Hamburg persönlich

"Mutter der Nation" - gegen dieses Etikett hat sich Witta Pohl stets gewehrt. Allerdings mit geringem Erfolg. Seit ihrer Paraderolle als Vera Drombusch in der beliebten ZDF-Familienserie "Diese Drombuschs" verkörpert die Schauspielerin für ihr Publikum eine Art Vorzeigemutter der Republik.

Heute feiert Witta Pohl in Hamburg ihren 70. Geburtstag. In aller Stille. "Ich möchte keinen großen Trubel", sagt sie. Der wird jedoch nicht ausbleiben: Die "Aktuelle Schaubude" veranstaltet morgen eine große "Witta-Pohl-Gala" (NDR, 21.15 Uhr). Mit ihren beiden Kindern wird sie in den nächsten Tagen nachfeiern. "Ich werde mit meinen Hunden und meiner Katze den Tag verbringen", erzählt sie. Ein Wunsch der Schauspielerin für ihr neues Lebensjahr: "Ein bisschen Ruhe finden."

Denn Witta Pohl ist ständig im Einsatz. Die Mimin, die sich in den letzten Jahren schrittweise aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, engagiert sich weltweit für Not leidende Kinder. Für ihren Verein "Kinderluftbrücke" reist sie quer durch Europa. Die von ihr 1991 in Hamburg gegründete Hilfsorganisation bemüht sich um die medizinische Versorgung von Sozialwaisen. "Ich werde in den nächsten Tagen nach Rumänien aufbrechen, um dort Familien und ein Heim zu besuchen", erzählt Witta Pohl. Für ihre Hilfsaktionen in Afrika, Sri Lanka und Osteuropa erhielt sie 2005 das Bundesverdienstkreuz.

In der sozialen Arbeit hat sie ihre Erfüllung gefunden. Eine Lebensaufgabe. Sie selbst durchlebte eine schwierige Kindheit. Aufgewachsen in Königsberg, siedelte sie gemeinsam mit ihren Eltern und fünf Geschwistern 1941 nach Bielefeld über. Am 1. Mai 1945, wenige Tage vor Kriegsende, wurde ihr Vater von sowjetischen Truppen erschossen. Die Familie musste sich durch die Nachkriegszeit schlagen. Für Witta Pohl ging dann 1957 ein Traum in Erfüllung. Als "Anne Frank" stand sie erstmals auf einer Theaterbühne. Der Beginn einer großen Schauspielkarriere. Insgesamt dreimal gewann sie die "Goldene Kamera".

Prominenz und Glamour bedeuten der Hamburgerin aber bis heute nur wenig. Wichtiger ist ihr die Arbeit für die "Kinderluftbrücke". Das, so Witta Pohl, sei ihre wohl schönste Rolle.