Hamburg. Bei der Premiere der Streamingreihe „Knust Guesthouse“ am 6. März stellt Sängerin Alin Coen drei Lieblings-Newcomer vor.
In den vergangenen zwölf Monaten hat sich das Knust vom Club zur Sendeanstalt gewandelt: Nach den Streaming-Formaten „Doppelzimmer“, „Sound Of Knust“ oder den ebenfalls auch im Knust produzierten Reihen „Back On Stage“ und „TV Party“ feiert an diesem Sonnabend das „Knust Guesthouse“ Premiere: Einmal im Monat stellen jeweils wechselnde musikalische Gastgeberinnen und Gastgeber drei von ihnen persönlich ausgesuchte Newcomer und Geheimtipps vor.
Den Anfang macht die in Berlin lebende Sängerin und Songschreiberin Alin Coen, die auch die Idee für das „Guesthouse“ hatte: „Sie ist bei einem Gespräch mit dem Fotografen und Autoren Sebastian Madej gereift, als wir uns darüber unterhielten, dass wir in diesen Zeiten gern dem Nachwuchs eine Plattform bieten würden, auf der er wahrgenommen werden kann.
Durch die derzeitige Schließung der Clubs gibt es kaum Möglichkeiten, sich einen Namen zu erspielen. Wir wollten Musikerinnen und Musiker, die schon länger dabei sind, ermöglichen, ihre eigene Reichweite zu nutzen, um ihre Lieblings-Newcomer zu präsentieren“, sagt Coen. Wobei sich ihre persönliche Situation natürlich nicht von der ihrer Musikgäste unterscheidet: Alle vermissen die Bühnen.
2020 kehrte Alin Coen mit dem Album „Nah“ zur Musik zurück
2020 sollte eigentlich das Comeback-Jahr von Alin Coen werden. Nach ihrem zweiten Album „We’re Not The Ones We Thought We Were” (2013) hatte die 1982 in Hamburg geborene Sängerin trotz beachtlicher Kritiken erstmal genug von der Musik und studierte Land and Water Management in den Niederlanden. Aber 2020 meldete sie sich zurück mit ihrem ersten komplett im Alleingang komponierten Album „Nah“ und gewohnt einnehmenden wie schwermütigen Folk-Pop-Liedern. Gelegenheiten, die Songs auch live vorzustellen, waren selten. Immerhin konnte sie im August 2020 auf dem Lattenplatz vor dem Knust unter freiem Himmel spielen.
„Für mich ist Konzerte spielen eine Form der Kommunikation. Es beflügelt unheimlich, sehen zu können, wie die eigenen Songs auf ein Publikum wirken. Ich liebe, liebe, liebe es, live zu spielen und mich mit dem Publikum austauschen zu können“, denkt sie an die Touren mit der Alin Coen Band und als Solistin zurück. „Meine Tour, die 2020 zum Album-Release hätte stattfinden sollen, ist auf 2022 verschoben worden. Ich hoffe jetzt zum einen darauf, im Sommer ein paar Shows spielen zu können, aber habe auch schon entschieden, dass ich zusätzlich Konzerte über die Plattform ,micdrops‘ machen werde, um einfach wieder mal vor einem Publikum, dass ich sehen kann, spielen zu können.“
„Guesthouse“ ist auch ein Test für neue technische Ideen
Die derzeit von Musiker Enno Bunger und einem befreundeten Programmierer entwickelte Plattform „micdrops“ soll die „Videokonferenz für Wohnzimmerkonzerte“ werden, mit hoher Audioqualität und der Möglichkeit für Künstlerinnen und Künstler, ihre Fans bei Auftritten auch zu sehen und mit ihnen zu interagieren. Das Knust testet „micdrops“ bereits im Hintergrund, und sobald es problemlos läuft, steht die Plattform zukünftig auch dem Knust-Streamingpublikum gegen einen Zusatzbetrag zur Verfügung.
„Es macht unglaublich Spaß, in dieser herausfordernden Zeit mit engagierten Menschen auf Augenhöhe ein Projekt zu realisieren“, sagt Alin Coen, „das gibt viel Schwung und Motivation mitten im Lockdown. Zudem ist es toll, wie das Knust als Club mit Neugierde und Mut zum Experiment aus dieser Situation das Beste herauszuholen versucht und neue Formate unterstützt.“
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Das von Alin Coen kuratierte „Guesthouse“-Premierenprogramm bestreiten die Sängerinnen Friedo aus Hamburg, Elena Steri aus Nürnberg und Alexa Voss alias Flinte aus Berlin: „Ich habe sie ausgewählt, weil ich Fan von ihnen und ihrer Musik bin. Friedo habe ich bei einem Songwriting-Workshop kennengelernt, bei dem sie mich mit einem Lied zu Tränen gerührt hat. Elena und Flinte habe ich durch meine Instagram-Challenge #musicwomenwednesday kennengelernt. Die Idee ist, drei Songs von tollen Künstlerinnen aus dem eigenen Umfeld zu covern – und wer gecovert wurde ist dann nominiert, wieder drei Künstlerinnen zu covern.“
Für die nächste Folge im April gibt es eine neue Gastgeberin
Bei ihrer Rolle als Gastgeberin konzentriert sich Alin Coen vor allem auf die Musik, die sie und ihre drei Couchsurferinnen gemeinsam und jeder für sich spielen werden. Zwischen den Liedern sprechen sie mit der festen „Guesthouse“-Moderatorin, der Musik-Bloggerin und Abendblatt-Autorin Birgit Reuther.
„Alles, was zwischen den Songs bei Konzerten passiert, fühlt sich für mich häufig an wie auf Glatteis stehen. Und manchmal erzähl ich auch Murks. Aber ich habe ja dankbarerweise meistens ein sehr freundliches Publikum, das mir jeden Quark verzeiht oder mich sogar mit Applaus belohnt“, zeigt sich Alin Coen erleichtert, dass sie den „Guesthouse“-Premierenabend nicht allein schmeißen muss. Aber wie auch immer die Show wird, die nächste Gastgeberin, dann für die April-Ausgabe, steht schon fest: Antje Schomaker.
„Knust Guesthouse“ Sa 6.3., 20.00, Tickets für den Stream zu 11,50 unter tixforgigs.com