Hamburg. Der Hamburger Autor ist einer von sechs Nominierten. Verliehen wird die Auszeichnung am 14. Oktober.
Der Hamburger Schriftsteller Saša Stanišić steht im Finale des Deutschen Buchpreises 2019. Nominiert ist er mit seinem aus dem Frühjahr stammenden Roman „Herkunft“, einem romanhaften und von der Kritik einhellig gelobten Memoir, in dem der 1978 geborene Autor von seinem Herkommen aus Bosnien und seinem Ankommen in Deutschland erzählt. Stanišić dürfte mit diesem von ernsthaften Antrieben geleiteten, aber auch komischen, mit diesem so sympathisch wie wortmächtig geschriebenen Werk gute Chancen haben, die mit insgesamt 37.500 Euro dotierte Auszeichnung zu erhalten.
Es wäre die zweite große Auszeichnung für Stanišić, der im Jahr 2014 für „Vor dem Fest“ den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. Auch sein Debüt „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (erschienen 2006) und der Erzählungsband „Fallensteller“ (2016) waren durchweg überzeugende Veröffentlichungen – und so ist Stanišić verdientermaßen längst zu einer Art Everybody’s Darling in der deutschsprachigen Literaturszene geworden.
Neben „Herkunft“ stehen fünf weitere Titel auf der Shortlist des Buchpreises. Es sind dies „Das flüssige Land“, der Debütroman der Österreicherin Raphaela Edelbauer, „Nicht wie ihr“, der Debütroman des Österreichers Tonio Schachinger – er behandelt, kein Witz, die kapitalistische Seite des Profifußballs –, außerdem Miku Sophie Kühmels Debütroman „Kintsugi“ und Jackie Thomaes Roman „Brüder“.
Buchpreis: Favoriten gehen leer aus
Der älteste und neben Stanišić prominenteste Finalist ist Norbert Scheuer, der mit „Winterbienen“ nach 2009 bereits zum zweiten Mal auf der Shortlist steht. Es scheint also alles fein austariert – drei Frauen und drei Männer, große, mittlere und kleine Verlage; auch zwei Österreicher sind dabei und unter den Nominierten aus Deutschland zwei mit Migrationshintergrund. Mit drei Debüts und drei Autoren unter 30 ist sie überdies recht jung geraten.
Favorisierte Autorinnen wie Nora Bossong und Eva Schmidt gingen leer aus, und für Jan Peter Bremer (für seine brillante literarische Komödie „Der junge Doktorand“) und Alexander Osang (für sein Totalitarismus-Epos „Die Leben der Elena Silber“) hätte man sich einen Shortlist-Platz durchaus gewünscht. Aber so ist der Deutsche Buchpreis: Man wähnt persönliche Vorlieben – natürlich immer zu Unrecht – von der siebenköpfigen Jury missachtet.
Verliehen wird der Deutsche Buchpreis am berühmten Vorabend der Buchmesse am 14. Oktober im Frankfurter Römer. Im vergangenen Jahr trug Inger-Maria Mahlke („Archipel“) den Sieg davon, 2017 gewann Robert Menasse mit „Die Hauptstadt“ und 2016 Bodo Kirchhoff mit „Widerfahrnis“.