Hamburg. Antiken-Großprojekt „Anthropolis I-V“ räumt bei „Theater heute“-Kritikerumfrage ab. Wann die Serie in Hamburg wieder zu sehen ist.
Zwar ist noch Theater-Sommerpause, aber am Deutschen Schauspielhaus knallen die Sektkorken. Kurz vor Beginn der neuen Theatersaison schlägt die Stunde der Kritikerumfragen und da erweisen sich Intendantin Karin Beier und das Deutsche Schauspielhaus als absolute Abräumer.
Mit ihrem Antiken-Großprojekt „Anthropolis I-V“ erntet Beier erstmals in ihrer Intendanz den Titel „Theater des Jahres“ in der Umfrage unter 46 Kritikerinnen und Kritikern des Fachmagazins „Theater heute“. Ihr Mut zum Risiko hat sich damit sowohl künstlerisch als auch in Sachen Publikumszuspruch mehr als ausgezahlt. Und das ist bei Weitem nicht alles.
„Theater des Jahres“ und mehr: Preisregen für Deutsches Schauspielhaus
Schauspielhaus-Ensemblemitglied Lina Beckmann haben 26 der 46 Teilnehmenden, und damit das Höchstvotum in der Geschichte der traditionsreichen Umfrage, zur „Schauspielerin des Jahres“ gewählt. Hochverdient wird ihr Auftritt im zweiten Teil der Antiken-Saga „Laios“ gewürdigt. Beckmann übernimmt darin im Alleingang die Rollen der Erzählerin, der Sphinx, des Laios, des Chrysippos, der Iokaste, der Pythia, des thebanischen Bürgerchors und des Ödipus.
Schon anlässlich der Premiere im vergangenen Herbst deklinierte sie so konzentriert, reflektiert und humorvoll Fragen von selbstbestimmtem Handeln gegenüber einer gegebenen göttlichen Ordnung durch, dass sie den Saal des größten Theaters im deutschsprachigen Raum mühelos bis in die letzte Reihe erreichte und einhellig bejubelt wurde.
An Autor Roland Schimmelpfennig geht für „Laios“ die Auszeichnung „Stück des Jahres“, weitere Kritikenvoten gehen an „Prolog/Dionysos“ und „Iokaste“, ebenfalls aus der Antiken-Serie.
Karin Beier dankt Publikum für „Zuspruch und die Begeisterung“
Den Titel „Inszenierung des Jahres“ teilen sich Karin Beiers „Anthropolis I-V“ und „Die Hundekot-Attacke“ vom Theaterhaus Jena, die basierend auf dem Skandal um den realen Hundekot-Angriff des ehemaligen Hannoveraner Ballett-Direktors Marco Goecke auf eine „FAZ“-Autorin das Verhältnis von Kunst und Kritik beleuchtet. Im Bereich der Dramaturgie teilt sich Sybille Meier vom Schauspielhaus wiederum für „Anthropolis I-V“ mit zwei weiteren Kolleginnen den Titel „Dramaturgin des Jahres“.
Beim Thema Bühnenbild fächert sich das Feld der Stimmen sehr weit auf: Die meisten Stimmen für das „Bühnenbild des Jahres“ gingen an das für die Theaterinstallation „Das 13. Jahr“ in einer Fabrikhalle in Hamburg-Altona errichtete „Dorf der Nebelkranken“ von Lorenz Vetter, Signa Köstler und Tristan Kold – eine Auftragsarbeit des Deutschen Schauspielhauses.
Karin Beier zeigt sich überwältigt von den guten Nachrichten: „Die Ehrungen sind nicht nur eine Bestätigung von dem, was wir tun und lieben, sondern auch Motivation, weiterhin großes Theater zu machen und neue Maßstäbe zu setzen“, so die Intendantin. Ihr Dank gelte ausdrücklich auch dem Publikum „für den Zuspruch und die anhaltende Begeisterung“.
Deutsches Schauspielhaus schon zuvor mehrfach prämiert
Bereits in der vergangenen Woche hatten 53 Kritikerinnen und Kritiker im Fachmagazin „Die deutsche Bühne“ das Deutsche Schauspielhaus auf Platz eins für die „Gesamtleistung eines großen Hauses“ gesetzt, dazu kamen weitere Würdigungen von Lina Beckmann und Roland Schimmelpfennig.
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Die gute Nachricht für all jene, die sie bislang verpasst haben: Die Antiken-Serie „Anthropolis I-V“ steht sowohl als Vorstellungsmarathon an mehreren Wochenenden sowie in Einzelaufführungen in der kommenden Saison wieder auf dem Spielplan des Schauspielhauses.
Programm und Karten unter www.schauspielhaus.de