Hamburg. Wencke Petersen war einen Monat lang auf gefährlicher Hilfsmission: in der Ukraine beschaffte sie medizinisches Material und Medikamente.

Eine spezielle Warn-App hatten sie und ihre Kollegen zu jeder Zeit aktiviert, als Wencke Petersen für die Organisation Ärzte ohne Grenzen e. V. kürzlich in der Ukraine war. Die gebürtige Flensburgerin, die seit zehn Jahren in Hamburg lebt, hat nach eigenen Angaben die freie Zeit, bevor sie ihren neuen Job in einem Hamburger Krankenhaus antritt, für einen einmonatigen Hilfseinsatz in dem Kriegsgebiet genutzt.

Die 49-Jährige ist ausgebildete Arzthelferin und hat Krankenhausmanagement und Logistik studiert. Sechseinhalb Jahre ihres Berufslebens war die Betriebswirtin bereits für Ärzte ohne Grenzen unterwegs – in vielen Krisen- und Kriegsgebieten.

Einsatz im Kriegsgebiet: nichts Neues für Petersen

„Die Einsätze dauerten zwischen ein und neun Monaten. Ich war mehrmals im Kongo, im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik, in Äthiopien, Liberia, Guinea, aber auch in Haiti, Irak, Syrien und Bangladesch“, zählt Petersen auf. Die letzten dreieinhalb Jahre habe sie in einem Hamburger Krankenhaus gearbeitet – ein Zugeständnis an ihren Mann, um nicht ständig monatelang von ihm getrennt zu sein.

Doch als Ärzte ohne Grenzen Hilfskräfte für die Ukraine suchte, meldete sich Wencke Petersen sofort, zwei Tage später packte sie ihren Koffer. „Man muss sich bewusst sein, dass es ein Risiko ist. Man geht da nicht blauäugig hin“, sagt sie über die Entscheidung für den gefährlichen Einsatz. Sie war mit anderen Kollegen in Winnyzja, 270 Kilometer südwestlich von Kiew.

Einsatzort: U-Bahn-Schacht

Petersens Aufgabe war es, medizinisches Material und Medikamente zu organisieren. Viel Material sei aus Lagern in Holland und Belgien und dann über Polen ins Land gekommen. „Wir haben es dann weitergeschickt, aber auch Materialien im Land gekauft, auch Spielsachen für Kinder“, sagt die Logistikerin. „Unser Team mit Ärzten, Schwestern und Psychologen hat auch Patienten in U-Bahn-Schächten versorgt.“

Die Stadt Winnyzja sei mehrfach angegriffen worden, mehrfach habe es während ihres Einsatzes Alarm gegeben, „aber wir sind einfach davon ausgegangen, dass keine zivilen Ziele getroffen werden“. Zurück in Sicherheit sagt Petersen: „Nun hoffe ich wie alle, dass der Krieg schnell zu Ende geht.“