In seiner Funktion als Frauenarzt hat Klaus Diedrich seine Enkelin auf die Welt geholt, als Vater steht er Tochter Cornelia Poletto nahe. Seine kleine Conny konnte ihn aber auch zur Weißglut bringen.

Sie strahlen in die Kameras, denn sie werden oft fotografiert – als Frau oder als Mann an der Seite einer Hamburger Persönlichkeit. Doch wer sind die Menschen, die auf Empfängen neben und im Leben hinter den Prominenten stehen? In unsere neuen Serie stellen wir in lockerer Folge diese Kraftspender vor. Heute: Prof. Dr. Klaus Diedrich, Vater der Spitzenköchin Cornelia Poletto.

Hamburg. Eine funktionierende Vater-Tochter-Beziehung geht so: Väter tun was sie können, die Töchter was sie wollen. Ob das auch auf das Miteinander von Cornelia Poletto und ihrem Vater, dem Mediziner Klaus Diedrich zutrifft? Manchmal bestimmt. Jedenfalls erinnert sich der 68-jährige Gynäkologe und ehemaliger Leiter der Frauenklinik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck zu gern an die Kindertage seiner Tochter. Die kleine Conny konnte ihn allerdings auch mal zur Weißglut bringen. „Es war ihr Eigensinn. Was sie sich in den Kopf setzt, zieht sie durch, komme, was wolle“, sagt der Vater. „Gnadenlos, aber dabei mit umwerfendem Charme. Conny ist eine Kämpferin. Das ist einerseits natürlich toll, andererseits kann es einen auch wahnsinnig machen.“

Er lacht laut. Lebenslustig und offen erzählt er von seiner berühmten Tochter, ebenso gern berichtet er von seiner Arbeit als Reproduktionsmediziner. Denn an Ruhestand kann er nicht denken, zu groß der Tatendrang. Ein Jahr hatte er nach seinem Abschied in Lübeck 2012 pausiert. „War gar nicht so schlimm“, sagt er keck. Jetzt pendelt er täglich von Lübeck nach Hamburg, hier arbeitet er in der Facharzt-Gemeinschaft amedes in der Mönckebergstrasse. Mittelpunkt seiner Arbeit: Kinderwunschbehandlungen. „Es gibt in Deutschland viele Paare, die ungewollt kinderlos bleiben“, weiß er, „genauer gesagt sind es 15 Prozent, also 1,5 Millionen Paare.“ Mit enormem Fachwissen und einem Schuss Heiterkeit hilft er der Natur nach. „Der Mann kann ganz nett sein, aber die Samenzelle nicht“, sagt er zum Beispiel. „Wir sind ein bisschen eine Endstation, die Menschen haben meist schon einige frustrierende Ereignisse hinter sich.“ 70.000 Behandlungen gibt es jährlich, verteilt auf hundert Zentren in Deutschland.

Tochter Conny wurde vor mehr als zwölf Jahren Mutter einer Tochter, „aber Paola ist ganz ohne meine Hilfe entstanden“, witzelt er. Und ihre Geburt war für den Großvater eines der prägendsten Ereignisse seiner Laufbahn. Denn er war es, der den Kaiserschnitt durchführte und das kleine Baby seiner Tochter und ihrem damaligen Ehemann Remigio Poletto in die Arme drückte. „Ein ganz besonderer Moment. Zum Glück konnte ich Conny zu dem Zeitpunkt nicht in ihre wunderschönen Augen schauen, so eine Operation läuft eher steril ab und ich konnte mich auf mein Handwerk konzentrieren.“ Diedrich liebt seinen Beruf, seine Berufung.

Erwartet hätte der Mediziner deshalb auch nicht unbedingt, dass seine Tochter jobmäßig in eine so ganz andere Richtung tendieren würde. Aber kein Problem für Diedrich. „Ich hatte allerdings nie den Ehrgeiz, dass sie einen akademischen Titel hat. Ich wollte und will einfach, dass meine Tochter glücklich ist.“ Ihr berufliches Glück hat sie schnell gefunden, nachdem der Vater ihr beim Suchen einer Lehrstelle behilflich war - die erste Station, bei der Poletto mit der gehobenen Gastronomie in Berührung kam, war das Hotel Vier Jahreszeiten. „Es ging ganz schnell, da hatte sie ihre Liebe zur Kocherei entdeckt“, sagt Diedrich, der mit Stolz erzählt, wie seine Tochter dann durch die harte Schule bei dem Ausnahmekoch Heinz Winkler in Aschau am Chiemsee ging. Vererbtes Talent? „Es müssen die Gene sein! Ihre Mutter kann nämlich auch wunderbar kochen. Natürlich hat sie später eine gute Ausbildung bekommen, in der sich ihr Gespür für Kulinarik hervorragend weiterentwickeln konnte“, sagt Diedrich.

Seit Tochter Connys Rückkehr nach Hamburg, wo sie dann von 2000 bis zum Jahr 2010 gemeinsam mit ihrem damaligen Mann das erste eigene Restaurant betrieb, konnte er seine Tochter endlich wieder öfter sehen. Zu gern besucht er sie auch bei der Arbeit - „aber immer als zahlender Gast!“, sagt er und hebt dabei scherzend den Zeigefinger in die Höhe. Okay, sie gebe ihm schon mal ein Glas Wein aus, aber das war’s dann auch. Vater Diedrich ist vor allem Fan von ihren Spaghetti mit Scampis oder Hummer. Der neue Laden - 2011 eröffnete die Fernsehköchin in der Eppendorfer Landstrasse ihr „Cornelia Poletto“ mit angeschlossenem Feinkostladen.

„Ich finde es einfch toll, wie sie sich aus der Masse herausschält. Da muss man den Hut vor nehmen“, sagt er. Außerdem sei er froh, dass sie sich trotz stetig wachsendem Erfolg über die Jahre hinwegihre Natürlichkeit erhalten habe. Klar, auch weniger gute Zeiten, beruflich wie privat, hätten sie beide zusammen geschweißt. „Sie kann mich jederzeit erreichen und wir können über alles sprechen“, sagt Diedrich, der gemeinsam mit seiner Conny bereits ein Kochbuch für Schwangere, „Babyformel“, geschrieben hat. Und auch der Mann im Leben seiner Tochter, Deutsche Bahn-Vorstand Rüdiger Grube, ist ganz nach seinem Geschmack. „Er ist auf jeden Fall eine absolute Bereicherung“, sagt Diedrich, der mit Grube schon mal über die Alster segelt. Damit teilt er die Wasser-Begeisterung von Papa und Poletto. Denn: „Meine schönsten Erinnerungen habe ich an einen Segelurlaub in Dänemark. Conny war ungefähr acht Jahre alt. Unser Boot lag im Hafen von Hesnaes, einem kleinen Fischerdorf auf der Insel Falster. In diesem Urlaub habe ich Conny das Segeln beigebracht und konnte sie mit meiner Leidenschaft für Wind und Wasser anstecken. Es war Harmonie pur.“

Vater Diedrich tut eben, was er kann. An Land und auf dem Wasser.