Die aus der TV-Serie “Diese Drombuschs“ bekannte Darstellerin starb bereits am Montag. Sie litt an Leukämie. Witta Pohl wurde 73 Jahre alt.

Hamburg. Witta Pohl ist tot. Die beliebte Schauspielerin starb im Alter von 73 Jahren auf der Intensivstation im Hamburger Universitätsklinikum (UKE). Wie ein Freund der Familie bestätigt, erlag Pohl bereits am Montag ihrer Leukämie-Erkrankung. Die Krankheit war bekannt geworden, nachdem die 73-Jährige am 9. Februar in ihrem Haus in Hamburg zusammengebrochen war. Kurz darauf diagnostizierten Ärzte den Blutkrebs, genauer: akute myeloische Leukämie.

"Nach achtwöchigem Leiden hat die beliebte Schauspielerin ihren schwersten Kampf verloren“, heißt es in der Mitteilung der Familie. Die Chemotherapie sei eine Phase größter Anstrengungen für Witta Pohl gewesen, der sie sich mit Entschlossenheit und großer Energie gestellt habe. Nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierungsphase habe sie zuletzt aber immer mehr an Kraft verloren. Pohls Kinder, die Zwillinge Florian (43) und Stefanie (43), hätten sich gemeinsam mit den fünf Geschwistern der Schauspielerin rund um die Uhr um sie gekümmert.

„Wir wussten unsere Mutter die ganze Zeit über bei den Spezialisten des UKE in den besten Händen. Gemeinsam haben wir jeden Schritt vertrauensvoll mit ihnen abgestimmt. Ihr Expertenwissen und die Hilfsbereitschaft der Pflegerinnen und Pfleger haben unserer Mutter und uns sehr geholfen“, erklärten die Kinder laut Mitteilung. "Die Ärzte haben unserem Wunsch entsprochen und alles getan, damit unsere Mutter zu keiner Zeit Schmerzen hatte und nicht leiden musste.“

Schauspielerkollegen und Institutionen haben betroffen auf die Nachricht des Todes von Witta Pohl reagiert, gleichzeitig aber die Leistung ihrer Kollegin gewürdigt. „Witta war sehr präzise und eine fabelhafte Partnerin, davon gibt es leider immer weniger“, teilte Schauspieler Michael Degen in Hamburg mit. Der 79-jährige Degen wirkte als Dr. Martin Sanders neben Witta Pohl in der populären ZDF-Serie "Diese Drombuschs“ mit. Pohls Rolle als Vera Drombusch hatte die Schauspielerin einem breiten Publikum bekannt gemacht.

Die Schauspielerin Simone Rethel reagierte bestürzt auf den Tod von Witta Pohl. „Wir haben merkwürdigerweise gerade in letzter Zeit sehr oft miteinander telefoniert. Sie war unglaublich herzlich und lieb und hat sich alle zwei Monate gemeldet, dann haben wir lange miteinander gesprochen“, sagte die 61-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. Bei den Telefonaten habe Pohl gesagt, dass sie oft an Rethel und ihren Ehemann Johannes Heesters (107) denken müsse. "Ich wusste aber nicht, dass sie so krank ist. Das muss ja ganz schnell gegangen sein. Das tut mir wirklich sehr, sehr leid.“ Simone Rethel hatte von 1992 bis 1994 mit Witta Pohl als Marga Diebelshauser in "Diese Drombuschs“ gespielt. Die Schauspielerin habe sich immer sehr für andere eingesetzt, sagte Rethel. "Und das war auch beim Drehen so. Es wurde dann gekocht, die ganzen Dreharbeiten waren sehr familiär. Es war eine sehr, sehr schöne Zeit.“

Das Hamburger Schauspielhaus reagierte mit großer Bestürzung auf den Tod seines früheren Ensemble-Mitglieds. "Wir trauern um eine große Schauspielerin und einen großherzigen Menschen“, teilte das Theater am Dienstag mit. Sie habe stets das Bild einer warmherzigen Person voller Menschenklugheit vermittelt. Von 1966 bis 1973 spielte Pohl am Deutschen Schauspielhaus, als „eine junge Schauspielerin, die sich in Zeiten des Umbruchs – in der Welt und am Theater – erprobte“, wie das Haus mitteilte. Am Hamburger Schauspielhaus spielte Pohl unter anderen in „Woyzeck“, „Die Ratten“ und „Nora“. Dabei habe sie mit wichtigen Regisseuren wie Hans Schweikart, Egon Monk, Dieter Giesing und Hansjörg Utzerath zusammengearbeitet. In ihren Fernsehrollen habe sie „stets das Bild einer warmherzigen Person voller Menschenklugheit“ vermittelt, „für die wir sie auch im Leben schätzten“. Davon zeugten auch ihre zahlreichen sozialen Aktivitäten.

"Witta Pohl war eine der großen deutschen Volksschauspielerinnen, authentisch, einfühlsam und warmherzig“, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. "Sie hat eine ganze Zuschauer-Generation begeistert und zählt zu den prägenden Gesichtern der fiktionalen Fernsehunterhaltung im ZDF.“ Der Norddeutsche Rundfunk reagierte als erster auf Pohls Tod und bringt an diesem Mittwoch (21.45 Uhr) eine Folge der Krimiserie "Großstadtrevier“. Die Folge „Hafenpastor – Der Schein trügt“ aus dem Jahr 2009 zählt zu den letzten Auftritten Pohls vor der Kamera. Zudem soll am Freitag (8. April, 1.00 Uhr) in den „Talk Show Classics“ an die Schauspielerin erinnert werden.

Als Theaterschauspielerin debütierte die in Königsberg geborene Pohl 1957 in Kassel. Von 1965 bis 1973 war sie Mitglied im Ensemble des Hamburger Schauspielhauses. In ihrer wohl wichtigsten Rolle als "Mutter Drombusch“ an der Seite von Günther Strack bescherte sie dem ZDF in den 1980er Jahren Rekordquoten. Pohl war dreimal verheiratet. Mit ihrem zweiten Ehemann, „Tatort“-Schauspieler Charles Brauer, hat sie zwei Kinder. Witta Pohl engagierte sich seit vielen Jahren für notleidende Kinder.

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Witta Pohl - Ein Porträt

Witta Pohl war in ihrem Leben auf vielen Theaterbühnen unterwegs – in München unter anderem, in Zürich, in Braunschweig und Darmstadt. Sehr unterschiedliche Rollen waren darunter, ernste und auch komische. Wirklich bekannt wurde sie aber als Vera Drombusch – als treu sorgende und patente Mutter und Ehefrau. Am Montag starb Witta Pohl im Alter von 73 Jahren in einem Hamburger Krankenhaus an Leukämie.

Ihrem Tod sei ein achtwöchiges Leiden vorausgegangen, teilte ein Freund der Familie am Dienstag mit. Ihr Kampf gegen die Krankheit habe am 9. Februar begonnen, nachdem in ihrem Hamburger Haus zusammengebrochen war. Die Diagnose im Universitätskrankenhaus Eppendorf lautete auf myeloische Leukämie, die anschließende Chemotherapie sei für Witta Pohl eine Phase größter Anstrengungen gewesen, der sie sich mit Entschlossenheit und großer Energie gestellt, an deren Ende sie aber mehr und mehr an Kraft verloren habe.

Pohl erfüllte sich mit der Schauspielkarriere Kindheitstraum

Witta Pohl war immer eine Kämpferin gewesen. In einem Interview zu der von ihr erdachten ARD-Serie „Happy Birthday“, in der sie eine Hebamme spielte, sagte sie einmal über die Titelfigur: „Ich gebe, genau wie sie, in meinem Leben auch nie auf.“ Vorbild für diese Einstellung sei ihre Mutter gewesen, die neben Witta Pohl noch fünf weitere Kinder großzog.

Pohl, die am 1. November 1937 in Königsberg geboren wurde, wollte eigentlich schon immer Schauspielerin werden. Zunächst machte sie aber eine Lehre als Kosmetikerin. Nach zwei Jahren auf einer Berliner Schauspielschule hatte sie 1957 am Staatstheater Kassel ihr erstes Engagement in der Hauptrolle für „Das Tagebuch der Anne Frank“. Weitere Theaterarbeiten folgten unter anderem an den Münchner Kammerspielen und dem Züricher Schauspielhaus. Zu großer Bekanntheit gelangte sie jedoch erst im Fernsehen.

Zwei Goldene Kameras für die „Drombuschs“

Im TV war Pohl erstmals 1960 in „Das Floß der Medusa“ zu sehen - insgesamt wirkte sie in weit über 100 Produktionen mit. Zu ihrer wichtigsten Rolle wurde die der Vera Drombusch in der ZDF-Serie „Diese Drombuschs“, deren erste zwölf Folgen Anfang der 80er Jahre von durchschnittlich 51 Prozent der Fernsehhaushalte gesehen wurden. Hans-Peter Korff spielte bis zu seinem Fernsehtod ihren Mann. Die sechste und letzte Staffel, in der Vera Drombusch tatsächlich selbst einmal einen Zusammenbruch erleidet, lief 1994.

Zwei Jahre später nahm die ARD Pohls Idee einer Serie über eine Hebamme auf. „Happy Birthday“ lief bis 2000. Danach spielte sie in der ZDF-Serie „Jenny und Co.“ die Tante dreier verwaister Nichten. Pohl bekam in ihrer Laufbahn drei Goldene Kameras: 1985 wurden sie und Hans-Peter Korff zum drittbeliebtesten Serienpaar gewählt, 1987 bekam sie eine für ihre Rolle in den „Drombuschs“, 1993 für ihren Einsatz für Kinder in Not.

Engagement für Not leidende Kinder

Pohl engagierte sich seit Jahren für Not leidende Kinder. Seit 1980 übernahm sie Patenschaften, 1991 gründete sie die Kinder-Hilfsorganisation „Kinderluftbrücke e. V.“ in Hamburg. Zur gleichen Zeit wurde sie Unesco-Ehrenbotschafterin für das Tschernobyl-Hilfsprogramm. 2005 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihr soziales Engagement.

Pohl lebte nach drei gescheiterten Ehen zuletzt ohne Partner, aber mit einer ganzen Menge Tieren in Hamburg. Aus ihrer Ehe mit Schauspieler Charles Brauer stammen die Zwillinge Stefanie und Florian. Von Einsamkeit wollte sie nie etwas wissen. Weil sie das ganze Jahr für ihren Verein „Kinderluftbrücke“ unterwegs sei, sei die Zeit zu Hause das größte Geschenk für sie, sagte sie einmal in einem Interview.

In den schwierigen letzten Wochen ihres Lebens sei ihre Familie ständig bei ihr gewesen, sagte der Freund der Familie.

Mit Material von dpa und dapd