Uli und Susi Salm haben eine weitere Zweigstelle ihrer Kultkneipe Zwick in Altona eröffnet. Weitere Läden in deutschen Städten in Planung.
Altona-Altstadt. Am Tresen sitzt ein Mann, Typ Manager, mit Anzug und Krawatte. Hinten in der Ecke tanzt eine Gruppe Studenten zu einem Rock-Klassiker. Und links neben der Tür schläft ein Mittvierziger seinen Rausch aus - das Zwick ist ein Ort, an dem Alt und Jung ausgelassen miteinander feiern und wo es meistens erst so richtig losgeht, wenn es draußen langsam hell wird. "Wir machen keinen Unterschied zwischen Businessmenschen, Normalos und Promis. Spaß ist die Devise. Hier meckert keiner, wenn mal ein Glas kaputt geht oder auf den Tischen getanzt wird", sagt Zwick-Chef Uli Salm.
+++ Das "Zwick" erweitert – zu Wasser und zu Land +++
Ein Konzept, das aufgeht. Gestern Abend eröffnete Salm mit seiner Frau Susi im ehemaligen Woodpecker an der Max-Brauer-Allee schon die dritte Filiale der Kneipe. Mit ihnen feierten rund 150 Freunde und Bekannte, darunter auch der Sänger Achim Reichel. Von morgen an ist die Kneipe für alle geöffnet. Heute feiert noch die Crew des "Großstadtreviers" ihr Sommerfest.
Die Spezies Hamburger Kultkneipe ist an sich vom Aussterben bedroht. Uli Salm aber ist optimistisch. Das Zwick am Mittelweg ist eine Institution in Hamburg. Die Stammgäste können Tausende Anekdoten erzählen. Zum Beispiel, dass der Schauspieler Heiner Lauterbach einmal betrunken Rilkes Panther aufsagte und danach erschöpft auf der Tischplatte einschlief. Oder dass Hollywood-Star Hugh Grant spontan vorbeikam und dann nach ein paar Bieren mit den Gästen Armdrücken spielte.
Auch das im September 2010 eröffnete Pendant am Millerntorplatz auf dem Kiez läuft gut. So gut, dass weitere Läden in anderen deutschen Städten in Planung sind. "Frankfurt, das Ruhrgebiet oder Köln wären eine Möglichkeit", sagt Salm. Unterstützung bekommt er von dem Entertainer Hugo-Egon Balder und dem ehemaligen Volleyball-Nationalspieler Frank Mackerodt, der das Zwick in Altona leiten wird.
Erst aber will sich der 64-jährige Salm vom Umbau erholen und wieder mehr mit seiner Band Rudolf Rock & die Schocker Musik machen. Im Frühjahr 2012 hatte der musizierende Kneipier seine Unterschrift unter den Mietvertrag für das Fachwerkhaus an der Max-Brauer-Allee gesetzt und so den Abriss des Gebäudes verhindert. Zuvor hatten sich viele Hamburger für seinen Erhalt eingesetzt. "Als wir mit den Sanierungsarbeiten angefangen haben, sind immer wieder Leute reingekommen und haben sich gefreut, dass das Haus stehen bleibt", sagt Salm. In die Renovierung haben er und seine Frau eine "hohe sechsstellige Summe" investiert.
Salm: "Das Ambiente hier ist dem am Mittelweg sehr ähnlich. Wir setzen auf Authentizität." Auch im Altonaer Zwick sind die Wände mit alten Konzertplakaten und Bassgitarren dekoriert. Besonders stolz ist Salm auf die Fender Stratocaster-Gitarre mit Original-Unterschriften von den Stones und auf einen Bass, signiert von Ex-Beatle Paul McCartney. Das Licht ist schummrig, der Holzfußboden dunkel. Ein Ort, der Potenzial hat für neue Anekdoten.