor der Sendung auf, weil sie Termine am Abend haben, was verständlich ist, für uns aber auch das Risiko birgt, dass sich die Nachrichtenlage bis zur Sendung noch entwickeln und das Gespräch inhaltlich schon überholt sein kann. Live ist natürlich immer besser.
Seit 2007 interviewen Sie Politiker in den „Tagesthemen“. Was hat sich am Politiker-Sprech verändert?
Es gibt heute weniger impulsive Drauflos-Redner vom Typ Struck, Steinbrück und Gabriel. Ich vermisse die angstfreien Politiker, längst agieren sie deutlich geschulter und vorsichtiger. Das ist verständlich, weil inzwischen alles Gesagte sofort online kommentiert wird. Gleichzeitig bringt auch eine jüngere Politikergeneration mit einer neuen Sprache und einem neuen Zugang wieder mehr Schwung in dieses Ritual des politischen Interviews.
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Immer wieder wird über den Umgang der Medien mit der AfD diskutiert. Mehr, weniger, Einzelinterviews ja oder nein ...
Selbstverständlich müssen wir Vertreterinnen und Vertreter der AfD interviewen. Die Frage ist nur, wie. Der Populismus – egal, aus welcher politischen Richtung – will vor allem eines: Angst schüren und keine Lösungen anbieten. Die Welt ist aber so komplex und so schwierig geworden, dass es grundlegendere Lösungen unserer vielfältigen Probleme bedarf. Deshalb sollten wir auch mit der AfD genau darüber sprechen: über ihre Lösung für konkrete Probleme.
Kann man sich eigentlich von so einem Job, den Sie bei den „Tagesthemen“ hatten, überhaupt lösen?
Es fällt mir sehr schwer. Ich war ja ein bisschen wie ein fest montierter Teil der Schrankwand im blauen Wohnzimmer. Über so lange Zeit mit einem so tollen Team jeden Tag aufs Neue eine Sendung auf die Beine stellen zu dürfen - dafür bin ich sehr dankbar.