Hamburg. Der US-HipHopper nimmt satte Ticketpreise, liefert aber auch ab: Es wurde heiß in der Arena, das lag nicht nur am Pyro-Einsatz.
Hanna und Emma sind glücklich. Die beiden Teenager sitzen im Unterrang der Barclays Arena auf ihren 269 Euro teuren Plätzen und warten, dass Travis Scott auf die Bühne kommt. „Die Karten sind zwar teuer, aber wir wollten unbedingt hierher“, sagen sie. T-Shirts mit dem spiegelverkehrten Aufdruck „Parasail“ haben sie sich bei einem der großen Merchandising-Stände auch noch gekauft, 100 Euro das Stück. Bevor der US-Rapper auf die den Innenraum teilende Bühne kommt, vergehen jedoch noch zweieinhalb Stunden.
Um 21.20 Uhr ist es dann so weit. Feuerfontänen schießen mit ohrenbetäubendem Lärm hoch, noch lauter sind die Begeisterungsschreie der Fans, in der Mehrzahl männliche Teenager. Hanna und Emma springen auf und filmen mit ihren Handys die Ankunft des populären Hip-Hop-Künstlers aus Houston.
Mit „Hyena“, „Thank God“ und „Modern Jam“, alles Songs von seinem aktuellen Album „Utopia“, eröffnet Travis Scott seine Show. Er hüpft und springt über die Podeste seiner Bühne, die eine zerklüftete Berglandschaft darstellt. Dort hinein sind archaisch anmutende Figuren gehauen, die an die Steinskulpturen auf den Osterinseln erinnern – wenig „Utopia“, mehr graue Vorzeit. Scott, mit bürgerlichem Namen Jacques Berman Webster II, gibt den Alleinunterhalter für die 10.000 Fans in der ausverkauften Halle, nur sein DJ Chase B ist mit ihm auf der Bühne.
Travis Scott in Hamburg: Extrabeifall für jeden Rückwärtssalto
Im Parkett tollt die Menge und tanzt Pogo. Immer wieder bilden sich Kreise, in dem einzelne Fans kurze Breakdance-Moves zeigen oder sich für einen Salto rückwärts Extrabeifall abholen. Scott läuft derweil von Podest zu Podest, seine Aktionen werden auf eine überdimensionale Leinwand übertragen, „Circus Maximus“ heißt die aktuelle Tournee. Scott ist ein Gladiator des 21. Jahrhunderts, statt eines Kurzschwerts hat er ein Mikro in der Hand. Die Begeisterung über seine Show ist ähnlich stürmisch wie im antiken Rom.
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Zweimal während des gut eineinhalbstündigen Auftritts drosselt Scott das Tempo etwas, als er zuerst drei Fans auf die Bühne hieven lässt, um mit ihnen gemeinsam zu tanzen. Später wird ihm ein etwa zehnjähriger Junge mit einem Michael-Jordan-Shirt von den Securitys hochgereicht, der mit großen Augen neben dem Superstar steht und kaum weiß, wie ihm geschieht.
Travis Scott in Hamburg: permanenter Einsatz der Pyrotechnik
Mit schnellen Raps und lauten Beats geht die Tour de Force weiter, Travis Scott animiert das Auditorium, mit ihm den Track „I Know?“ zu singen, bei „Fein“ setzt er das auch im Rap beliebte „call and response“ ein.
Der permanente Einsatz der Pyrotechnik und der hohe Energieverbrauch der Fans haben die Temperaturen in der Barclays merklich ansteigen lassen. Hanna hat ihr neues T-Shirt ausgezogen und über die Schulter gehängt. Unten im Moshpit haben sich viele der Jungs völlig ihrer Oberbekleidung entledigt. Mit „Telekinesis“ endet die Show, durchgeschwitzt und erschöpft verlassen die Fans die Halle. Hanna und Emma strahlen.