Von “Lanz“ bis “Lafer! Lichter! Lecker!“: Heidemanns produziert 650 Shows pro Jahr. Heute feiert er das siebenjährige Bestehen seiner Firma.
Bahrenfeld. Wenn Markus Heidemanns früher gefragt wurde, was er denn so beruflich mache, antwortete er immer mit "ich mache Fernsehen". Dann wusste zwar niemand, womit er genau seinen Arbeitstag verbrachte, aber die Fragenden hatten eine gewisse Vorstellung. "Und deshalb war der Name für die eigene Produktionsfirma ziemlich schnell gefunden", sagt Heidemanns. "Fernsehmacher!"
Heute Abend feiert er das siebenjährige Bestehen seiner Firma, was mit dem fünften Geburtstag seiner Sendung "Lafer! Lichter! Lecker!" zusammenfällt. Und hier, in den Büros seiner Fernsehmacher, sitzt Markus Heidemanns. Sein Zimmer liegt im dritten Stockwerk eines modernen, lichtdurchfluteten Gebäudes in Bahrenfeld, er blickt auf das ultramoderne Fernsehstudio mit 600 Quadratmetern Fläche im Phoenixhof, in dem sich viele Kreative niedergelassen haben.
Für Heidemanns der perfekte Platz, um Fernsehformate zu entwickeln. Derzeit produziert der gelernte Journalist mit seinem jungen Team nach eigenen Angaben an 250 Produktionstagen 650 Sendungen mit 70 000 Zuschauern pro Jahr. Es ist damit eines der am besten ausgelasteten Studios in Deutschland. Beachtlich auch, mit welchen Moderatoren und TV-Köchen er bereits gearbeitet hat - die Liste zählt Heidemanns so schnell auf, dass man kaum folgen kann: "Markus Lanz, Atze Schröder, Dr. Eckart von Hirschhausen, Horst Lichter, Johann Lafer, Alfons Schuhbeck, Nina Ruge, Hugo Egon Balder, Hella von Sinnen, Tim Mälzer, Steffen Henssler, Frank Rosin, Yared Dibaba, Johannes B. Kerner, Bettina Tietjen, Nelson Müller, Cornelia Poletto, Julia Westlake, Ann-Katrin Schröder, Jochen Schropp, Harald Schmidt."
Die Arbeit sei sein Leben, nicht nur täglich Brot, sagt er. "Fernsehen musst du leben, den Spaß daran einfach genießen", sagt Heidemanns. Oft und gern flucht er, benutzt Worte, die man nicht unbedingt im Wortschatz eines Geschäftsführers vermuten würde. "Ein ehrliches und direktes Wort ohne aufgesetztes Getue wirkt oft Wunder. Wie in einer 'schrecklich netten Familie', und ich bin Al Bundy", sagt er. Während er spricht, dreht er die silbernen Totenkopfringe an seinen Fingern.
Der Zusammenhalt und gemeinsame Spaß spielt eine bedeutende Rolle für ihn. So lud der Chef einmal alle seine Mitarbeiter für einige Tage nach Mallorca ein, mietete ein komplettes Hotel für seine Crew und feierte hier "teambildende Partys" und unternahm Katamaran-Ausflüge.
Aus Heidemanns' Firma kommen bundesweite Quotenhits: Das Flaggschiff ist die ZDF-Talkshow "Markus Lanz", die von Lanz und Heidemanns gemeinsam unter der Marke Mhoch2 produziert wird, zudem die Kochshows "Topfgeldjäger" mit Steffen Henssler, "Die Küchenschlacht" oder "Lafer! Lichter! Lecker!" mit Sternekoch Johann Lafer und Horst Lichter. Für Heidemanns sind das allerdings "Unterhaltungssendungen, in denen gekocht wird". Denn darum gehe es schlussendlich: um Unterhaltung. "Ich sage oft zu meinen Mitarbeitern, 'Genießt, dass wir das machen dürfen! Wir dürfen die Zuschauer niveauvoll unterhalten, deshalb gibt es bei uns nicht 08/15. Motto: Besser schlägt gut", sagt Heidemanns.
Am Anfang seiner Kochshows stand 2004 das Format "Kerners Köche", eine Unterhaltungssendung, in der mehrere bekannte Köche hinter dem Herd vor Publikum standen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte außer dem damaligen Shootingstar Tim Mälzer kaum ein Koch eine eigene Sendung.
"Ich habe immer zu mir gesagt: Mit 40 Jahren willst du selbst produzieren", sagt Heidemanns. Und er tat es. Gemeinsam mit Johannes B. Kerner gründete er 2004 die Produktionsfirma Fernsehmacher, die Heidemanns seit September 2009 allein führt. Die Trennung von Kerner verlief freundschaftlich, sagt Heidemanns. Grund war der Wechsel des Moderators zum Privatsender Sat.1. Zu diesem Zeitpunkt sei es eine vernünftige Lösung gewesen, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Heidemanns übernahm Kerners 50 Prozent an der Firma.
Seine journalistischen Wurzeln hat Heidemanns, der aus Wetter an der Ruhr stammt und Hamburg als seine Traumstadt bezeichnet, bei der Zeitung. Er arbeitete einige Jahre als Redakteur bei der "Bild am Sonntag", bis er Latenight-Moderator Harald Schmidt traf und 1995 dessen Redaktionsleiter wurde. Nach zwei Jahren wechselte er in der gleichen Position zu Johannes B. Kerner. Als "Sendungsmacher" und Stimme im Ohr des Moderators überwacht Heidemanns viele Aufzeichnungen persönlich. Er wirkt in seiner Begeisterung nicht abgehoben, er wisse, was zähle. "Man darf nie vergessen: Am Ende des Tages ist es nur Fernsehen", sagt der 47-Jährige.
Privat hat die exzessive Arbeit Spuren hinterlassen: Heidemanns ist Single, und mittlerweile kocht er selbst gern für Freunde und Familie, seine Menüs mit anschließenden Pokerrunden in seinem Haus in Rotherbaum nahe dem Univiertel gelten als legendär.
Und wenn er richtig abschalten will, dann geht Heidemanns zu seinem FC St. Pauli, auf seinen langjährigen Stehplatz auf der Gegengerade. Und da guckt er dann einfach nur zu.