Nach dem sensationellen Sieg nach Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Altona 93 steht der ETV kurz vor dem Einzug in den DFB-Pokal.

Hamburg. Als am Dienstagabend gegen 22.22 Uhr an der Bundesstraße in Eimsbüttel der letzte Elfmeter im Oddset-Pokalhalbfinale zwischen dem Eimsbütteler TV und Altona 93 im Netz einschlug, brachen am Sportplatz neben der Kaifu-Lodge alle Dämme. Soeben hatte ETV-Spieler Mingu Runge seine Mannschaft mit dem letzten Versuch des Abends in das Finale des Hamburger Oddset-Pokals geschossen. Es war das Ende eines dramatischen Abends, an dem die Eimsbütteler ihr Pokalmärchen weiterschrieben.

Mit 7:6 nach Elfmeterschießen siegte der Landesligist gegen den haushohen Favoriten Altona 93. Es war bereits der sechste Oberligist, den das Team von Trainer Dennis Mitteregger aus dem Wettbewerb warf. Vor 1350 Zuschauern, von denen die meisten nach der Entscheidung jubelnd auf den Platz stürmten, wuchs der ETV erneut über sich hinaus. Und machte anschließend die Nacht zum Tag. Bis in den Morgen hinein feierte die Mannschaft auf dem Kiez, mit dabei auch der Trainer. "Ausnahmsweise", wie Mitteregger am Tag nach dem Triumph zugab. Es war schließlich ein außergewöhnlicher Abend.

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mitteregger dennis etv © etv | etv

Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus, als könne der ETV sein Märchen weiterschreiben. Auf dem Kunstrasen an der Bundesstraße dominierte Altona die erste Halbzeit und ging durch einen Elfmeter von Jan-Christian Savelsberg früh in Führung (9.). "Altona hat gut gepresst und wir hatten kein Vertrauen in unser Spiel", sagte Mitteregger. Eine taktische Umstellung und der Platzverweis für AFC-Spieler Patrick Smereka brachten die Eimsbütteler in der zweiten Halbzeit dann zurück ins Spiel. Die Hausherren erarbeiteten sich ein Chancenplus, scheiterten aber meist an 93-Keeper Oliver Hinz. Als selbst einige ETV-Spieler nicht mehr an den Ausgleich glaubten, schlug Luciano Filipe doch noch zu. In der Nachspielzeit erzielte er per Abstauber das verdiente 1:1.

In der Verlängerung drängten die Gastgeber dann sogar auf den Siegtreffer, die Entscheidung sollte nach 120 umkämpften Minuten aber erst das Elfmeterschießen bringen. Wie schon gegen Buchholz im Viertelfinale behielt der Sechstligist die besseren Nerven. Mitteregger glaubte fest an seine Mannschaft: "Ich wusste, dass wir sichere Schützen haben", sagte er hinterher, musste aber zwischendrin mit ansehen, wie Mirco Bergmann mit dem fünften Altonaer Versuch den Sieg auf dem Fuß hatte. Doch er zielte zu genau, genauergesagt an den linken Pfosten. ETV-Keeper Maximilian Menschner ebnete mit seinem parierten Elfmeter gegen Madjid Albry den Weg ins Finale, den Runge mit seinem souveränen Versuch perfekt machte. Es war bereits das vierte Mal, dass die Eimsbütteler im laufenden Wettbewerb einen Konkurrenten im Elfmeterschießen aus dem Pokal kegelten.

Im Finale am 1. Juni trifft das Team nun auf den SC V/W Billstedt, der am Mittwochabend ebenso überraschend den Oberligisten Niendorf ausschaltete. Der Sieger des Endspiels steht automatisch in der 1. Runde des DFB-Pokals und hat ein Antrittsgeld von 100.000 Euro sicher.

Für den ETV wäre der Einzug in den deutschen Pokalwettbewerb der vorläufige Höhepunkt einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Seit 2005 betreut Lehramtsstudent Dennis Mitteregger die junge Mannschaft, formte aus der einstigen Kreisligamannschaft einen erfolgreichen Landesligisten. Der Kern der Truppe spielt bereits seit der Jugend zusammen. "Diese Jungs sind das Fundament des Erfolges. Die Geschichte schweißt uns zusammen", sagt der 28-jährige Mitteregger, dessen Team ein Durchschnittsalter von nur 22,5 Jahren hat und sich aus elf verschiedenen Nationen zusammensetzt.

Obwohl es für die Landesligamannschaft in der Rückrunde überhaupt nicht mehr laufen wollte, löste die junge Truppe durch die couragierten Auftritte im Pokal in Eimsbüttel eine Begeisterung aus. "Wir spielen auch für unseren Stadtteil", verriet Mitteregger, der sich über den hohen Zuschauerandrang freute: "Vielen Dank an alle Helfer, die diesen Abend ermöglicht haben".

Und während der Eine oder Andere im Verein schon vom möglichen Erstrundengegner Bayern München im DFB-Pokal träumt, bremst Mitteregger die Erwartungen. „Wir konzentrieren uns nur auf das nächste Spiel“. Besser hätte es Sepp Herberger nicht sagen können.