St. Pauli und die Schanze als Großstadt-Dschungel. Künstler machen mit Streetart auf sich aufmerksam. Die Affen sind Teil einer Kunstaktion.
St. Pauli. Sie hängen an Bäumen. Kleben auf Straßenschildern und Mülleimern. Einige von Ihnen zieren Häuserwände - in Hamburg sind die Affen los. Die Abendblatt-Stadtteilreporter haben das Rätsel um die Metalltiere aus der vergangenen Woche gelöst. Die lustigen Wesen sind Teil einer Kunstaktion. Wie das Abendblatt bereits berichtete, baumeln regelmäßig verteilt rote Affen aus Metall an den Bäumen der Hansestadt. Auch die sind Kunst. Einer hängt in der Sternschanze an der Ecke Schulterblatt/Lerchenstraße. Im Dickicht rund um den Grünen Jäger am neuen Pferdemarkt sticht ein weiterer Artgenosse mit seiner roten Farbe ins Auge und auch der Golden Pudel Club wurde mit einem Metallaffen beschenkt.
Direkt vor dem Eingang des Kultklubs genießt er den Ausblick auf den Hafen. Geschäftsführer Viktor Marek freut sich über das tierische Aushängeschild, von dem er nicht genau weiß, wo es herkommt. "Vor ein paar Wochen hing der Affe da plötzlich", sagt er. Das Ganze habe aber wohl etwas mit einer Kunstaktion zu tun. "Ich finde es gut, wenn freie Kunst direkt in die Stadt integriert wird", sagt Marek. Außerdem passe der Affe gut zu den Palmen im benachbarten Park Fiction.
Verantwortlich für die metallenen Baumbewohner ist das Party-Kollektiv Malaria, das verschiedene Veranstaltungen rund um St. Pauli organisiert. "Das ist einfach eine witzige Aktion", sagt die Künstlerin Marisa Rosato, 43. Das Warum sei dann gar nicht mehr so wichtig. Sie selbst steckt zwar nicht hinter den Affen auf den Bäumen, gehört aber zu dem Kreis von Künstlern, dem es diese Tierart einfach angetan hat. "Der richtige Begriff für das, was ich mache, ist Streetpop, da es sich an der Pop-Kultur orientiert und auf der Straße stattfindet", sagt sie. Die Affen sind für sie eine gute Möglichkeit, etwas über Menschen zu sagen und trotzdem neutral zu bleiben.
"Es geht um das Affige, Unperfekte im Menschen und all seine Irrtümer", sagt Rosato. Auf einem Foto trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift "Kunst-Affin", eine Wortspiel mit dem Adjektiv kunstaffin. Affen sind also Kunst und Kunst ist affig.
Am Sonnabend beginnt um 18 Uhr im "Kunstkiosk" auf St. Pauli die Ausstellung "Pop Ahoi". Die Werke stammen alle aus Rosatos Reihe "Pop Chimps". "Ich habe mein Affen-Motiv etwas an Hamburg angepasst", sagt die Künstlerin. Die Beatles, Hans Albers und die Seefahrt spielen dabei unter anderem eine Rolle. So klebt ein Matrosen-Affe von ihr nun an einer Wand nahe der Paul-Roosen-Straße.
Daneben ist die Silhouette der Affen auf den Bäumen und ein Hundebild aufgesprüht. Von wem die beiden Kunstwerke stammen, weiß Rosato nicht genau. "Aber man kennt sich und hat Vermutungen", sagt sie. Häufig weist sie auf DJs, die einen Affen als Markensymbol verwenden, oder andere Affen-affine Künstler hin.
Rosato tingelt ständig zwischen Bielefeld, Berlin und Hamburg hin und her. Aber St. Pauli mag sie besonders. Der Stadtteil inspiriert sie. "Wenn ich mit meinen Werken unterwegs bin, sage ich immer: Ich hänge mit meinen Affen rum." Und durch ihre Streetpop-Werke kann sie den Tieren nun auch Hamburg zeigen.