Linda Zervakis lebt mit ihrem Freund in Eimsbüttel. Nach der Geburt will die 35-Jährige nur drei bis vier Monate Pause machen.

Hamburg. Konstant war in Linda Zervakis Alltag bisher nur wenig. Ihr beinahe unstillbares Bedürfnis nach Koffein vielleicht. Das wird sich jetzt ändern: Die „Tagesschau“-Sprecherin erwartet ein Kind. Schlaflose Nächte ist sie schon gewöhnt. Mal spricht sie früh morgens um sechs Uhr im ARD-"Morgenmagazin" die Nachrichten, dann wieder führt sie mitternachts durch die Themen der "Tagesschau".

Die 35-Jährige sagte der Illustrierten „Bunte“, sie wolle nach der Geburt nur drei bis vier Monate pausieren. „Ich will so schnell wie möglich wieder auf den Bildschirm zurückkehren. Ein Kind ist heute kein Karrierehindernis mehr in der ARD.“

Im April feierte die 35-jährige Hamburgerin bei den ARD-"Tagesthemen" ihre Premiere, präsentierte dort den Nachrichtenblock. Man halte große Stücke auf Linda Zervakis, sagte ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke damals und schwärmte von ihrer "wunderbaren Ausstrahlung".

Ihr Lebenslauf klingt beeindruckend zielstrebig. Nach dem Abitur gelang ihr durch ein Praktikum als Texterin der Einstieg in die renommierte Werbeagentur BBDO. 2001 wechselte sie zum NDR, zunächst als Stimme beim Jugendsender N-Joy. Die Vorzüge des Hörfunks: "Es ist egal, wie man aussieht. Das kann morgens um fünf von Vorteil sein." Doch ihre Vision, sagt sie, sei das Fernsehen gewesen. Vor knapp sieben Jahren stand sie erstmals für das "Schleswig-Holstein Magazin" vor der Kamera. Etwas naiv sei sie sicherlich manchmal gewesen. "Aber letztlich habe ich immer darauf vertraut, dass es klappt." Sie sei ihren Weg gegangen, ohne verkrampft zu sein, habe auf ihr Bauchgefühl gehört.

Und eben das führte sie raus aus Harburg, wo sie als Tochter griechischer Gastarbeiter aufwuchs. Ihre Eltern kamen Anfang der 60er-Jahre nach Deutschland, waren erst in einer Fabrik beschäftigt, machten sich später mit einem Kiosk selbstständig. Der Vater verstarb früh, für die Mutter war es nicht leicht, das Geschäft allein zu führen. Mit ihren beiden Brüdern musste Linda Zervakis, die durch eine Pflegemutter die deutsche Sprache rasch lernte, häufiger aushelfen. "Mit dem Tod meines Vaters war meine Jugend vorbei", sagt Linda Zervakis. "Es ging erst einmal nur ums Weiterleben." Bis zu ihrem 28. Lebensjahr jobbte sie sonntags im Kiosk. Vielleicht ist es auch gerade diese Erfahrung, die ihren Ehrgeiz begründet.

Allerdings: Ihr Beruf bedeutet ihr viel, aber nicht alles. Gemeinsam mit ihrem Freund lebt Linda Zervakis in Eimsbüttel. Er arbeitet ebenfalls beim NDR, ist Journalist beim Hörfunk - und hat deshalb Verständnis für ihre wechselhaften Dienstzeiten. Er sei ihr „Fels in der Brandung“, so die Hamburgerin. „Wir leben ja schon seit fünf Jahren zusammen. Er hat ein Talent, mich aufzubauen, zu ermutigen und zu beruhigen.“

Entspannung, Ausgleich, etwas Sport und gutes Essen - das sei ihr wichtig. "Man denkt es nicht, doch ich esse für mein Leben gern." Regelmäßig, mindestens einmal jährlich, besucht sie das Land ihrer Eltern. "Ich kann mich dort sofort einfinden, es ist ein Teil von mir." Auch in Hamburg, ihrer Heimat, vergisst sie diese Wurzeln nicht. Oft isst sie bei "Christos" an der Osterstraße, einem "der besten Griechen der Stadt", wie sie findet. Selbst kochen? Nein, besser als der Gastronom könne sie das eh nicht.

Die Frau hat griechisches Temperament, eindeutig. Ganz anders wirkt sie als Sprecherin auf dem Bildschirm, bei der "Tagesschau", wo stets die Nachricht der Star sein sollte. "Privat bin ich lockerer. Viele Freunde erkennen mich im Fernsehen kaum wieder." Aber da sei sie halt die "Nachrichten-Linda". Fast automatisch schalte sie um, wenn sie auf Sendung gehe. Das ist ihr Job - und darin ist sie gut. Das bescheinigen ihr Kollegen, ihr Chef - und die eigene Mutter, die stolz nicht nur den ersten Auftritt der Tochter in den "Tagesthemen" verfolgen wollte. Selbst um vier Uhr sieht sie die Sendungen. "Natürlich nur", erzählt Linda Zervakis, "weil sie ohnehin nicht schlafen kann." Das scheint in der Familie zu liegen. (cru/dapd/abendblatt.de)