Farhad Vladi engagiert sich für die Organisation MapAction, die Verwüstungen kartografiert. Die Idee stammt aus Großbritannien. Gerade wurde Vladi Hafenbotschafter von Halifax.
Hamburg. Über seinen wohl größten Coup redet Farhad Vladi, als berichte er von einem alltäglichen Abschluss. Als gehöre es zu seinem Geschäft, dass Prominente wie Prinz William und dessen Frau Kate auf einer Insel aus seinem Portfolio ihre Hochzeitsreise verbringen. Ganz nüchtern erzählt er, wie er zu diesen exklusiven Kunden gekommen ist. Doch die Geschichte hinter der Geschichte sei es, die ihn mehr berühre.
So engagiert sich Vladi, der weltgrößte Inselmakler, seit Jahren für die Organisation MapAction, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, bei Naturkatastrophen schnell vor Ort zu sein und Verwüstungen zu kartografieren. „Nur dann können Hilfsorganisationen bei ihren Einsätzen durchkommen.“
Es ist ein Projekt, das ihm sehr am Herzen liegt. Die Idee stammt aus Großbritannien, Vladi etablierte in Deutschland einen eigenen Ableger. Durch dieses Engagement traf er vor Jahren auf Prinz Harry, den Schirmherren der Organisation. Mit dabei war damals auch der Sekretär der beiden Prinzen. „Wir saßen nebeneinander und der Sekretär fragte mich, was ich denn so mache“, sagt Vladi und grinst. „Da habe ich ihm von meinen Inseln erzählt. Ihm irgendwann meine Visitenkarte gereicht und gesagt: ‚Prinz William heiratet ja bald. Wenn sie einen schönen Ort für die Hochzeitsreise suchen, kann ich gern helfen.‘“ Und siehe da, einige Zeit später klingelte das Telefon in Hamburg. Der Fortgang der Geschichte war weltweit in Zeitungen zu lesen.
Diese und andere Geschichten erzählt der sympathische Mann mit dem grauen Haar allerdings nur auf ausdrücklichen Wunsch. Vladi ist kein Angeber. Ganz im Gegenteil. Der Hamburger lebt einfach seinen Traum. Und zu diesem Traum gehören für ihn hin und wieder eben Prominente. Doch das sei es nicht, was die Liebe zu seinem Beruf ausmache. „Inseln haben besondere Energien“, sagt Vladi, der selbst eine in Neuseeland besitzt. „Das habe ich schon als junger Mann so empfunden.“ Bücher wie „Die Schatzinsel“ oder „Robinson Crusoe“ hätten ihn auf die Idee gebracht, dass es wunderbar sein müsse, auf einer Insel zu leben. Doch als er, mit Abitur in der Tasche, seinem Vater von der Idee erzählte, mit Inseln handeln zu wollen, habe dieser ihn für verrückt erklärt. „Erlerne erst einmal einen richtigen Beruf, dann kannst du entscheiden, was du mit deinem Leben machst.“ Also begann Vladi eine Lehre bei der Deutschen Bank.
Die Idee für seine eigene Firma vergaß er aber nicht. „Kaum hatte ich die Abschlussprüfung bestanden, habe ich dort gekündigt und begonnen, mich mit meinem eigenen Unternehmen zu beschäftigen“, so der 69-Jährige. Er entdeckte eine kleine Insel auf den Seychellen, die zum Verkauf stand. „Aber wie sollte ich an potenzielle Käufer kommen? Ich hatte ja keine Kontakte“, sagt Vladi an diesem sonnigen Morgen in seinem Büro am Ballindamm. „Da habe ich mir das Abendblatt geschnappt und nach finanzkräftigen Hamburgern gesucht.“ Diese erhielten Tage später jeweils ein Schreiben mit einem Exposé der Insel. „Und was soll ich sagen: Ich wurde kurz darauf von einem hanseatischen Geschäftsmann angerufen, der dann mit einem Bekannten zu meinen ersten Kunden wurde“, sagt der Unternehmer.
Mittlerweile hat Vladi rund 2600 Inseln verkauft und 29.300-mal eine vermietet. Zurzeit hat er 120 Objekte weltweit im Angebot, weitere 100 können gemietet werden. Die Geschäfte betreut das Unternehmen, für das heute 60 Mitarbeiter weltweit arbeiten, nach wie vor hauptsächlich aus Hamburg. Und das soll auch so bleiben. „Die Stadt ist meine Heimat, hier bin ich mit meiner Frau und meinen Kindern zu Hause. Niemals würde ich auf die Idee kommen, von einem anderen Standort aus zu arbeiten.“ Warum auch, mit dem Flieger sei man ja schnell an jedem anderen Ort.
Doch als sei das aufwendige Geschäft mit den Inseln nicht genug, hat Vladi vor Jahren eine alte Hamburgensie gerettet und eine weitere ins Leben gerufen: Als sich für den Einzelhändler Dr. Götze Land & Karte kein Nachfolger fand, übernahm er die Geschäfte. „Ich habe eine unheimlich enge Bindung zu Karten in jeder Form. Ich konnte nicht zulassen, dass es einen so schönen Laden, der mit Reiseliteratur und Karten handelt, nicht mehr gibt“, sagt er.
Erst vor kurzem ist Vladi von einer ganz besonderen Reise zurückgekehrt. Der Hamburger wurde zum Ehren-Hafenbotschafter von Halifax für Hamburg ernannt. „Halifax und besonders der Hafen wollen von Hamburg lernen“, sagt Vladi, der bereits seit 1978 in der kanadischen Stadt ein Büro hat und insgesamt mit Kanada eng verbunden ist. Sogar kanadischer Staatsbürger ist Vladi. „Also warum sollte ich dabei nicht helfen, indem ich vermittle, Menschen zusammenbringe und Kontakte knüpfe.“ Er eben genau das tue, was auch sein Geschäft mit den Inseln ausmache.
Nach einer Stunde mit Inselmakler Vladi wird auch klar: An Rente denkt der Unternehmer mit 69 Jahren noch lange nicht. Warum sollte er auch? „Schließlich ist meine Firma mehr als nur ein Job“, sagt Vladi. Und aus seinem Mund klingen diese Worte nicht einmal pathetisch. Sondern einfach nur sehr ehrlich.