Zum ersten Geburtstag des Disney-Musicals kam der Komponist gestern Abend zum Gratulieren in die Neue Flora in Hamburg.
Hamburg. Karriere? Kinder? Zukunftspläne? Nach einer schweren Operation im Frühjahr musste der Weltstar umdenken, sein Leben neu ordnen. Manches hat sich geändert, nur in einem Punkt ist er sich sicher: „Ehe Nummer vier wird es nicht geben.“ Ausgesprochen reflektiert und nachdenklich sprach der einstige Genesis- Frontmann im exklusiven Abendblatt- Interview mit den Redakteurinnen Claudia Sewig und Camilla John. "
Hamburger Abendblatt: Herr Collins, sitzen Sie gut? Wie geht es Ihrem Rücken?
Phil Collins:
Danke, es geht schon. Im April hatte ich eine Operation an der Halswirbelsäule - mir waren drei Wirbelkörper eingebrochen. Das Problem ist allerdings, dass ich in meinen Fingern noch immer kein Gefühl habe.
Abendblatt: Und das heißt?
Collins: Dass ich kein Schlagzeug mehr spielen kann. Außer, ich klebe die Drumsticks an meinen Händen fest.
Abendblatt: Wird man Sie denn dann noch einmal auf der Bühne sehen?
Collins: Keine Tourneen mehr! Das letzte Mal bin ich bei einem Schulfest meines achtjährigen Sohns Nicholas aufgetreten. Nur ich und ein Gitarrist, wir haben die alten bekannten Songs gespielt, das war schön. Aber ständig auftreten? Das vermisse ich nicht.
Abendblatt: Klingt nach Pensionierung ...
Collins: Nein, aber meine Karriere ist mir einfach nicht mehr so wichtig. Das ist mir durch meine Familie klar geworden.
Abendblatt: Ihre recht große Familie.
Collins: (lacht) Ja, ich habe fünf Kinder von drei Ehefrauen. Und ich verstehe mich mit allen bestens. Das war nicht immer so, aber wenn man älter wird, versteht man plötzlich beide Seiten.
Abendblatt: Eine vierte Hochzeit wäre also nicht ausgeschlossen?
Collins: Ich kaufe nicht mehr, ich miete nur noch! (lacht schallend) Nein, im Ernst, mir geht es gut. Ich glaube zwar immer noch an die Institution Ehe, aber ich habe nicht das Gefühl, das gerade zu brauchen. Anscheinend bin ich dazu bestimmt, allein zu sein. Außerdem würde mich wohl keine mehr ernst nehmen, wenn ich noch einmal Hochzeitsabsichten äußerte. Aber ich glaube, mehr sollte ich jetzt dazu besser nicht sagen.
Abendblatt: Um es abzuschließen: Dann sind Sie heute Abend nicht in weiblicher Begleitung hier?
Collins: Genau. Dafür habe ich meine beiden jüngsten Söhne dabei. Nicholas ist acht und Mathew ist vier Jahre alt. Gerade sind ja Schulferien in der Schweiz, wo wir leben.
Abendblatt: Was bedeuten Ihnen Ihre Kinder?
Collins: Alle meine fünf sind mir sehr nah. Meine Töchter Lily und Joely und meine Söhne Simon, Nicholas und Mathew. Für meine Jüngsten bin ich heute auch viel mehr im Einsatz, ich will sie aufwachsen sehen. Ich fahre sie zur Schule, zum Tennis, zum Fußball und genieße das.
Abendblatt: Sind Sie dann auch länger gemeinsam in Hamburg?
Collins: Nein, nur zur Show. Wir sind aus Manchester gekommen, hatten dort ein Fußballspiel geschaut.
Abendblatt: Sie sind Fan der Tottenham Hotspurs, kennen Sie die beiden großen Hamburger Fußballvereine?
Collins: Ja, klar, den einen. Da war doch Kevin Keegan. Hm, wie heißt bloß der andere Klub?
Abendblatt: St. Pauli.
Collins: Ah, wie das Bier?
Abendblatt: Nein, wie das berühmte Viertel mit der Reeperbahn. Wie viel bekommen Sie eigentlich von den Städten mit, in denen Sie zu Gast sind?
Collins: Es ist traurig, aber meistens sieht man nur das Hotel. Da war es dann eine gute Stadt, wenn es ein guter Auftritt war - oder eben ein gutes Hotel. Wie jetzt das Park Hyatt. An Hamburg erinnere ich mich aber gern, weil wir hier Mitte der 80er mit Genesis auftraten, das war ein großes Abenteuer.
Abendblatt: Seit einem Jahr geht es hier abenteuerlich auf der Bühne zu - Tarzan als Musical in Hamburg.
Collins: Darauf bin ich so stolz. 1995 habe ich angefangen, an der Musik für den Film zu arbeiten, der 1999 in die Kinos kam. 13 neue Songs habe ich dann noch für die Musicalfassung geschrieben.
Abendblatt: Danach haben Sie mit "Bärenbrüder" weiter für Disney gearbeitet. Stehen aktuell neue Projekte an?
Collins: Nein, nicht dass ich wüsste. Aber ich bin auch immer der Letzte, der davon erfährt. (lacht)
Abendblatt: Aber woran arbeiten Sie dann zurzeit?
Collins: Gerade nehme ich eine neue Platte auf. Allerdings singe ich darauf keine neuen Lieder, sondern covere 30 Klassiker von Künstlern, die bei der legendären Plattenfirma Motown unter Vertrag standen. Das waren Musiker wie Stevie Wonder, Diana Ross oder die Jackson Five.
Abendblatt: Ist Nach-Singen einfach oder schwierig?
Collins: Ich möchte, dass es genauso wie die Originale klingt. Es ist ein Riesenpuzzle für mich: Ständig höre ich mir einzelne Passagen wieder und wieder an. Es ist so, als würde ich versuchen, die Mona Lisa nachzumalen. Seit letztem Februar arbeite ich daran und es macht mir unglaublich viel Spaß. Nächstes Jahr soll das Album dann auf den Markt kommen.
Abendblatt: Da haben Sie ja etwas, auf das Sie sich freuen können!
Collins: Aber ein viel größeres Ereignis steht schon in den nächsten zwei Wochen an. Meine Tochter Joely ist schwanger und wird bald ihr Baby in Vancouver bekommen. Dann werde ich zum ersten Mal Opa.