Hamburg. Der Hamburger Autor Gunter Gerlach ist an Demenz erkrankt. Wie Autorenkollege Probsthayn seine Literatur unvergesslich machen will.
Der Hamburger Autor Gunter Gerlach ist ein Meister der kurzen literarischen Form, des lakonischen Stils, der grotesken Erzählung. Mehrfach ist der 1941 in Leipzig geborene Gerlach für seine Kurzgeschichten ausgezeichnet worden. Jetzt hat Autorenkollege Lou A. Probsthayn mittels eines Crowdfundings 33 eben dieser Erzählungen in dem wunderbaren Band „Ein falsches Wort und du bist tot“ herausgeben können.
Der Anlass für dieses verlegerische Projekt allerdings ist ein fürwahr trauriger, Gunter Gerlach ist seit geraumer Zeit schwer an Demenz erkrankt. Weshalb Probsthayn im Schlusswort des Buches schreibt: „Auf dem Weg in sein Vergessen wollte ich auf diesem Weg seine Literatur unvergessen machen.“ Dafür sei ihm Dank gezollt.
Lesenswerte Erzählungen des Hamburger Autors
Weshalb sind diese Erzählungen allesamt so ausnahmslos lesenswert? Gerlach beherrscht ja nicht nur mit leichter Hand die Kunst des grotesken Humors, der nie zur Gänze ins Absurde abtaucht, sondern es höchstens streift. Er ist in diesem grotesken Anhub eben auch ein genauer Beobachter des furchtbar Besonderen und des wahnhaft Alltäglichen. Man lese die wenigen Seiten von „Sauber bleiben“, „Dinger wegschaffen“, „Invasion“ oder „Der Spezialist“, um nur einige Texte zu nennen, verdient hätten es alle.
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Gunter Gerlach ist auch der Erfinder des ersten Privatdetektivs, der unter einer Stauballergie leidet, Bartzsch heißt der Mann, „Kortison“ ist der erste Band einer Reihe lässig-grotesker Kriminalromane mit dieser literarischen Figur. Und in seiner Erzählung „Der Spezialist“ rekurriert Gerlach selbstironisch auf seine Jahre als Autor von Kriminalromanen, wenn er schreibt: „Niemand wird sich noch an meinen Namen erinnern. Ich war einmal Krimiautor. Drei Romane sind von mir vor langer Zeit erschienen. Es gibt sie nicht mehr.“ Es gibt sie noch, zum Glück, und sei es bei manchen Bänden auch nur antiquarisch. Man möge sie wieder lesen, wie auch die Kurzgeschichten in „Ein falsches Wort und du bist tot“. Sie erzählen viel über den Wahnwitz unseres Lebens, das bei aller Tragik einfach auch saukomisch sein kann.
Gunter Gerlach: „Ein falsches Wort und du bist tot“ Hrsg. von Lou A. Probsthayn, Literatur Quickie Verlag, 210 S., 19 Euro
Lesung aus dem Buch: Fr 23.7., Altonaer Museum, Innenhof, weitere Infos folgen