Hamburg. Am Museum für Hamburgische Geschichte wird ein Großmodell des Hamburger Hafens aus dem Jahre 1900 für den Transport abgebaut.

Annette Stiekele

Das Museum für Hamburgische Geschichte ist derzeit eine Großbaustelle. Im ersten Stock werden gerade architektonische Einbauten auseinandergeschraubt. Hier ruht auch das ausladende Modell des Hamburger Hafens, das anlässlich der Pariser Weltausstellung 1900 präsentiert wurde. Gemäß dem Motto „Bilanz eines Jahrhunderts“ hat die Stadt Hamburg seinerzeit stolz den Hafen mit zentralen Stadtgebäuden und dem gesamten Freihafen in dem mit Holz und Glas verkleideten, 8,80 Meter langen, 4,60 Meter breiten und 2,40 Meter hohen Objekt vorgeführt.

Hafenmodell
Das Hafenmodell, das für die Pariser Weltausstellung von 1900 gebaut wurde, muss im Zuge der Modernisierung des Museums für Hamburgische Geschichte seinen Platz räumen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Später fand das Objekt seinen Platz im ersten Stock des Museums und zierte den stadtgeschichtlichen Rundgang. Nun ist es eines von 500 Groß- und Schwerlast-Objekten, die nach den 4500 handlicheren Objekten wegen der umfassenden Modernisierung des Hauses den Weg ins Zentraldepot der Stiftung Historische Museen Hamburg finden sollen. Bis Mitte 2027 ist das Museum für den Besucherverkehr geschlossen.

Hafenmodell zieht um: Sabrina Brill dokumentiert alle Schritte vor Ort

Die Mitarbeiter einer Restaurierungsfirma haben bereits die Glasscheiben entfernt und forschen nach einem Eingang ins Objekt, denn darüber gibt es keinerlei Unterlagen. „Das Modell gibt vor, wie es auseinander- und wieder zusammengebaut werden will“, sagt Bauforscherin Sabrina Brill. Sie dokumentiert alle Schritte vor Ort, legt ein Raster an, fotografiert, markiert die einzelnen Teile und listet sie auf, sodass jede Schraube auffindbar ist, wenn das Objekt in dreieinhalb Jahren einen Raum weiter in voller Pracht wiederauferstehen soll. „Es ist wie ein großes Puzzle, nur andersherum“, lacht Brill.

Ein Repräsentationsstück auf der Pariser Weltausstellung

Die Abnahme der Glasscheiben offenbart bereits einige Überraschungen. „Die Schiffsmodelle sind alle nicht befestigt“, erläutert Bianca Floss, Leiterin des Fachbereichs Restaurierung am Haus und verantwortlich für die Planung der Logistik. Die Oberfläche des Modells ist in Platten aufgebaut, die aneinanderstoßen. „Auseinander geht es immer, aber wenn man den Anspruch hat, das Objekt schadensfrei ab- und wieder aufzubauen, muss man umsichtig vorgehen“, erklärt Floss. „Die Gebäude sind fest, aber sie gehören entweder auf die linke oder auf die rechte Platte.“ Die Modellplatten wiederum stehen auf Blöcken. „Für das Modell wurde wie bei einem Gemälde Textil auf eine Holzplatte gespannt“, erläutert Floss die Machart. „Darauf wurde ein Komposit aufgespachtelt.“

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Sobald das Objekt abgebaut ist, übernimmt voraussichtlich in der kommenden Woche eine Kunstspedition den Transport des Hamburger Kulturguts. Dessen Wert beschreibt Olaf Matthes, Fachwissenschaftler 19. Jahrhundert, Hausarchiv und Fotosammlung, so: „Es ist das größte Modell, das wir hier im Museum für Hamburgische Geschichte haben. Das ist ein absolutes Repräsentationsstück mit einer unglaublich tollen langlebigen Materialität. Es ist sehr genau gearbeitet. Um 1900 besaß Hamburg nach London und New York den drittgrößten Hafen der Welt.“

In dreieinhalb Jahren wird das Prachtstück dann hoffentlich in den schönen neuen Räumen des modernisierten Museums zu bewundern sein.