Hamburg. Im Schmidts Tivoli erinnerten Freunde und Weggefährten an die 2020 gestorbene Sängerin Regy Clasen – einige kämpften mit den Tränen.
„Ich habe den Soundcheck schon fast nicht überlebt“, erzählt Mat Clasen. Und stimmt das Publikum so auf einen emotionalen Abend im Schmidts Tivoli ein – im Frühjahr 2020 starb seine Schwester Regy 48-jährig an Krebs, das „Tribut für Regy Clasen“ betitelte Konzert versammelt Freunde und Weggefährten. Ein trauriger Abend. Ein wunderschöner Abend.
Die Corona-Pandemie hatte ein kurzfristiges Erinnerungskonzert vor zwei Jahren zunächst verhindert – und wer weiß, vielleicht sorgten mehrere Verschiebungen für ein konzentrierteres Programm, vielleicht gab die zeitliche Distanz den Beteiligten Gelegenheit, sich an den Songs zu reiben, die Stücke wachsen zu lassen. Clasens Musik, das war im Grunde Schlager, aber es war kluger Schlager, der von unerfüllten Sehnsüchten erzählte, von der Einsamkeit unter Großstadtbewohnern – Schlager, der nah an Chanson, Blues und Soul gebaut war.
Konzert für Regy Clasen: Anna Depenbusch kämpft mit den Tränen
Und der seine Melancholie immer mit einem leichten Humor erträglich machte: „Was mich an Regy fasziniert hat, war, wie sie schwere mit leichten Gefühlen zusammenbringen konnte“, erzählt Katie Freudenschuss in ihrer so berührenden wie ironischen Moderation und beschreibt dabei Clasens Kunst genau. „Ich liebe dich/immer noch/dabei weiß ich/es fällt ja doch/nicht weiter ins Gewicht“ singt Florine Dimonyé. Es fällt nicht weiter ins Gewicht, alles leicht, trotzdem traurig.
Wie sehr sich die Beteiligten zurücknehmen, wie sie sich in den Dienst dieser Lieder stellen! Anna Depenbusch kämpft mit den Tränen, als sie „Träumst du nicht“ singt: „Ich glaub, ich überleb das nicht“. Bernd Begemann bekämpft seine Bewegtheit, indem er hektisch über die Bühne tigert. Purple Schulz versteckt sich hinter dem obskuren Saiteninstrument Harpejji.
Erinnerungskonzert: Gwildis und Begemann singen gemeinsam
Selbst ein sich sonst als leidenschaftlicher Performer nach vorne singender wie Stefan Gwildis bleibt im Hintergrund und begleitet Dimonyé bei „Ich fahr zu dir“ per Beatboxing (okay, Gwildis darf später noch einmal gemeinsam mit Begemann ran, sie singen „Bevor dein Tag zu Ende geht“, und das ist dann gleichzeitig lustig und schon wieder herzzereißend traurig). Biggi Waller, Bo Heart, Mimi Schell, Christina Lux, Agata Paulina Clasen, Neil Hickethier und Lennart A. Salomon: alles starke Bühnenpersönlichkeiten. Alle ruhig.
„Ich möchte Regy danken für das Licht, das sie in die Welt gebracht hat“, beschließt Mat Clasen den Abend. „Für diese tollen Songs, die sie geschrieben hat. Und dafür, dass sie all diese Menschen auf und hinter der Bühne zusammengebracht hat.“ Und dann singen all diese Menschen gemeinsam „Da werd ich sein“, Regy Clasens alte Band begleitet, die Bläsergruppe Boxhorns setzt Akzente. Und niemand im Saal ist nicht berührt.