Die Sportart erobert ungewöhnliche Orte in der Hansestadt. So wird Yoga an Alster und Elbe, aber auch in der Hängematte trainiert.
Hamburg. Ein goldener Buddha auf grauem Teppich und kahle, weiße Wände spenden eine puristische Atmosphäre, die nur von Heizkörpern gestört wird. Das Wort "Loft" klingt schick, was der Raum aber nicht ist. Vielmehr handelt es sich um ein seit mehreren Monaten leer stehendes Bürogebäude im Sprinkenhof. Aber "Loft" passt natürlich viel besser in eine Welt aus "Sex and the City" und "New York Yoga Style".
Und genau darum geht es Tom Yamaoka, Geschäftsführer der gleichnamigen Hamburger PR-Agentur und passionierter Yogi. "Ich reise sehr viel, vor allem nach Amerika und Südafrika", sagt der Halbjapaner, der sich mit dem Vertrieb modischer Yogamatten in der Szene einen Namen gemacht hat. "Dabei ist mir aufgefallen, dass Yoga dort ganz anders wahrgenommen wird, es wird sportlicher und mit mehr Lifestyle trainiert, weniger esoterisch als in Deutschland."
Er habe das Gefühl, dass es viele Leute eher vom Yoga abschreckt, wenn gleich zu Anfang gesungen und meditiert werde. Dann doch lieber bei Popmusik und in Klub-Atmosphäre schwitzen - Yoga solle schließlich nicht nur dem Körper guttun, sondern auch Spaß bringen. Und dazu gehört auch, Yoga an ungewöhnliche Orte zu transportieren. "In Hamburg stehen rund 1,2 Millionen Quadratmeter Büroflächen leer. Es lag nahe, mit befreundeten Maklern diese Idee zu realisieren."
Das Event, das Yamaoka heute Abend in dem 800 Quadratmeter großen Loft veranstaltet, soll 150 Hanseaten diese neue, trendige Art des Yoga näherbringen. Auch Anfänger sind willkommen. Hauptsache, sie seien "offen für diese völlig neue Yoga-Erfahrung". In New York und Kapstadt würden die Trainer oft im Model-Geschäft arbeiten, eine Klasse habe meist bis zu 100 Leute. "Für Hamburger, die einen Fitnesskursus mit 20 Menschen schon überfüllt finden, unvorstellbar."
Trainerin Veronika Freitag wird die Teilnehmer in Anusara Yoga, einer modernen Stilrichtung des Hatha-Yoga unterrichten, unterstützt von sogenannten Adjustern, die die Teilnehmer korrigieren. "Wenn es gut ankommt, wird vielleicht eine regelmäßige Veranstaltung daraus", sagt Tom Yamaoka. Für das Ereignis im Sprinkenhof gibt es noch freie Plätze.
Zu den ungewöhnlichen Orten kann auch eine Hängematte zählen - Aerial Yoga, das Üben mit einem an Haken aufgehängten Tuch, kommt ebenfalls aus New York und ist dort schon weitverbreitet. Die Hamburgerin Daniela Meggers ist deutschlandweit die einzige dafür zertifizierte Lehrerin, sie ließ sich in Amerika ausbilden, bietet die Kurse in der Kaifu-Lodge und als Personal Training bei sich zu Hause an. "Beim Unnata Aerial Yoga geht es um einen spielerischen Umgang mit der Schwerkraft, weniger um Spiritualität." Bei Übungen wie Taube, Lotussitz und Krieger werden alle Muskelgruppen trainiert und gedehnt. Das Tuch helfe, besser und intensiver in den Positionen zu verharren - "und es bringt einfach Spaß, die Dinge mal andersherum zu betrachten", sagt Daniela Meggers.
Besonders für Menschen mit Rückenproblemen sei der gelenkschonende Yogastil geeignet, aber auch für Anfänger, die ein bisschen "Mut, Körperspannung und Balance mitbringen". Ab August bietet die Kaifu-Lodge Schnupperkurse auch für Nichtmitglieder an. Dass Yoga nicht nur Körperübung, sondern viel mit Raumerfahrung zu tun hat, glauben auch die Betreiber des Yogastudios Y8 in Eimsbüttel. Sie veranstalten Events, bei denen Kunstausstellungen mit Yoga kombiniert werden. Auch die Galerie der Gegenwart und der Hamburger Kunstverein dienten schon als Location. "Wir möchten mit diesen Projekten das Bewusstsein für den Raum wecken", sagt Studioinhaber Benita-Immanuel Grosser. Vom 12. September an werden die Y8-Mitglieder mit Blick auf die Werke der Künstlerin Karin Sander ihre klassischen Sivananda-Übungen durchführen.
Ein Geheimtipp sind die im Freien stattfindenden Kurse Alsteryoga und Elbyoga. "Die Nähe zum Wasser hat eine energetische Wirkung", so Grosser. Bei gutem Wetter treffen sich die Yogis morgens an Bodo's Bootssteg und am Fähranleger Blankenese.
Wie ein kleiner Urlaub sollen auch die Kurse von Manu Sarona sein: Die Hamburgerin leitet die Yogapraxis im Holthusenbad (www.manu-sarona. com). Bis Ende August findet dienstags ein Kundalini-Yogakursus open air am Pool statt.
Anmeldung für das Sprinkenhof-Event (45 Euro inkl. Matte): www.okayoga.de . Infos zum Alsteryoga: www.artyoga.de . Daniela Meggers ist unter der Telefonnummer 76 90 56 00 erreichbar.