Hamburg. Der Prog-Rock-Gitarrist feiert ein Jubiläum in Winterhude. Am Fernsehturm wird zu Techno und Indie getanzt, und der Orgelsommer beginnt.

Die Fans von Ex-Genesis-Sänger Peter Gabriel schwärmen immer noch von seinem Konzert im Juni 2023 in der Barclays Arena. Perfektion in Bild und Ton, „ein dynamisches Gesamtkunstwerk“, wie das Abendblatt berichtete. Ein weiterer wichtiger Wegbereiter und -Begleiter von Genesis kommt mit Steve Hackett am 11. Juli in den Stadtpark. Aber auch jüngere Musik-Generationen dürfen sich auf tolle Open-Air-Abende freuen, denn das 45Hertz-Areal unter dem Fernsehturm startet und bietet ein vielseitiges Programm von Indierock bis Electro. Analog, aber akustisch ebenso beeindruckend ist es bei den Konzerten des Hamburger Orgelsommers, der in der Hauptkirche St. Michaelis eingeläutet wird. Dazu noch Kunst, Impro-Satire und junges Theater.

Kultur-Tipps Hamburg: Genesis-Klassiker mit Steve Hackett im Stadtpark

Als Phil Collins, Mike Rutherford und Tony Banks im März 2022 ihr finales Konzert mit Genesis in London gaben, waren auch Peter Gabriel und Steve Hackett eingeladen, Protagonisten der progressiven Genesis-Jahre in den 70ern. Gabriel war sogar vor Ort, Hackett allerdings tourte damals, und so wurde es nichts mit dem Wiedersehen der Besetzung, die vor 50 Jahren ihr letztes Album „The Lamb Lies Down On Broadway“ einspielte. Stattdessen widmet sich Hackett, von 1971 bis 1977 Gitarrist bei Genesis, dem Album auf seiner aktuellen Tour und spielt in der zweiten Konzerthälfte Klassiker der Rocklegende. Aber auch als Solist hat er viel vorzuweisen, dieses Jahr erschien sein aktuelles Album „The Circus And The Nightwhale“. Genug feiner Stoff, um am 11. Juli bequem im bestuhlten Stadtpark 50 Jahre Musikgeschichte zu genießen. tl

Steve Hackett Do 11.7., 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstraße 71, Karten ab 53,- bis 65,- im Vorverkauf; www.stadtparkopenair.de

Zählt zu den steilsten Indie-Aufsteigern der vergangenen Jahre: die Band Kaffkiez aus Rosenheim.
Zählt zu den steilsten Indie-Aufsteigern der vergangenen Jahre: die Band Kaffkiez aus Rosenheim. © David Gottwald | David Gottwald

Bayrische Indierock-Ekstase live unter dem Fernsehturm

Indierock out of Rosenheim, der machte von 2012 an mit der Band Maybe noch kleine Schritte. Aber nach der Umbenennung in Kaffkiez und dem Album „Alles auf Anfang“ wurde 2022 ein fantastischer Neustart hingelegt. Zwei ausverkaufte Konzerte in der Fabrik und in der Freiheit sorgten in Hamburg bereits mächtig für Furore, und mit dem zweiten, im Februar erschienenen Top-Ten-Album „Extase“ ist die Stimmung bei den Shows der Band um Sänger Johannes Eisner treffend beschrieben. Nicht auf dem Kiez, aber auch nicht weit entfernt davon spielen die Bayern am 11. Juli auf dem 45Hertz-Areal unter dem Fernsehturm hinter den Messehallen, das durch seine neue Überdachung jetzt noch Hamburg-tauglicher gemacht wurde. tl

Kaffkiez Do 11.7., 19.30, 45Hertz Open Air am Fernsehturm (U/S Sternschanze), Lagerstraße 18–24, Karten zu 44,45 im Vorverkauf; www.45hertz.com

„Seewärts“ mit einem Kammermusik-Duo im Jenisch Haus

„Toward the Sea“ haben die Flötistin Imme-Jeanne Klett und die Marimbafonistin Cornelia Monske vom Ensemble Obligat das Duo-Programm überschrieben, mit dem sie an diesem Wochenende gleich zweimal im Jenisch Haus gastieren. „Seewärts“ könnte man den Titel übersetzen, und das im Weißen Saal mit Blick in den Park, nahe der Elbe – sommerlicher geht es kaum. Zu Gehör kommen Werke des japanischen Neutöners Toru Takemitsu, des britischen Pianisten Richard Rodney Bennett und der Barock-Komponisten Bach und Boismortier. vfz

„Toward the Sea“ Sa 6.7. und So 7.7., jeweils 19.00, Jenisch Haus (S Klein Flottbek), Baron-Voght-Straße 50, Karten zu 33,-/22,- unter T. 44 02 98 oder T. 82 87 90; www.shmh.de/jenisch-haus

Zum Auftakt im Michel: Sommerliche Orgelmusik

Klingende Abkühlung gefällig? Der Hamburger Orgelsommer in den fünf Hauptkirchen und dem Dom St. Marien bietet sie – und natürlich viel mehr. Am Mittwoch, 10. Juli, eröffnet Magne H. Draagen, Organist am Michel, dort den Reigen der mehr als 50 Konzerte bis zum 8. September. Auf der zentralen Orgelanlage mit ihren drei Instrumenten – es gibt noch einige Orgeln mehr im Michel – spielt Draagen Werke von Johann Sebastian Bach, César Franck, Georg Philipp Telemann, Christian Sinding und Henri Mulet. Ob Allzeit-Hits oder Raritäten der Musikgeschichte, das Repertoire für die Königin der Instrumente ist unerschöpflich. vfz

Magne H. Draagen, Orgel Mi 10.7., 19.00, Hauptkirche St. Michaelis (S Stadthausbrücke), Englische Planke 1, Karten zu 12,- unter T. 450 11 86 76 oder www.st-michaelis.de

Steile Sets: Die Hamburger DJ Sylvie Miles begann 2021 mit dem Produzieren von Techno-Tracks und zieht seitdem immer weitere Kreise. 
Steile Sets: Die Hamburger DJ Sylvie Miles begann 2021 mit dem Produzieren von Techno-Tracks und zieht seitdem immer weitere Kreise.  © Borys Las-Opolski | Borys Las-Opolski

Techno und House, erst auf Betonboden, dann zwischen Betonwänden

Dass es hell ist, wenn eine Party ihr Closing-Set erreicht, ist nicht ungewöhnlich. Dass es noch hell ist, schon eher. Noch besser, wenn es dann noch weitergeht. So wie beim „Modus X Weird“-Festival am 6. Juli. Das beginnt um 14 Uhr draußen auf dem 45Hertz-Areal unter dem Fernsehturm mit House, Tech-House, Techno und Electro von Jan Blomqvist, Adana Twins, Britta Arnold, Miyagi, Mikah und Suzé. Um 22 Uhr ist dort aber aus Lärmschutzgründen Feierabend, und der Tross zieht weiter zur Feldstraße ins Uebel & Gefährlich, wo Boys Noize, Oliver Schories, Nina Hepburn, Sylvie Miles (eine der interessantesten Techno-Newcomer der vergangenen Jahre), Bizzarro Universe und Carluschka bis 8 Uhr weiter durchdrehen. tl

„Modus X Weird“ Sa 6.7., 14.00–22.00, 45Hertz Open Air am Fernsehturm (U/S Sternschanze), Lagerstraße 18–24, Karten zu 29,90; Sa 6.7., 22.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstr. 66, Karten zu 22,90, Kombi-Tickets 47,90; www.weird-events.com

Der Maler, Essayist und Kritiker Hans Platschek 1958 bei der Arbeit. Das Ernst Barlach Haus zeigt eine besondere Retrospektive zu 50 Jahren seines Schaffens.
Der Maler, Essayist und Kritiker Hans Platschek 1958 bei der Arbeit. Das Ernst Barlach Haus zeigt eine besondere Retrospektive zu 50 Jahren seines Schaffens. © Münchner Stadtmuseum | Gunther Adler

Hans Platschek im Ernst Barlach Haus: Ein Maler, der aneckte und faszinierte

Rastloser Kosmopolit, wandelbarer Maler, hellsichtiger Essayist, streitbarer Kunstkritiker – all das war Hans Platschek (1923–2000). Nachträglich zum 100. Geburtstag des Künstlers wirft das Ernst Barlach Haus im Jenischpark einen frischen Blick auf dessen Werk. Chronologisch aufgebaut, mit 30 Gemälden aus 50 Jahren, wird man Zeuge, wie schnell und radikal der große Maler des Informell seine Stile änderte, zwischen gegenständlicher und gegenstandsloser Darstellung balancierte; fortwährend geprägt durch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (Platschek stammte aus einer jüdischen Familie in Berlin). Immer wieder blitzt sein bissiger Humor auf, sei es im Bild „Das Wunschkind“, mit einem grimmig aus seiner Karre schauenden Jungen, oder in „Hahnenkämpfe“, wenn auf der bluttriefenden Malerei ein kleines Werbeschildchen ein verzehrfertiges Hühnchen anpreist. vfe

„Hans Platschek. Höllenstürze. Hahnenkämpfe. Nette Abende“ bis 13.10., Di–So 11.00–18.00, jeden So 12.00 öffentliche Führung, Ernst Barlach Haus (S Klein Flottbek), Baron-Voght-Straße 50a, Eintritt 9,-/6,- (erm.); www.barlach-haus.de

Hören, fühlen, sehen und staunen beim großen ADMI Festival auf der Fleetinsel

Mit ihren Galerien, Ateliers und Ausstellungsflächen, ihren Architekturbüros und Bühnen mitten in der City ist die Fleetinsel ein einzigartiges Ensemble von großer Anziehungskraft. Grund genug, sich einmal im Jahr ordentlich selbst zu feiern und dazu alle einzuladen – zum ADMI Festival. Bereits am Freitag haben sich die kreativen Akteure der Admiralitätstraße bei Lesungen, Konzerten und Performances aufgespielt. An diesem Sonnabend, 6. Juli, geht es weiter, etwa mit einer Führung ab 15 Uhr durch die Galerien Melike Bilir, Elena Conradi, Mathias Günther, Holger Priess, Produzentengalerie, Westwerk, level one, Sfeir-Semler, Multiple Box und Kunstantiquariat Jochen Lührs (geöffnet bis 21 Uhr). Auch Künstler öffnen ihre Ateliers, zum Beispiel Harald Frackmann. Sein Schaulager ist ab 18 Uhr zu besichtigen (Admiralitätstraße 71 Vorderhaus 1. Stock). vfe

ADMI Fleetinsel Festival Sa 6.7., 15.00–21.00, Admiralitätstraße 71 (S Stadthausbrücke, U Rödingsmarkt), Eintritt frei; www.fleetinsel.com

Spottet jeder Beschreibung: Kabarettist Max Beier ist Co-Hausherr im Lustspielhaus.
Spottet jeder Beschreibung: Kabarettist Max Beier ist Co-Hausherr im Lustspielhaus. © Christof Arnold  | Christof Arnold

Münchner Spott und Liebe zum Finale in Hamburgs Lustspielhaus

Irgendwann ist auch im Lustspielhaus mal Schluss mit lustig. Bevor im Hamburger Kabarett-Theater bis Ende August Sommerpause herrscht, spielt Co-Hausherr Max Beier an diesem Sonnabend, 6. Juli, noch mal sein aktuelles Soloprogramm „Love & Order“ – gereimt, gerappt, geschliffen. Und weil der Sohn der Kabarettisten Jan-Peter Petersen und Angelika Beier lange Jahre auch ein Münchner war und in Bayern seine Schauspielausbildung absolviert hat, steht er quasi Pate für den finalen Akt der Spielzeit: Am 7. Juli zeigen 14 Absolventinnen und Absolventen der Masterclass der Schauspielschule Zerboni (München), was sie in drei Jahren Ausbildung gelernt haben. Inklusive musikalischer Zwischenspiele verspricht das einen kurzweiligen Sonntagabend mit Monologen und Duo-Szenen, von William Shakespeare bis Dennis Kelly, mit Liebe und Drama pur. str

M. Beier „Love & Order“ Sa 6.7., 20.00 Absolventen-Gala der Schauspielschule Zerboni (München) So 7.7., 19.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30,- bis 37,- bzw. 10,- (nur am 7.7.) unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

Immer auf dem Sprung zu Neuem: das Hamburger Improtheater-Ensemble Steife Brise.
Immer auf dem Sprung zu Neuem: das Hamburger Improtheater-Ensemble Steife Brise. © Gerrit Meier/Steife Brise | Gerrit Meier

Raus aus dem Büro, rein ins Vergnügen: Afterwork-Impro-Comedy

Seit fast 32 Jahren bespielt die Improvisationstheatergruppe Steife Brise mit immer neuen Formaten die Bühnen dieser Stadt. „FeierAbend“ ist für Hamburgs Bühnen-Spontis noch lange nicht. So heißt vielmehr die recht frische Afterwork-Impro-Comedy, mit der die „Brise“ in diesem Juli den fleißigen Menschen in der und rund um die HafenCity den Alltagstrott aus den Büro-Klamotten schütteln will. Wie war der Arbeitstag? Was hat genervt, was erfreut? Aus den Antworten des Publikums soll auf der Hafenbühne im PierDrei Hotel eine Mischung aus Improvisations- und Businesstheater sowie Comedy entstehen, am Ende mit womöglich ganz neuen Erkenntnissen und Sichtweisen auf die Arbeitswelt. Geselliges Netzwerken inklusive. Am 10. Juli spielen Steife-Brise-Gründer und Urvater Thorsten Brand sowie die Marketing-erfahrene Juliane „Juli“ Behneke, laut eigener Einschätzung „Expertin für die großen Gefühle“.  str

„FeierAbend“ Mi 10.7. und 24.7., jew. 18.30, Hafenbühne/PierDrei Hotel (Bus 6 Singapurstraße), Am Sandtorkai 46, Karten zu 16,50 unter https://steifebrise.loveyourartist.store

Das Figurentheater-Projekt „Futsch & Fort – Wo geht’s bitte zu den Wolken?“ ist ein philosophisch-clowneskes Stück über den Wandel der Natur und ihre Kreisläufe.
Das Figurentheater-Projekt „Futsch & Fort – Wo geht’s bitte zu den Wolken?“ ist ein philosophisch-clowneskes Stück über den Wandel der Natur und ihre Kreisläufe. © Deutsche Wildtier Stiftung | Deutsche Wildtier Stiftung

Mit Figurentheater kommen Kleine im Kulturhaus Eidelstedt zur Natur

Die Natur ist im Wandel, hat aber (noch) ihre regulären Kreisläufe. Das erklärt die Figurentheaterproduktion „Futsch & Fort – Wo geht’s bitte zu den Wolken?“ Menschen ab vier Jahren und ihren Erziehungsberechtigten. Im Mittelpunkt des philosophisch-clownesken Stücks stehen am 9. Juli die Figuren Eng und Peng – sowie ihr Garten. In dem können aus Raupen Schmetterlinge werden, und es warten weitere abenteuerliche Wesen auf ihre Verwandlung. Nach der gut halbstündigen Vorstellung, einer Ko-Produktion der Künstlerinnen jung & jung + cèl legaz mit dem Figurentheater Osnabrück, bieten die Puppenspieler im Kulturhaus Eidelstedt einen Bastelworkshop an, bei dem der Nachwuchs eigene Puppen gestalten kann. Alles unterstützt von der Deutschen Wildtier Stiftung und gefördert vom Fonds Darstellende Künste der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. str

Figurentheater und Bastelworkshop: „Futsch & Fort – Wo geht’s bitte zu den Wolken?“ ab 4 J., Di 9.7., 14.00, Kulturhaus Eidelstedt/Saal (Bus 4, 21, 281 Eidelstedter Platz), Alte Elbgaustr. 12, Eintritt frei