Patricia Meeden spielt die Hauptrolle in einem Musical, ist häufig im TV zu sehen und zieht Hamburg sogar Berlin vor.

Die nächste Aufführung von „Pretty Woman“ ist in zweieinhalb Stunden. In einem Büro im Theater an der Elbe auf Steinwerder hat es sich Patricia Meeden auf der Couch bequem gemacht und nimmt sich Zeit für das Interview. Die 34-Jährige wirkt völlig entspannt, hat eben noch beim Fototermin posiert und auf dem Weg dahin mit drei Fans aus Japan – die am Bühneneingang warteten und völlig aus dem Häuschen waren – Selfies gemacht. Die Schauspielerin hat seit Ende September die Hauptrolle im Pretty-Woman-Musical inne und spielt die Rolle der Prostituierten Vivian Ward – die 1990 im gleichnamigen Kinoklassiker von Julia Roberts verkörpert wurde.

„Ich bin ein großer Fan von Julia Roberts. Dass ich ausgewählt wurde, ist eine Ehre für mich. Es macht einfach Spaß, diese starke und sympathische Frau zu spielen“, sagt Meeden. Es gab unzählige Wiederholungen dieser Kino-Liebesgeschichte im TV. „Ich habe „Pretty Woman“ bestimmt auch schon viermal im Fernsehen geschaut und war jedes Mal wieder begeistert. Als Musical ist es jetzt natürlich neu interpretiert worden, und wir haben auch viel Comedy dabei.“

Als Kind hat Patricia Meeden ein Jahr lang in Kuba gelebt

An ihrer Seite steht Mark Seibert, der den erfolgreichen Geschäftsmann Edward Lewis spielt und Vivian auf den Straßen von Los Angeles kennenlernt. Es entsteht eine Liebesgeschichte, die so nur in Hollywood spielen kann. „Mark und ich sind ein eingespieltes Team, und wir können uns absolut aufeinander verlassen.“ Die beiden haben schon bei dem Musical „Jesus Christ Superstar“ in Bonn zusammen auf der Bühne gestanden.

Die 22 Songs im Pretty-Woman-Musical stammen aus der Feder von Weltstar Bryan Adams, der sich auch die Demobänder von den Castings anschaute und offensichtlich von Patricia Meedens Leistung überzeugt war. „Ich habe ihn zum ersten Mal hier in Hamburg getroffen, als wir Hauptdarsteller präsentiert wurden. Natürlich war ich aufgeregt.“ Es wurde eine angenehme Begegnung: „Bryan Adams war sehr herzlich, hat mich sogar zu seinem Konzert nach Berlin eingeladen. Ich habe meine Mutter mitgenommen. Das war ein großartiges Ereignis.“

Ihrer Mutter – die aus Kuba stammt – hat es Patricia Meeden zu verdanken, dass sie Künstlerin wurde: „Sie und ich haben in Berlin gelebt, und als ich fünf Jahre alt war, hat sie mich für ein Jahr zur Familie nach Kuba geschickt. Da sind fast alle Musiker, und ich habe eine Musik- und Tanzschule besucht.“

Meeden absolvierte professionelle Ballett-Ausbildung

Die große Leidenschaft von Patricia Meeden war das Ballett. Aber nicht nur einfach so, mal einmal die Woche als Hobby. Acht Jahre lang von 1996 bis 2004 absolvierte sie eine professionelle Ausbildung an der Staatlichen Ballettschule Berlin in den Fächern Klassischer Tanz, Modern, Jazzdance. „Das war ein Internat. Eigentlich bestand mein Alltag nur aus Schule und Ballett. Aber wir waren dort eine tolle Gemeinschaft, wahrscheinlich gerade deshalb, weil die Ausbildung so hart war.“

Sich selber bezeichnet Meeden als „dickköpfig und ehrgeizig. Darum habe ich es wahrscheinlich auch geschafft und habe die Schule mit dem Diplom als staatlich geprüfte Bühnentänzerin verlassen.“ Aber eine Karriere als Balletttänzerin kam für sie nicht infrage: „Ich wollte nicht immer nur Diät halten, sondern entspannt essen“, sagt Meeden und lacht.

Schließlich kam sie über einen Türsteher im Soda Club in Berlin zum Musical. „Durch ihn lernte ich den ,Cats‘-Darsteller Rüdiger Reschke kennen, und er verhalf mir zu meinem ersten Casting.“ Eine ihrer ersten Rollen spielt sie im Capitol Theater in Düsseldorf im Klassiker „Cats“. Zuletzt hatte Meeden die Hauptrolle in Wien in „Bodyguard“ inne, in dem sie die Welthits von Ausnahmekünstlerin Whitney Houston präsentierte. „Die Rolle war sehr anspruchsvoll, ich musste manchmal bis an meine Grenzen gehen“, gesteht die Schauspielerin beim Interview.

"Ich mag die quirlige Atmosphäre im Portugiesenviertel"

Für das neue Engagement ist Patricia Meeden nach Hamburg gezogen, lebt im Portugiesenviertel. „Ich mag die quirlige Atmosphäre dort.“ Die gebürtige Berlinerin – mit dänischen und kubanischen Wurzeln – hat schon mal in der Hansestadt gelebt, als sie von 2010 bis 2012 die Hauptrolle in „Sister Act“ im Operettenhaus auf dem Kiez gespielt hat. „Ich genieße es, dass ich jetzt wieder in Hamburg wohne. Hier gibt es viel Grün, und ich liebe das Wasser. Berlin ist natürlich auch eine tolle Stadt, aber Hamburg ist gemütlicher, und ich mag auch die Menschen hier sehr gerne.“

Einer ihrer Lieblingsorte ist Blankenese. „Es ist so schön dort, da bin ich gerne am Elbstrand mit meiner Hündin unterwegs. Wenn ich mal genug Geld verdient habe, kaufe ich mir ein Häuschen im Treppenviertel.“

An ihrer aktuellen Wohnung im Portugiesenviertel schätzt Meeden, „dass ich entspannt mit der Fähre zum Theater fahren kann“. Sie lacht: „Ich bin nicht geschminkt, da erkennt mich eh keiner.“ Starallüren sind der Schauspielerin, die auch häufig im Fernsehen zu sehen ist, fremd. „Ich mache doch nur meinen Job, und mein Ziel ist es, das Publikum zu begeistern. Wenn ich dann mal erkannt werde, ist es doch toll, wenn die Leute einem erzählen, dass ihnen ,Pretty Woman‘ gefällt.“

Meden war in vielen Musicals dabei

Der Platz reicht nicht aus, um alle Musicals aufzuzählen, in denen Meeden bereits mitgespielt hat – meist in Hauptrollen. Dazu zählen „Cabaret“, „Aida“ und „Ragtime“ sowie Tourneen mit der „Best of Musical“-Gala durch die Republik. Es seien so um die 15 verschiedene Musicals gewesen, sagt Meeden und lehnt sich zurück: „Das Tolle ist: Nach jedem Auftritt bekommst du direkt Feedback vom Publikum, das ist mir unheimlich viel wert.“ Patricia Meeden gibt immer 100 Prozent und möchte perfekt sein. „Manchmal passieren einem kleine Patzer beim Text. Das Publikum merkt das gar nicht, aber ich ärgere mich über mich selber. Doch ich habe auch gelernt, dass es einem überhaupt nicht hilft, sich selber Druck zu machen.“

Sechs Shows, die jeweils rund zwei Stunden und 15 Minuten dauern, spielt Meeden pro Woche. „Jede Vorstellung ist Adrenalin pur. Da ich diese Rolle der Vivian so liebe, ist jede Minute auf der Bühne für mich Spaß, auch wenn es natürlich körperlich anstrengend ist.“ Andere Menschen, würden an ihren freien Tagen wohl einfach nur faulenzen. Das ist nicht ihr Ding. Meeden lacht wieder. „Nein, ich ruhe mich nicht aus. Wenn ich nicht auf der Bühne stehe, dann drehe ich häufig.“ In der ZDF-Serie „Team Alpin“ hat sie die durchgehende Rolle der Francisca Dobner inne. „Wir drehen in Österreich. Für mich ist das wie Urlaub in den Bergen.“

Auch bei „Rosamunde Pilcher“ hat Meeden schon mitgespielt

In diesem Jahr war sie auch in einer Episodenhauptrolle als Anwältin in der Krimiserie „Wilsberg“ zu sehen und in „SOKO Stuttgart“. Auch beim ZDF-Klassiker „Rosamunde Pilcher“ hat Meeden schon mitgespielt. „Ich würde in Zukunft gerne noch mehr Fernsehen machen, auch wenn mein Herz nach wie vor natürlich am Musical hängt.“

Dieser Wunsch scheint sich zu erfüllen. Aktuell dreht Meeden für die ARD in Prag. Dort spielt sie in der dritten Staffel der Serie „Charité“ die Krankenschwester Arianna. Für Hobbys bleibt bei diesem Arbeitspensum wenig Zeit. „Ich mache mein Sportprogramm, gehe total gerne spazieren und erkunde die Stadt.“ Manchmal macht sie Landschaftszeichnungen mit dem Bleistift. Und momentan sucht Meeden eine neue Wohnung in der Hansestadt, weil der Vertrag für ihr Zuhause bald ausläuft. „Es ist eine ziemliche Herausforderung, in Hamburg etwas Neues zu finden, ich würde gerne in meiner Gegend bleiben.“

Partynächte und Alkohol sind tabu, der Job geht vor

Immer wieder fällt das Wort „Disziplin“ – und dass der Beruf für Patricia Meeden im Vordergrund steht. Ausschweifende Partynächte stehen nicht auf ihrem Programm. Sie lebt gesund: „Ich gehe selten in Clubs oder Bars. Ich trinke auch keinen Alkohol. Ich brauche meine ganze Power für meinen Beruf.“

Aber es gibt da seit geraumer Zeit noch jemanden, mit dem sie versucht, jede freie Minute zu verbringen. Sie lächelt. „Ich habe einen Freund.“ Und wie schaut es mit Kindern aus? „Irgendwann auf jeden Fall, aber dafür ist es jetzt noch zu früh für mich.“ Es existiert zudem noch ein Traum, den viele Schauspieler haben – auch Patricia Meeden. Sie verrät: „Natürlich würde ich gerne den Sprung nach Hollywood schaffen. Da gibt es mehr Möglichkeiten für meinen Typ, größere Bandbreite an Projekten, und ich spreche wahnsinnig gern Englisch.“ Aber im Januar steht jetzt erst einmal relaxen auf dem Programm. Eine Fernreise nach Mexiko. Keine Bühne, keine Auftritte, keine Dreharbeiten – einfach nur ausspannen und erholen.

3 Fragen an Patricia Meeden

1. Was ist Ihr wichtigstes persönliches Ziel für die nächsten drei Jahre? Ich hätte gerne einen festen Wohnsitz für länger als ein Jahr. Ich will nicht mehr ständig umziehen müssen.

2. Was wollen Sie in den nächsten drei Jahren beruflich erreichen? Eine Rolle in einem internationalen Filmprojekt zu bekommen. Außerdem würde ich mich gerne trauen, endlich ein Solokonzert zu geben.

3. Was wünschen Sie sich für Hamburg in den nächsten drei Jahren? Ich wünsche mir für Hamburg etwas weniger Regen und dass ich hier meine Traumwohnung finde.