Die Hamburger Studentin Fabienne Suter tritt mit ihrem Leibgericht an: Gnocchi mit Gorgonzolasauce und Schweinemedaillons.
Hamburg. Die roten Ziffern der Digitaluhr über Kamera eins zeigen acht Minuten und 25 Sekunden an, als die ersten Düfte von gebratenen Sesamfischfilets und Schweinemedaillons die Luft im Studio würzen. Sie vertreiben die schalen Gerüche von Fernsehkabeln und Scheinwerfern bis in die letzte Zuschauerreihe. "Die ganz rechts kann gar nicht gewinnen. Die ist viel zu jung, die hat noch nicht genug Erfahrung", flüstert eine ältere Dame ihrer Freundin ins Ohr.
Mit "der ganz rechts" meint die Frau Fabienne Suter, 27 Jahre alt, Studentin aus Hamburg, Kandidatin bei der ZDF-Kochshow "Die Küchenschlacht". Suter zieht - heute, um 14.15 Uhr im ZDF zu sehen - in die 382. Küchenschlacht, sie ist Kandidatin Nummer 492. Mit mehr als 1500 Rezepten wurde experimentiert. Suter versucht sich bei ihrer TV-Premiere an ihrem Leibgericht: Gnocchi mit Gorgonzolasauce und Schweinemedaillons. Sechs Hobbyköche treten jede Woche gegeneinander an, 35 Minuten haben sie Zeit, danach muss ihr Gericht die Jury überzeugen. In jeder Sendung fliegt einer raus - der Sieger am Freitag ist als VIP-Zuschauer in der Kochsendung von Markus Lanz dabei.
Kochshows boomen, allein im Medienzentrum Rotherbaum werden drei Sendungen produziert. Auf nahezu allen Kanälen im deutschen Fernsehen wird gebrutzelt und gebraten, paniert und frittiert. Und weil Kochen auch Kultur ist, polarisiert es die Gemüter: abgeschmackter Blödsinn mit Köchen als Clowns, sagen die einen. Lehrreich und lustig, sagen die anderen. Sicher ist: Die Kochshows haben die Kunst am Herd befreit von der Elite der Haute Cuisine - in Küchenschlacht Nummer 382 kochen Studentin, Rentner, Kauffrau, Ärztin, Vertriebsleiter und Musiker gegeneinander.
Sie alle treffen sich das erste Mal zwei Stunden vor Beginn der Aufzeichnung in der Lounge, hinter den Kulissen der TV-Studios an der Rothenbaumchaussee. Sven Hegner von der Produktionsfirma Fernsehmacher ist schon da, er begrüßt die Kandidaten. Er ist einer von 70 Menschen, die an der "Küchenschlacht" mitarbeiten - Redakteure, Lichttechniker, Stylisten, Reinigungskräfte fürs Geschirr und ein Feuerwehrmann für Notfälle.
"Ich habe meine eigenen Kartoffeln mitgebracht", sagt Suter. Und dass die während der Sendung nicht rechtzeitig gar werden, ist im Moment ihre größte Sorge. Bis Alfons Schuhbeck die Lounge betritt.
Schuhbeck ist Koch. Vor allem aber ist er einer der Moderatoren der Sendung - und Medienstar wie die anderen TV-Köche auch. Seine Stimme durchbricht die Stille der Kandidaten in der Lounge. "Ja, hoams denn die alle Valium g'schluckt", sagt er. Das muss das Hamburger Wasser sein, antwortet Peter. Die Aufregung weicht, gut anderthalb Stunden vor Beginn der Küchenschlacht. Man ist jetzt per Du, auch mit Alfons. Dann geht's in die Maske.
40 Minuten vor Beginn der Sendung betreten die Kandidaten zum ersten Mal das Studio. Sie begehen das Schlachtfeld so wie Fußballprofis den Auswärtsplatz in der Arena kurz vor Anpfiff. Fabienne macht sich vertraut mit den Knöpfen am Herd, checkt Zutaten und Werkzeuge. Nichts ist schlimmer, als in einer fremden Küche zu kochen - und das im Fernsehen. "Eigentlich kann man sich nur blamieren", sagt sie.
Jede Küchenschlacht braucht Munition. Und was für Fabienne nur eine Prise ist, summiert sich: Etwa 40 Kilo Salz und 200 Liter Olivenöl verbrauchen die Kandidaten pro Jahr. Während Fabienne in der Maske die Wimpern nachgezogen werden, füllt sich das Studio. 80 Zuschauer nehmen Platz. In der ersten Reihe zwei Freundinnen von Fabienne.
Was beim Sport der Stadionsprecher ist, ist bei Kochshows der "Warm-upper". Kurz vor der Sendung heizt er die Gäste ein, übt den Applaus und bringt ihnen die Vokabeln für die Küchenschlacht bei: das "Aaahhh" und "Ooohhhh" des Publikums. Dann laufen Alfons und die Kandidaten ein.
Von den Stunden, die Fabienne an diesem Tag vor und hinter der Kulisse der Studios verbringt, vergehen die 35 Minuten "Küchenschlacht" am schnellsten. Taschenbuchgroße Kameras an Kränen schrauben sich zentimetergenau über Fabiennes Kochtopf. Kabelträger hasten hinter schwitzenden Kameramännern her.
Vom Spektakel der sechs Studiokameras bekommt Fabienne nur wenig mit. Manchmal schaut sie rüber zu ihren Freundinnen, lächelt kurz und knetet dann weiter Teig für ihre Gnocchi. Nur Alfons unterbricht sie in ihrer Präzisionsarbeit und fragt, wo sie herkommt und was sie macht. Sie antwortet schnell, dann ist Alfons auch schon wieder nebenan.
Und Fabienne konzentriert sich auf die Medaillons. Sie will, dass der Juror Steffen Henssler sie in die nächste Runde schickt. Sie will die Schlacht gewinnen.
Abendblatt-Leser können dabei sein: Alle Leser des Hamburger Abendblatts, die selber mal bei der ZDF-Fernsehshow "Küchenschlacht" als Zuschauer dabei sein möchten, können sich kostenlos unter dem Stichwort "Abendblatt" ihre Eintrittskarte unter der Telefonnummer 040/30 108 378 oder der E-Mail-Adresse karten@fernsehmacher.de sichern.