In Frankreich tobt der sogenannte Post-it-War: Bürofenster werden mit Klebezetteln zu Kunstwerken. Der Trend hat auch Hamburg erreicht.

Paris. Wer in diesen Tagen Menschen sieht, die mit dem Kopf im Nacken durch Hamburg laufen und scheinbar in die Luft starren, muss sich nicht wundern: Sie sind auf der Suche nach Post-it-Kunst; Figuren aus bunten Notizzetteln, die kreative Büromenschen an ihre Fenster geklebt haben. Man findet sie auf St. Pauli, in Ottensen und der Innenstadt, vorwiegend an den Fenstern von Werbeagenturen.

Erfunden wurden die bunten "Post-it"-Pixelbilder angeblich im Pariser Vorort Montreuil von einem Angestellten der Computerspielfirma Ubisoft. Er klebte in seiner Mittagspause aus bunten Zettelchen einen Alien ans Fenster. Seine Kollegen waren begeistert und taten es ihm nach. Als die Mitarbeiter der gegenüberliegenden Großbank BNP Paribas dies sahen, fühlten sie sich herausgefordert und klebten ihrerseits ein Raumschiff in ihr Fenster, das die Aliens symbolisch abschoss. Der „Post-it-War“ (deutsch: Krieg der Post-it-Klebezettel) hatte begonnen. Passanten beobachteten den Schlagabtausch der Firmen und trugen die neue Kunstbewegung dann in andere Stadtteile.

+++ Zu den Quartieren +++

Mittlerweile ist der Trend aus Frankreich in viele Länder geschwappt. Die schönsten Motive haben Fans auf Facebook gepostet: Marilyn Monroe und Homer Simpson kleben in Brüssel am Fenster, in Oslo gibt es grüne Monster zu sehen, in Wien gelbe Autos. Nur in den USA, der Heimat der Post-its, scheint die Notizzettelkunst noch keine Anhänger gefunden zu haben.

Der Vater der Haftnotizen, Arthur Fry, hätte aber sicherlich seinen Spaß daran. Der Chemiker und Hobbysänger hatte sich in den 1970er-Jahren darüber geärgert, dass bei den Chorproben seine Lesezeichen immer wieder aus den Notenbüchern fielen. Sein Kollege Spencer Silver, der als Wissenschaftler bei der Minnesota Mining and Manufacturing Company (3M) arbeitete, hatte gerade einen sehr schwach haftenden Kleber erfunden, der leicht und spurlos wieder abzulösen war. Art Fry bestrich damit seine Notizzettel - und die erste Post-it Haftnotiz war geboren.