Hamburg. Chefstyler spielt mit Disko No. 1 in Bahrenfeld, im Stadtpark gibt es schrägen Pop. Dazu Open-Air-Kino und ein Winzerfest mit Livemusik.
Man höre und staune, für Jan Delay draußen auf der Rennbahn gibt es noch Karten, perfekt für Kurzentschlossene. Marc Rebillet und Flying Lotus sind alles andere als massentaugliche Musiker, jedoch reif für die Stadtparkbühne. Soul-Ikone Amy Winehouse kommt in einem Spielfilm auf die Leinwand im Sternschanzenpark, ein Darsteller-Ensemble mit dem Musikstück „Bella Italia“ live ins Kleine Hoftheater nach Horn. Und auf dem Kiez gibt es beim „St. Pauli Winzerfest“ zu kostenpflichtigem Wein zumindest verschiedene Bands für lau. Schöne Woche.
Earth, Wind & Feiern: Jan Delays Jubiläum auf der Rennbahn
Wenn gar nichts läuft außer die Nase, dann sind Jan Delay und Disko No.1 zur Stelle. Vor 25 Jahren begann das Beginner-Drittel eine mehr als beachtliche Solokarriere mit bislang fünf Alben und zahlreichen Flurfegern wie „Oh Jonny“, „Klar“ und „Eule“. Ein Vierteljahrhundert Chefstyler, das muss natürlich mit einer Best-of-Show gefeiert werden: „Ich hab Bock, mit euch allen zusammen zu dancen“, wie er im Abendblatt-Interview sagte. Dafür braucht es natürlich das entsprechend große Geläuf, und daher machen sich Delay, seine Band und seine Gäste am 24. August schön auf der Bahrenfelder Trabrennbahn breit. Large. Einfach nur „Earth, Wind & Feiern“. tl
Jan Delay & Disko No. 1 Sa 24.8., 19.00, Trabrennbahn Bahrenfeld (Bus 3), Luruper Chaussee 30, Karten zu 64,75 im Vorverkauf; www.jan-delay.de
Gehirn auf Stand-by: Marc Rebillet & Flying Lotus im Stadtpark
Wer überlegt, aus Neugierde zum Start der Konzertreihe „Off Days“ am 20. August den Stadtpark zu besuchen, sollte sich vorab einige Live-Videos des New Yorker Electro-Avantgarde-Künstlers Marc Rebillet ansehen, um zu schauen, ob das wirklich dem eigenen Geschmack entspricht. Denn sein offensichtlich willkürliches Rumhacken auf Macbook, Drum-Synthesizer und Loop-Station, während er in Unterbüchse oder Bademantel über die Bühne flitzt, ist noch ein gutes Stück durchgeknallter als die Stadtpark-Shows von Helge Schneider. Sein Co-Headliner und Landsmann Flying Lotus aus Los Angeles ist bei gleicher Experimentierfreude mit seinem Hip-Hop-Funkelectro-Ansatz zumindest etwas zugänglicher. Trotzdem: Ein Abend für Musikfans, die sonst schon alles gesehen haben. Der zweite „Off Days“-Abend am 21. August mit Peaches und Róisín Murphy ist übrigens ausverkauft. tl
„Off Days“: Marc Rebillet & Flying Lotus Di 20.8., 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstraße 71, Karten zu 67,90 im Vorverkauf; www.stadtparkopenair.de
Die Sonne anbeten mit Allah-Las bei „Draußen im Grünen“
Es gibt Bands, die holen bei jedem Wetter den Surf-Sommer auf und vor die Bühne, Khruangbin aus Austin (Texas) füllt damit bereits große Hallen, aber auch die Allah-Las aus Los Angeles haben ein feines Händchen für Sandburgen aus lässigen Arrangements, geschmückt mit Muscheln aus schönen Melodien, irgendwo zwischen Psychedelic Pop und Surf-Rock. Der Albumtitel „Worship The Sun“ aus dem Jahr 2014 bringt den kalifornischen Vierer gut auf den Punkt. Und nicht nur am Meer klingen die Allah-Las hervorragend, auch unter Kastanien bei ihrem Besuch der Konzertreihe „Draußen im Grünen“ am 20. August im Musikpavillon in Planten un Blomen. tl
Allah-Las Di 20.8., 19.30, Musikpavillon Planten un Blomen (S Dammtor, U Messehallen, Bus X35), Tiergartenstraße, Karten zu 35,91 im Vorverkauf; www.draussenimgruenen.de
ltalien-Revue in Horn weckt Urlaubsgefühle
Italien hält sich bei der deutschen Bevölkerung auch in diesem Jahr unter den Top drei der beliebtesten Reiseziele. Insofern dürfte Regisseur Stefan Leonard, auch Co-Intendant des Kleinen Hoftheaters, mit seinem fünfköpfigen Ensemble in „Bella Italia“ zum Saisonauftakt 2024/25 der Privatbühne in Hamburg-Horn alte und neue Urlaubsgefühle wecken. Die musikalische Komödie von Antonio Fratelli enthält Italo-Hits wie „Azzurro“, „Gloria“, „Felicita“, aber auch das als Partisanen-Hymne bekannt gewordene „Bella Ciao“. Die Handlung der Italien-Revue spielt im Dorf Amoregrand; mit drei Instagram-Followerinnen und dem gealterten Vorzeige-Macho Mario prallen hier Welten aufeinander. Wie Regisseur Leonard hat mit Stefanie Schwendy eine der Darstellerinnen besonders viel Schmidt-Bühnen-Erfahrung (u.a. „Heiße Ecke“). str
„Bella Italia“ Premiere 23.8., bis 22.9., Fr/Sa jew. 19.30, So 16.00, Das Kleine Hoftheater (U Horner Rennbahn), Bei der Martinskirche 2, Karten zu 35,- unter T. 040/68 15 72; www.hoftheater.de
Andrang statt „Stille“: Föhrer Sonderschau wird verlängert
Ursprünglich sollten die rund 40 Gemälde und Skulpturen einer Sammlung des Museums Kunst der Westküste auf Föhr nur bis Ende August in Hamburg zu sehen sein. Weil der Besucherandrang für die Schätze des Hauses der nordfriesischen Westküste mit dem Titel „Zwischen Sturm und Stille“ jedoch unerwartet groß ist, wird die Sonderausstellung im ersten Deck des Internationalen Maritimen Museums bis Anfang Januar verlängert. Somit ist etwa auch Jochen Heins Triptychon „Nordsee“ in der HafenCity noch ganz entspannt zu betrachten. Der in Husum geborene und in Hamburg lebende Maler war mit seinen Seestücken bereits öfter Artist in Residence im Museum in Alkersum. str
„Zwischen Sturm und Stille“ Sonderausstellung, verlängert bis 12.1.2025, täglich 10.00–18.00, Internationales Maritimes Museum (U Überseequartier), Kaispeicher B, Koreastr. 1, Eintritt 17,-/erm. 12,-; www.imm-hamburg.de
Amy Winehouse im Spielfilm, jetzt open air
Zum „Klub 27“, jener Reihe von überwiegend Rock- und Bluesmusikern, die im Alter von nur 27 Jahren durch Ursachen wie Drogenmissbrauch oder Suizid viel zu früh starben, gehört Amy Winehouse bereits seit 2011. Seit Frühjahr 2024 ist die begnadete Soulsängerin und Songwriterin Hauptperson eines Spielfilms, der so heißt wie eines ihrer nur zwei Alben: „Back to Black“. Der Kinofilm von Regisseurin Sam Taylor-Johnson ist nicht so bedeutend wie das Pop-Album, erzählt er doch vor allem von den Anfängen von Amys Karriere in den frühen 2000er-Jahren; die Drogen- und Alkoholexzesse von Winehouse erscheinen hier deutlich harmloser als in der Dokumentation „Amy“ (2015). Auch die überaus problematische Beziehung zum Vater wird nur angedeutet. Immerhin, wenn „Back to Black“ am Freitag erstmals beim Schanzenkino Open Air läuft, lässt sich die talentierte Newcomerin Marisa Abela, die Amy Winehouse spielt und singt (!), auch mal im Freien begutachten. Die Stimme der Schauspielerin hat Kraft, doch an das Original wird wohl keine andere je heranreichen. str
„Back to Black“ Di 13.8, 21.30, Schanzenkino Open Air (U/S Sternschanze), Sternschanzenpark hinter dem Wasserturm, Sternschanze 1A, Karten 11,-; www.schanzenkino.de
Genuss für Gaumen und Ohren mit vier Bands auf St. Pauli
Getrunken werden darf und soll, am besten natürlich in Maßen. Doch wenn sich vom 22. bis 25. August der Spielbudenplatz wieder in ein Paradies für Weinliebhaber und Genießer verwandelt, dreht es sich beim „St. Pauli Winzerfest“ nicht nur um edle Tropfen und kulinarische Köstlichkeiten (wie herzhafte Flammkuchen und deftige Käsespezialitäten). Sieben Winzer aus Anbaugebieten Deutschlands und Italiens kredenzen edle Tropfen, an allen vier Abenden gibt es außerdem was auf die Ohren: Am Donnerstag legt das Duo Kabel-Jo mit Shantys und weiteren Seefahrer-Liedern los, am Freitag öffnet der gebürtige Franzose, Wahlhamburger und frühere „The Voice of Germany“-Teilnehmer Igor Landy mit Band seine Sound-Schatulle mit Pop, Rock und Soul, am Sonnabend (24.8., jew. 19 Uhr) wird es beim Quartett Gun Called Britney mit Coverversionen von Eminem bis ZZ Top generationsübergreifend laut, und beim Finale am Sonntag (25.8., 18 Uhr) mixt die heimische Steve Foley Band Rock-Klassiker und eigene Stücke. Alles für lau, was die Musik angeht. str
„St. Pauli Winzerfest“ mit vier Bands 22.–25.8., Do/Fr 16.00–ca. 1.00, Sa 13.00–mind. 2.00, So 13.00–21.00, Spielbudenplatz (U St. Pauli), Eintritt frei; https://spielbudenplatz.eu/erleben/events/winzerfest