Hamburg. Lebensgefährtin und früherer Arbeitgeber „Stern“ berichten, dass er verstorben sei. Falsche Schriften Adolf Hitlers machten ihn zur Skandalfigur.
Der frühere „Stern“-Reporter Gerd Heidemann ist nach Berichten mehrerer Medien mit Bezug auf die Familie im Alter von 93 Jahren gestorben. Seine Lebensgefährtin bestätigte der Deutschen Presse-Agentur Heidemanns Tod. Bekannt geworden war der gebürtige Hamburger durch den Skandal um die „Hitler-Tagebücher“. Sein „Sensationsfund“ währte nur kurz, denn die vermeintlichen Aufzeichnungen Adolf Hitlers entpuppten sich als Fälschungen des Kunstmalers Konrad Kujau. Zuerst hatte das Nachrichtenportal „T-Online“ über Heidemanns Tod berichtet.
Demnach ist der ehemalige Star-Reporter bereits am Montag in einem Hamburger Krankenhaus gestorben, wie der „Stern“ aus dem familiären Umfeld Heidemanns berichtet.
Gerd Heidemann ist tot – Hamburger sorgte mit „Hitler-Tagebüchern“ für Skandal
Dass Heidemann wohl einem Betrüger auf den Leim gegangen war, sorgte 1983 in Hamburg und der interessierten Welt-Öffentlichkeit für einen Aufschrei. Es war einer der größten Skandale der bundesdeutschen Geschichte, der den Verlag Gruner+Jahr seinerzeit in eine schwere Krise stürzte.
Lesen Sie mehr zum Thema: Falsche „Hitler-Tagebücher“: Hamburger Ermittler erinnert sich
Heidemann hatte für den „Stern“ insgesamt 62 Bücher erworben, die Kujau auf mysteriösen Wegen erhalten haben sollte. In den Tagebüchern befanden sich sehr private Anekdoten und Erzählungen aus dem Leben und der Gefühlswelt Hitlers. Doch die Tagebücher, die Heidemann am 25. April 1983 als „Sensationsfund“ präsentierte, waren geschickt gefälscht, allerdings nicht perfekt. Das Papier, so fanden Experten später heraus, stammte offenbar aus der Nachkriegszeit.
„Schtonk!“: „Hitler-Tagebücher“ prominent verfilmt
Nach der Affäre um die „Hitler-Tagebücher“ wurde Heidemann wegen Betrugs zu vier Jahren und acht Monaten verurteilt, wovon er einen Großteil im offenen Vollzug verbrachte. Allerdings beharrte er nach seiner Entlassung darauf, dass er unschuldig sei. Tagebuch-Fälscher Kujau sollte 9,3 Millionen D-Mark über Heidemann vom „Stern“ erhalten. Am Ende ging es darum, dass Heidemann zwei Millionen Mark für sich abgezweigt haben soll. Heidemann wies außerdem wiederholt darauf hin, dass auch Gutachter und Historiker im Auftrag des Verlagshauses Gruner+Jahr die Tagebücher zunächst für echt hielten. Die darin beschriebenen historischen Fakten waren ebenso gecheckt worden. Auch ein Hamburger Historiker war im Recherche-Team des Verlags.
Weitere Artikel zu Hamburgs Geschichte
- Spiegel Hamburg: Razzia im Pressehaus wird zur Affäre – „Publizistischer Terror“?
- NS-Senator lobt Hitler: Autor muss Zitate aus Studie löschen
- RTL+-Serie „Faking Hitler“: Bleibtreu, Eidinger und Donskoy
Der Skandal um die Tagebücher und den Hamburger Großverlag Gruner+Jahr sowie sein Gebaren wurden in einem satirischen Film („Schtonk!“) von Helmut Dietl in Szene gesetzt. Heidemann wird gespielt von Götz George. Uwe Ochsenknecht verkörperte Kujau. Christiane Hörbiger (Freya von Hepp) spielte Edda Göring, die Tochter von Hermann Göring, die mit dem realen Heidemann zwischenzeitlich liiert war. Ironischerweise soll das Wort „Schtonk“ aus Charlie Chaplins Film „Der große Diktator“ stammen, in dem der Schauspieler einen Despoten wie Hitler verkörpert.