Hamburg. Talkshow “Kalles Halbzeit im Verlies“ mit prominenten Gästen. Rechtsmediziner Klaus Püschel stellte Schwensen heikle Frage.
Er ist „Kaufmann“, das hat Karl-Heinz Schwensen (67) oft betont. Ein Hamburger Kaufmann, das ist eben der Inbegriff des Handschlag-Geschäfts, der Verlässlichkeit, der Seriosität. Und auch des florierenden Unternehmens. Dass der Mann, der sich selbst „Kalle“ nennt und nennen lässt, im Kontor über den Bilanzen sitzt, das können sich wenige vorstellen. Er hat da offenbar auch ein anderes Verständnis vom Geschäft. Denn nach Jahren des mutmaßlichen Verschwundenseins aus der Öffentlichkeit hat sich Kalle Schwensen, der da und dort als „Rotlicht-Größe“ bezeichnet wurde und auch schon das Victory-Zeichen machte, als er angeschossen von Rettungssanitätern mit einer Trage ins Krankenhaus gebracht wurde, wieder der Öffentlichkeit präsentiert.
Bei Hamburg1 hat Schwensen nun ein Format ins Fernsehen gebracht, das er bislang im Internet ausprobierte. Er moderiert und talkt über den gepflegten Kick. Das hätte man dem ehemaligen Amateurboxer nicht zugetraut. Aber offenbar ist er nicht nur auf der Reeperbahn zu Hause, sondern auch im „kleinen“ Fußball. Am Montagabend lief die erste Sendung – und die hatte es in sich.
Karl-Heinz Schwensen talkt mit Prof. Klaus Püschel
Schwensen talkte bei „Kalles Halbzeit im Verlies“ aus seinem SM-Club an der Erichstraße auf St. Pauli mit UKE-Professor Klaus Püschel. Über Corona, sicherlich, aber eben auch über die Auswirkungen auf den Hamburger Amateurfußball. Wenn Zuschauereinnahmen fehlen, fehlt den Amateurkickern alles – das war die Quintessenz des Gesprächs. Püschel meinte, bei den Amateuren könne man wegen der Abstände und der Veranstaltung im Freien schnell wieder eine überschaubare Menge an Fans zulassen. Denn andere Einnahmen außer Sponsorengeldern haben die kleinen Clubs nicht.
Und da Schwensen in seiner Internet-Show bereits Gäste hatte wie Richard Golz, Marcell Jansen (HSV) und Tim Wiese (Wrestler und Sportwagenfahrer, früher mal Werder Bremen), war es für ihn wegen seiner Kontakte nicht schwierig, den heißesten Fall des Hamburger Amateurfußballs zur Premiere bei Hamburg1 zu präsentieren: Martin Harnik. Der Ex-Profi wechselte gerade zum Oberliga-Meister TuS Dassendorf. Harnik ließ sich auf seinem Reiterhof im Hamburger Osten filmen und plauderte über das Leben auf dem Land und seine Anfänge in den Vier- und Marschlanden. Der ehemalige schillernde Reeperbahn-Prinz und das überzeugte Landei – eine neue Hamburger Mischung.
Überraschend war außerdem, wie offen Schwensen damit umging, dass Rechtsmediziner Püschel ihn fragte: „Habe ich Sie nicht schon einmal bei mir auf dem Tisch gehabt?“ Nein, Schwensen lebt noch. Haargenau medizinisch vermessen wurde er aber einst, wie er offen zugab. Es ging darum, seine Identität gerichtsfest zu dokumentieren.