Hamburg. Claus-Günther Budelmann übergibt sein Amt als britischer Honorarkonsul an Nicholas Teller. Aber er bleibt dem Anglo-German Club erhalten.

Es gibt kaum einen Ort in der Stadt, der mehr hanseatisches Charisma hat als der Anglo-German Club am Harvestehuder Weg. Hier geht es ein wenig zu wie in einer anderen, einer früheren Welt: Auf Etikette und Förmlich- und Höflichkeit wird Wert gelegt in dieser illustren Runde von Menschen. Es gibt dort lediglich Männer. Reeder, Kaufleute, Juristen, Mediziner und unruhige Ruheständler. Und gestern Abend bewegte sich ziemlich viel, die Clubräume waren gut gefüllt. Denn es wurde ein Zäsur verkündet: Claus-Günther Budelmann übergab sein Amt als britischer Honorarkonsul nach acht Jahren an Nicholas Teller. „Ich könnte mir keinen besseren Nachfolger vorstellen“, sagte Budelmann, ich habe Nicholas Teller selbst dem Botschafter Sir Simon McDonald vorgeschlagen.“ Teller sei bestens für die Position geeignet, der Chairman der E.R. Holding ist Engländer, verheiratet mit einer Nordirin. „Dazu ist er sehr humorvoll“, sagt Budelmann. Er selbst habe schon zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, mit 70 Jahren das Amt nieder zu legen. Jetzt war es soweit.

Ein 55-Jähriger übernimmt nun. Als Honorarkonsul ist Teller nun Ansprechpartner der rund 5000 in Hamburg lebenden Briten, er steht offiziell dem Honorarkonsulat des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland vor. Während Generalkonsulate Berufsdiplomaten an der Spitze haben und beispielsweise Pass- und Visa-Angelegenheiten regeln können, sind Honorarkonsuln ehrenamtlich tätige Interessenvertreter, die manchmal auch Bürger des Gastlandes sind.

Teller – britischer Staatsbürger – bemüht sich aktuell gemeinsam mit seiner Frau Linda zusätzlich um die deutsche Staatsbürgerschaft. „Wir sind nun schon so lange in Deutschland, das wir finden, dass es an der Zeit dafür ist“, sagt Teller.

Teller wurde in London geboren und kam als Fünfjähriger mit seiner Familie nach Düsseldorf, studierte dann in England, arbeitete 25 Jahre lang bei der Commerzbank AG, während seiner letzten fünf Jahre dieser Zeit war er Mitglied des Vorstands. Erst in Hamburg, dann in der Konzernzentrale in Frankfurt. Seit 2008 lebt er mit seiner Familie – das Ehepaar Teller hat zwei Söhne – wieder in Hamburg und ist nicht mehr CEO der E.R. Capital Holding von Erck Rickmers, sondern seit 2014 deren Chairman, also Aufsichtsratsvorsitzender. „Diese Position ermöglicht mir es auch erst, das Amt des Honorarkonsuls einzunehmen“, sagte Teller am Abend im „Anglo“, als er offiziell vorgestellt wurde. „Ich bin sehr stolz, mein Land in einer solch anglophilen Stadt vertreten zu dürfen.“

Weiterhin bleibt Budelmann Vorsitzender des „Anglo“, wo es seit der Gründung unmissverständlich „Members only“ heißt es. „Der Club (…) dient ausschließlich der Förderung internationaler und insbesondere der deutsch-britischen Beziehungen zum Nutzen der Allgemeinheit.“

Seit Ende 1996 ist Budelmann das Aushängeschild des Traditions-Clubs im Englischen Stil. Er pflegt übrigens zu sagen, dass es keinesfalls altmodisch sei, Damen nicht als Mitglieder zuzulassen – vielmehr Tradition, die gehegt werden solle. Und so bringen die knapp 1000 Mitglieder heute ihre Frauen und Begleiterinnen gern zu Veranstaltungen mit.

Teller kam mit seiner Ehefrau Linda und traf auch auf den Doyen des Konsularischen Corps, Generalkonsul Manuel Fernández Salorio aus Argentinien. Es wurden Höflichkeiten ausgetauscht, geplauscht. „Bisher habe ich mich hauptsächlich auf das wirtschaftliche Geschäftsleben konzentriert, jetzt wartet mit dem Wirken als Konsul eine ganz neue Welt auf mich“, sagte Teller über seine neue Aufgabe.