Systematisch nach der Hammaburg gesucht wurde seit Entdeckung der Alsterburg beim Rathausbau
Dass Karl der Große – der 814 gestorbene fränkische Kaiser – die zentrale Figur an der Fassade des Hamburger Rathauses ist, überrascht nur auf den ersten Blick. Denn lange galt es als Gewissheit, dass die Stadt auf Initiative des großen Kaisers gegründet worden war. Doch das war weniger das Ergebnis historischer Forschungen, sondern eher des Wunsches nach Bedeutung. Allerdings hatten es die Historiker früherer Jahrhunderte auch nicht leicht, hatten sie doch nur die sehr spärlichen schriftlichen Quellen zur Verfügung. Aus denen ging hervor, dass es zu Beginn des 9.Jahrhunderts eine Hammaburg gegeben haben muss. Hauptquelle war (und ist) die „Vita Ansgari“, ein Lebensbericht des Missionars und Bischofs Ansgar, der 832 nach Hamburg entsandt wurde. Der Bericht ist 40 Jahre später von seinem Nachfolger verfasst worden und gilt als authentisch. Archäologische Grabungen gab es bis zur Industrialisierung allerdings nicht.
Das änderte sich erst langsam mit dem Bauboom, der Mitte des 19.Jahrhunderts einsetzte. So stieß man beim Abriss der 1842 beim Großen Brand zerstörten Nicolaikirche auf mittelalterliche Spuren, die aber nicht systematisch ausgewertet wurden. In den 1880er-Jahren folgte beim Bau des Rathauses eine wichtige Entdeckung: Die Reste der Alsterburg wurden freigelegt, die im Auftrag der gräflichen Stadtherren im 11.Jahrhundert in Konkurrenz zur Bischofsburg erbaut worden war.
Bedeutend war die Entdeckung des Heidenwalls, der 1938 beim Bau des Pressehauses am Speersort zutage trat. Diese Befestigungsanlage stammt aus dem 10. Jahrhundert und sicherte die an drei Seiten von Alster und Bille geschützte Siedlung nach Osten hin.
Die erste systematische Grabung folgte 1949 bis 1957 unter der Leitung des Landesarchäologen Reinhard Schindler. Er grub auf dem Domplatz eine große Befestigungsanlage aus und war sich sicher, die sagenhafte Hammaburg gefunden zu haben. Dies wurde in der Fachwelt allgemein akzeptiert – bis neue Forschungsmethoden (vor allem zur Altersbestimmung) die These zum Einsturz brachten. Die schindlersche Hammaburg war zu jung, sie wurde frühestens um das Jahr 900 erbaut.
Die nächste Grabung auf dem Domplatz gab es von 1980 bis 1987. Dabei stießen die Archäologen auf eine „Doppelkreis-Anlage“ mit einem Durchmesser von etwa 75 Metern. Doch auch hier lag man (wie sich 30 Jahre später herausstellen sollte) bei der Altersbestimmung falsch: Man schätzte sie auf das 6. oder 7. Jahrhundert, weswegen die Anlage viel zu alt für die Hammaburg war.
Die vermeintlich letzte Hoffnung, Hamburgs Keimzelle doch noch zu finden, setzte man in die Grabung 2005/2006. Doch nach Beendigung der Kampagne herrschte große Enttäuschung, weil es keine spektakulären Funde gab. Auf der Homepage des Archäologischen Museums Hamburg steht zur Hammaburg noch heute: „Eines scheint heute festzustehen: Die Burganlage befindet sich nicht auf dem Domplatz.“ Dieser Eintrag wird nach den jüngsten Erkenntnissen bald Geschichte sein.