Hamburg. Mehr als 50.000 Menschen besuchten Kampnagel und andere Kulturorte – herausragend war die Kunstmeilen-Kooperation mit Saïdo Lehlouh.
Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel ist am Wochenende mit einem neuen Besucherrekord zu Ende gegangen. Mehr als 50.000 Menschen sahen die Vorstellungen, von denen die Hälfte kostenlos zugänglich war. Eine stolze Zahl angesichts des umfangreichen Programms. Die Theater- und Tanz-Veranstaltungen waren häufig ausverkauft – die Elbphilharmonie-Konzerte sowieso. Manchem Auftritt im Club hätte man hingegen ein größeres Publikum gewünscht; da zog es die Besucherinnen und Besucher häufig lieber zum Austausch in den lauschigen Festival-Avant-Garten.
Festivalleiter András Siebold und sein Team lieferten ein künstlerisch überzeugendes Programm ab. Vor allem Lola Arias‘ berührendes Musical mit singenden Ex-Gefängnisinsassinnen und Kornél Mundruczós bewegendes Tableau über eine jüdische und queere Identitätssuche offenbarten starke Abende.
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Der Tanz dominierte auf vielfältige Weise. Während Jeremy Nedd und Impilo Mapantsula mit Gleichförmigkeit enttäuschten, sorgte Lucinda Childs für eine visuell zauberhafte Eröffnung. Saïdo Lehlouh begeisterte mit der ganztägigen Kunstmeilen-Performance „Core“ sogar noch stärker als mit der Gruppenchoreografie in der Halle. Und vielleicht war das überhaupt der klügste Zug des Festivals, sich noch stärker als bisher mit Kunst-Kooperationen in der Mitte der Stadt zu verorten. Gleichzeitig war auch für eher Abseitiges wie die Trap-Oper von Ivan Michael Blackstock oder den speziellen Humor der Radikalfeministin Teresa Vittucci Raum.
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Vor allem aber hat das Festival es geschafft, in einer Zeit der allseits – und auch im Kunstbetrieb – verhärteten Fronten auf Dialog, Empathie und Miteinander zu setzen. Ein positives Signal, das hoffentlich über diesen Sommer hinaus in der Kunst anhält.