Altstadt. Laura Gräwert repräsentiert Hamburg. Zusammen mit ihrer Amtskollegin Chihiro Konishi kam sie zum Antrittsbesuch ins Rathaus.
Die Kette königlicher Besucher im Rathaus reißt nicht ab. Am Dienstag besuchten gleich zwei Kirschblütenköniginnen Hamburgs Regierungssitz, und sowohl Bürgermeister Olaf Scholz als auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (beide SPD) ließen es sich nicht nehmen, die Gäste persönlich zu empfangen.
Wie berichtet, trägt zum ersten Mal in der fast 50-jährigen Geschichte des Hamburger Kirschblütenfestes eine junge Hamburgerin den Titel „Kirschblütenkönigin“: die 25-jährige Laura Gräwert aus Farmsen-Berne. In den Jahren davor hatte es stets „nur“ Prinzessinnen gegeben. Die besondere Ehre, die sich darin ausdrückt, wird schon daran deutlich, dass die zuständige Japan Sakura Foundation, eine staatliche Stiftung, weltweit nur drei Städten die Wahl einer Kirschblütenkönigin gewährt: Honolulu, Washington – und eben Hamburg. Zu Gräwerts Krönung am vergangenen Sonnabend war ihre japanische „Amtskollegin“ Chihiro Konishi eigens an die Alster gereist. Und da das Repräsentieren die wichtigste Aufgabe der Königinnen ist, schloss sich kurz nach der Wahl der Besuch im Rathaus an.
Carola Veit rückte den Besucherinnen persönlich die Stühle zurecht
Mit den Treffen wollten Scholz und Veit offenkundig deutlich machen, dass sie in den Kirschblütenköniginnen nicht nur Pro-forma-Repräsentantinnen sehen, sondern sie als echte Botschafterinnen ihrer beiden Länder betrachten und ihnen bei der Vertiefung der Beziehung zwischen Hamburg und Japan wichtige Funktionen zubilligen. „Hamburg und Japan haben sehr alte, sehr gute Beziehungen miteinander“, sagte Scholz. Der Besuch der japanischen Kirschblütenkönigin anlässlich der Wahl der Hamburger Königin sei damit „Teil dieser guten Tradition und ein sicheres Zeichen dafür, dass es auch in Zukunft gut weitergehen wird“.
Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit erwies sich als charmante Gastgeberin, die – obwohl selbst ein ranghohes Amt bekleidend – beide Königinnen persönlich platzierte und ihnen auch selbst die Stühle am Tisch zurechtrückte. Gesten wie diese wurden von den begleitenden japanischen Gästen, darunter Konsul Takao Anzawa, mit Wohlwollen registriert. Angeregt plauderte Veit auf Englisch mit Chihiro Konishi, die sich in das Gästebuch der Bürgerschaft eintrug. Anschließend geleitete sie die Besucherinnen und ihre Begleitung zu einem Bürgerschaftsfrühstück, das – wie es Tradition ist – einem Mittagessen entsprach. Veit zeigte sich beeindruckt von der Anmut ihrer Besucherinnen, die exzellent repräsentierten – sparsame Bewegungen, freundlicher Plauderton und hervorragende Haltung inklusive.
Das Amt der Kirschblütenkönigin genießt im Land der aufgehenden Sonne hohe Wertschätzung. Es ist ein Ehrenamt, das jeweils für zwei Jahre vergeben wird. In Hamburg wird die jeweilige Würdenträgerin seit Ende der 1960er Jahre alle zwei Jahre durch die Deutsch-Japanische Gesellschaft zu Hamburg e. V. gewählt – zeitlich versetzt zur Wahl in Japan. Seither besuchen beide Kirschblütenköniginnen alle zwei Jahre gegenseitig Deutschland und Japan und absolvieren offizielle Termine – bis hin zum Premierminister Japans. Als äußeres Zeichen ihrer Funktion erhält die Kirschblütenkönigin eine wertvolle Perlenkrone.
Die Kirschblüte (Sakura) ist in Japan eines der wichtigsten kulturellen Symbole überhaupt. Sie steht für Schönheit, Reinheit und Einfachheit. Zugleich soll sie mit einer maximalen Blütezeit von einer Woche zum Nachdenken über das Wechselspiel von Vergänglichkeit und Aufbruch anregen. Ihr Aufblühen ist seit der Heian-Zeit (794 bis 1185) Anlass für Feiern unter freiem Himmel, in Gedichten wird sie schon seit dem 8. Jahrhundert gerühmt.
Die Zeit der Kirschblüte markiert im japanischen Kalender den Beginn einer neuen Periode für Behörden und Einrichtungen, darunter Schulbeginn und Wirtschaftsjahr. Susumu Hasumi, Präsident der Japan Sakura Foundation, schrieb im Zusammenhang mit der Wahl: „Die Vergabe der Lizenz ist als offizieller Akt des Kulturaustausches und als Symbol der tiefen Verbundenheit Japans mit Deutschland zu sehen.“
Laura Gräwert, die gut Japanisch spricht, wird bald Gelegenheit haben, ihre Heimatstadt zu repräsentieren. Bei einem Besuch in Japan wird sie bei zahlreichen Terminen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik Grüße aus Hamburg übermitteln.