Hamburg. Zwei große Conventions in einer Woche, Dichterfürst Nick Cave kommt in die Barclays Arena, Electro-Swing im Docks. Was noch ansteht.
Menschen, die sich als Comicfigur verkleiden, seltene Manga-Sammlerstücke und brandneue Videospiele: All das bietet die Polaris Convention. Und als wäre das nicht schon Spektakel genug, kommt auch noch Nick Cave nach Hamburg – mit seiner Band The Bad Seeds gastiert der Australier in der Barclays Arena. Währenddessen wird im Jupiter 75 Jahre Grundgesetz aus Fotografensicht gezeigt und Johann Sebastian Bach mit Pauken und Trompeten im Michel gefeiert. Bonus in dieser Woche: zwei versierte Kleinkünstler.
Kultur-Tipps Hamburg: Auf der Polaris trifft sich die Cosplay-Szene zum Wettkampf
Fantastische Fabelwesen, ausgeklügelte Videospiel-Heldinnen und Hunderte detailgetreue Anime- und Manga-Verkleidungen: Wohl keine Veranstaltung in Hamburg vereint popkulturelle und nerdige Themen so wie die Polaris Convention vom 11. bis 13. Oktober. Der Fokus in den Messehallen liegt auf asiatischer Popkultur, viele Gäste kommen als verkleidete Versionen ihrer liebsten Figuren aus der japanischen Anime- und Mangawelt. In einem Wettkampf wird die beste Verkleidung (engl.: Cosplay) gekürt, auf dem Retro-Flohmarkt werden Sammlerstücke feilgeboten und neue Brett- und Videospiele probiert. Mit dabei sind: Twitch-Streamer Gronkh, Sängerin und Synchronsprecherin Lara Loft sowie Moderator NinotakuTV. Wer seine Comics eher westlich geprägt favorisiert, kann schon dieses Wochenende (bis 6.10.) auf dem Comicfestival Hamburg mit Zeichnern ins Gespräch kommen. Comic-Workshops, nischige Zine-Produktionen und Signierstunden gehören zum Programm. tis
Polaris Convention Fr 11.10., 12.00–20.00, Sa 12.10., 10.00–20.00, So 13.10., 10.00–18.00, Messehallen (U Messehallen, Bus X35), Karolinenstraße 45, Tageskarten 39,-, „Bring your kids“-Ticket für So 65,-(ein Erw. + max. 6 Ki.), Wochenendkarten ausverkauft, www.polaris-con.de. Comicfestival Hamburg, Fr 4. bis So 6.10., div. Uhrzeiten, u.a. Museum für Kunst und Gewerbe (U Hbf.-Süd), Steintorplatz, Eintritt großteils frei, www.comicfestivalhamburg.de
Den Rock-Dichterfürsten Nick Cave zieht es auf die ganz große Bühne
Kann Nick Cave Barclays Arena? Tatsächlich ist der australische Rockdichter mit seiner Band The Bad Seeds dort bislang noch nicht aufgetreten, trotz acht Top-Ten-Alben in Deutschland. Bei seinem letzten Besuch 2019 war es sogar geradezu übersichtlich in der Friedrich-Ebert-Halle in Harburg. Also dann, mit dem im August erschienenen neuen und immens erfolgreichen Album „Wild God“ soll es jetzt also auf die große Bühne gehen. Ausstrahlung bis in die obersten, übrigens mit 24,40 Euro sehr fair eingepreisten Reihen und genug Songs für ein abendfüllendes Programm hat Nick Cave. tl
Nick Cave & The Bad Seeds Di 8.10., 19.15, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Hellgrundweg 44, Karten ab 24,40 bis 106,40 im Vorverkauf; www.nickcave.com
Magnum-Fotograf Paolo Pellegrin fotografiert den Hamburger Hafen
Er hat von Kriegen und aus Krisengebieten berichtet, Fotografie-Preise gewonnen und ist Mitglied der renommierten Agentur Magnum: Paolo Pellegrin, 1964 in Rom geboren, zählt zu den wichtigsten Fotografen weltweit. Immer, wenn es ihn für Aufträge nach Hamburg zieht, geht er an den Hafen und lässt sich von der Ästhetik der aufragenden Pfosten und Kräne faszinieren. Für ihn steht der Hafen für Einfallsreichtum und menschliche Errungenschaften. 2015, zur Triennale der Photographie, zeigte er seine Ansichten in der Flo Peters Gallery. Nun präsentiert Galerist Michael Grieves in der Hamburg Werkstatt Fotografie (HWF) seine Hafen-Bilder. In der Galerie an der Bernhard-Nocht-Straße kann man Pellegrins Perspektive direkt nachvollziehen. vfe
„Paolo Pellegrin. Hafen“ bis 2.12., Fr/Sa 13.00–18.00 und nach Vereinbarung, Hamburg Werkstatt Fotografie (S Reeperbahn), Bernhard-Nocht-Straße 8, Eintritt frei, www.hamburgwerkstattfotografie.de
„In guter Verfassung“: Gruppenausstellung zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes
Protestierende, die Polizisten während einer Demonstration anlachen, Bewohner von Baumhäusern in einem besetzten Wald, eine Frau, die allein an einem Tisch mit Tellern voller Miesmuscheln sitzt, das Gesicht in ihrem Teller; ein paar Muscheln haben sich in ihrem Haar verfangen: Im Jupiter an der Mönckebergstraße, dem „einzigen Kaufhaus, das dich reicher macht“, zeigen 37 freiberufliche Fotografinnen und Fotografen der Freelens Regionalgruppe Hamburg ihre Sicht auf die demokratische Gesetzgebung, Titel „In guter Verfassung“. In Porträts, Dokumentaraufnahmen und Reportagen beleuchten die Kreativen das Verhältnis von Fotografie und der Welt, in der wir leben. Sebastian Lux, Leiter der Stiftung F. C. Gundlach, hat die Ausstellung kuratiert. vfe
„In guter Verfassung – 75 Jahre Grundgesetz“ bis 3.11., Mo/Di 10.00–21.00, Mi–Sa 10.00–24.00, So 10.00–18.00, 3. OG Jupiter (U/S Hbf.), Mönckebergstraße 2–4, Eintritt frei, www.freelens.com
Satirikerin Mia Pittroff: Nix für Söder, aber reif fürs Lustspielhaus
„Mein Laminat, die Sabine und ich“, hieß 2014 der Titel des Soloprogramms von Mia Pittroff. Zu albern fürs Kabarett, zu subtil für Comedy sind die Abende der früheren fränkischen Poetry-Slammerin oft noch heute. Nix für Söder also. Und wenn sie gendert, dann im Dialekt. Nachdem Mia Pittroff zur Spielzeiteröffnung des Lustspielhauses Auszüge aus ihrem neuen Programm gezeigt hat, sagt sich die Wortspielerin am 8. Oktober erstmals in Hamburg: „Ich geh schon mal nach hinten los.“ Tags darauf kommt mit Helmut Hoffmann aus Itzehoe ein Komiker, der als abgeschalteter Postbeamter Hans-Hermann Thielke „Einer für alle“ war und ist. Hinhören lohnt sich schon an diesem Sonntag, 6.10., beim musikalischen Hamburger Duo Frank Grischek/Eddy Winkelmann und ihrer „Hafenliebe“. str
Mia Pittroff: „Ich geh schon mal nach hinten los“ HH-Premiere Di 8.10., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de
Electro-Swing mit Caravan Palace im Docks
Gerade fragt man sich, was aus dem vor zehn Jahren langsam auslaufenden Trendgenre Electro-Swing geworden ist, da taucht mit Caravan Palace eine der stilbildenden französischen Bands am 8. Oktober im Docks auf. 2005 gegründet, gehörte das vom Trio zum Septett gewachsene Ensemble mit Sängerin Zoé Colotis zu den ersten, die Swing und Jazz der 20er- und 30er-Jahre mit House, Electro und Disco entstaubten. Mittlerweile hat diese Art von Musik auch schon Patina angesetzt, bleibt aber weiterhin tanzbar wie sonst nichts. tl
Caravan Palace Di 8.10., 20.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Karten zu 41,85 im Vorverkauf; www.caravanpalace.com
Aufgeweckter Bomelino trotzt komisch dem Weltuntergang
Tino Bomelino – sein Nachname ist ein Künstlername – macht seit acht Jahren Stand-up sowie Musik mit Gitarre und Loop-Station. Seit der gebürtige Berliner sein Informatikstudium und die Poetry-Slam-Szene hinter sich gelassen hat, hat er die Kleinkunst-Szene (u.a. Dritter beim Hamburger Comedy Pokal 2016) und sogar das öffentlich-rechtliche Fernsehen aufgemischt. Dass der Sidekick der WDR-Show „Sträter“ auch einen ganz Abend solo unterhalten kann, möchte Bomelino am 11. Oktober im Centralkomitee in seinem fröhlichen Weltuntergangs-Programm zeigen. str
Tino Bomelino: „Wegen Apokalypse vorverlegt“ Fr 11.10., 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45; Karten 24,10: www.centralkomitee.de
„Zu Gast bei Bach & Telemann“ – mit Pauken und Trompeten
So sicher wie das November-Wetter kommen allherbstlich die Bach-Wochen im Michel. Zur Eröffnung am Freitag, 11. Oktober, sind Michel-Kantor Jörg Endebrock sowie seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter „Zu Gast bei Bach & Telemann“, Untertitel „Ein Fest mit Pauken und Trompeten“. Auf dem Programm steht dann auch Musik für zwei Trompeten, für drei Trompeten – okay, ein Orchester ist auch dabei, und zwar eins der Extraklasse, nämlich das Balthasar-Neumann-Ensemble. Julian Prégardien, als Tenor in aller Munde und in Hamburg zurzeit erfreulich präsent, singt die Arie „Kommt, eilet, stimmet Sait und Lieder“ aus der Kantate BWV 74 von Bach. vfz
„Zu Gast bei Bach & Telemann“ Fr 11.10., 19.30, Hauptkirche St. Michaelis (S Stadthausbrücke), Englische Planke 1, Karten zu 11,- bis 39,- unter www.st-michaelis.de/michel-musik